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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich.
    »Das tun etliche tausend andere Männer auch«, sagte Howard grob.
    »Aber sie heißen nicht Herman Melville«, sagte ich. »Ich kannte ihn verdammt gut, als ich noch in New York gelebt habe, Howard. Wenn er auch nur die Hälfte seiner guten Verbindungen behalten hat, kann er eine wertvolle Hilfe für uns sein.«
    »Du willst ihn einweihen?«, fragte Howard zweifelnd. »Das halte ich nicht unbedingt für eine gute Idee.«
    »Wer spricht von einweihen?«, gab ich zurück. »Aber es gibt niemanden unten im Hafen, den Mel nicht auf die eine oder andere Weise kennt. Ich glaube nicht«, fügte ich sarkastisch hinzu, »dass die New Yorker Behörden uns eine Genehmigung verschaffen werden, nach Liberty Island zu fahren und in der Freiheitsstatue herumzuschnüffeln.«
    »Und er kann es?«, fragte Howard ungläubig.
    Ich zuckte mit den Achseln, ersparte mir aber die Antwort, denn in diesem Moment kam Mel zurück, ein Tablett mit vier frisch gefüllten Biergläsern in der Hand balancierend und schon verdächtig schwankend. Der gute Mel war niemals sehr trinkfest gewesen. Ich wartete, bis wir angestoßen hatten, dann kam ich übergangslos zur Sache.
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Mel«, sagte ich. »Genauer gesagt, zwei.«
    »Nur zu«, antwortete Mel. »Was brauchst du?«
    Ich zögerte einen Moment, dann entschied ich mich, dass es wenig Sinn hatte, lange um den heißen Brei herumzureden. »Falsche Papiere«, sagte ich gerade heraus. »Für Howard und Rowlf.«
    Howard ächzte hörbar, während Mel mich nur mit neu erwachendem Misstrauen anstarrte. »Also doch«, sagte er schließlich.
    »Also doch … was?«
    Mel lächelte, aber er wirkte auf schwer zu formulierende Weise enttäuscht. »Deine Geschichte war einfach zu schön, um wahr zu sein«, sagte er. »Ich würde mich nicht trauen, sie in einem Buch zu bringen. Der verlorene Sohn, der seinen Vater wiedertrifft und ein Millionenvermögen erbt. Pah! Ich beginne zu ahnen, woher dein Geld stammt Robert.«
    »Du täuschst dich«, sagte ich – und sorgte auf meine ganz persönliche Weise dafür, dass er es auch glaubte. Ich kam mir dabei ziemlich schäbig vor; einen Menschen seines freien Willens zu berauben, hat mir noch nie Freude bereitet. Es ist entwürdigend; auch für mich. Aber wir hatten keine Zeit, lange zu diskutieren. Und ich hatte ihn ja nicht einmal belogen.
    »Sie … dürfen das nicht falsch verstehen, Mister Melville«, sagte Howard verlegen. »Wir sind in der etwas prekären Situation, unserer Papiere verlustig gegangen zu sein. Und uns bleibt nicht die Zeit, sie uns auf legalem Wege wieder zu besorgen.«
    Mel schnaubte abfällig. »Sparen Sie sich Ihre Ausreden, Mister wie-immer-Sie-heißen-mögen. Sie täuschen sich und Ihr junger Freund auch. Ich hatte niemals mit solchen Dingen zu tun und ich will auch jetzt nichts damit zu schaffen haben.«
    »Niemand verlangt, dass du etwas Ungesetzliches tust, Mel«, sagte ich hastig. »Ich weiß, dass du eine ehrliche Haut bist. Ich brauche nur eine Adresse. Nun komm schon – du kennst doch Gott und die Welt. Was ist mit unserer alten Bande? Existiert sie noch?«
    »Wenn du deine alte Bande meinst«, antwortete Mel betont und jetzt eindeutig feindselig, »zum Teil. Ein paar sitzen, ein paar hat es erwischt und ein oder zwei von ihnen haben ein ganz normales Leben angefangen. Aber die meisten treiben es schlimmer denn je.« Er wurde mit einem Male sehr ernst. »Früher wart ihr eine Jugendbande, Robert, aber täusche dich nicht. Aus einigen deiner alten Freunde sind handfeste Verbrecher geworden. Es wäre besser, du würdest dich von ihnen fern halten.«
    »In ein paar Tagen geht mein Schiff«, antwortete ich ebenso ernst. »Ich denke, ich bin in England fern genug von ihnen. Aber ich möchte Howard und Rowlf mit mir nehmen. Ich bitte dich, Mel – es ist nicht so, wie du glaubst. Wir haben einfach keine Zeit, den offiziellen Weg zu nehmen.«
    Mel schwieg, hob sein Bierglas und starrte mich über seinen Rand hinweg an, trank aber nicht. »Und der zweite Gefallen?«, fragte er schließlich.
    »Das wird etwas leichter«, sagte Howard. »Robert und wir möchten gerne die Freiheitsstatue sehen. Können Sie uns hinbringen?«
    »Völlig unmöglich!«, erwiderte Mel heftig. »Ich kann Ihnen eine Adresse geben, an die Sie sich wegen der Papiere wenden können – aber in die Freiheitsstatue? Unmöglich!«, sagte er noch einmal und schüttelte zusätzlich den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen. »Die

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