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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hieb prellte ihm die Waffe aus der Hand.
     
    Selbst in einer Stadt wie New York ist es nahezu unmöglich, um drei Uhr morgens einen Wagen zu bekommen; zumal einen, der einen in die Hafengegend fährt, und zumal, wenn es sich um eine so bunt zusammengewürfelte und für einen Fremden sicherlich nicht unbedingt Vertrauen erweckend erscheinende Gruppe wie die unsere handelt. Das Hotel war kein Problem gewesen – Mel hatte uns eine Unterkunft besorgt, in der man nicht viele Fragen stellte und sich damit zufrieden gab, dass ich im Voraus bezahlte, aber als ich den Portier nach einem Mietwagen fragte, glotzte er mich nur blöde an und als wir schließlich, nach einer fast halbstündigen Suche, endlich eine freie Droschke fanden, ließ der Kutscher seine Peitsche knallen und stob davon, kaum dass er uns richtig gesehen hatte.
    So machten wir uns schweren Herzens zu Fuß auf den Weg, der gottlob nicht besonders weit war und den ich noch zur Genüge kannte; wenngleich ich früher in diesen Teil der Stadt allerhöchstens gekommen war, ein paar reiche Fatzkes um ihre Brieftasche zu erleichtern. Amüsiert führte ich mir die Tatsache vor Augen, dass ich heute genau zu der Klasse gehörte, die ich früher kurzerhand ausgeraubt hatte. Und etwas weniger amüsiert, dass es auch heute noch eine ganze Menge junger Männer geben musste, die ganz genau so dachten wie ich damals.
    Aber wir erreichten unbehelligt den Hafen, was sicherlich nicht zuletzt an Mels Führung lag, und nach einer Weile begann ich wieder den altvertrauten, mit Worten unmöglich zu beschreibenden Geruch wahrzunehmen, der mich durch einen großen Teil meiner Jugend hindurch begleitet hatte.
    Und dann hörte ich etwas, was mir leider Gottes ebenfalls nur zu vertraut war: Aus einer Gasse, nur wenige Schritte vor uns, drangen gedämpfte Schreie, ein ersticktes, gurgelndes Keuchen und das dumpfe Klatschen von Fäusten, die auf Fleisch trafen. Abrupt blieb ich stehen.
    »Was ’n los?«, brummte Rowlf.
    Statt einer Antwort löste ich die Verriegelung meines Stockdegens und deutete mit einer Kopfbewegung nach vorne. »Dort wird gekämpft«, sagte ich.
    »Misch dich nicht ein, Junge«, sagte Mel. »Besser, wir gehen zurück. Es gibt noch einen anderen Weg zur Mole.«
    Aber ich hörte gar nicht hin. Mit einer Geste gab ich Howard und ihm zu verstehen, dass sie zurückbleiben sollten, nickte Rowlf aufmunternd zu und legte die Hand auf den Knauf meines Stockes, während wir weitergingen. Der geschliffene Kristall bewegte sich leicht. Ein nur sanfter Zug – und der harmlos aussehende Spazierstock würde sich in eine tödliche Waffe verwandeln. Nicht, dass ich vorhatte, jemanden umzubringen oder auch nur zu verletzen. Aber ich war in dieser Gegend aufgewachsen und kannte sie nur zu gut.
    Als wir die Gasse betraten, sah ich im ersten Moment nichts als eine Mauer aus Schatten. Aber die Schläge und das Stöhnen waren lauter geworden – und dann bewegten sich die Schatten und ich erkannte zwei, schließlich drei Burschen, die einen vierten gepackt hatten und offensichtlich gerade dabei waren, ihn zusammenzuschlagen.
    »Aufhören!«, sagte ich scharf.
    Die drei Kerle fuhren zusammen und drehten sich in einer einzigen, sehr schnellen Bewegung herum. Eine Sekunde lang starrten sie uns nur an und ich begann schon zu hoffen, dass allein unser Auftauchen ihnen einen solchen Schrecken eingejagt hätte, dass sie die Flucht ergriffen.
    Sie taten es nicht.
    Stattdessen ließen sie von ihrem Opfer ab und kamen langsam auf Rowlf und mich zu. Metall blitzte in der Dunkelheit. Etwas rasselte. Ich sah, dass einer der Burschen eine kurze, silberfarbige Kette schwang.
    »Was wollt ihr?«, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Verschwindet bloß und mischt euch nicht ein. Das hier geht euch nichts an.«
    Ich deutete auf den zusammengesunkenen Körper hinter den dreien. »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte ich ruhig, »waren Sie gerade dabei, zu dritt einen Wehrlosen zu misshandeln. Ich denke, das geht mich doch etwas an.«
    »Findest du?«, fragte der Bursche mit der Kette. Trotz der Dunkelheit glaubte ich das höhnische Grinsen zu erkennen, das über seine Züge huschte. Sein Gesicht kam mir vage bekannt vor. »Na, dann werden wir dich mal so behandeln, als ginge es dich was an.«
    »Lass den Unsinn, Leroy«, sagte ich ruhig.
    Der hochgewachsene, schwarzhaarige Bursche blinzelte verwirrt. Wie Mel erkannte auch er mich nicht wieder, zumal es in der Gasse dunkel war. Aber wie zuvor hielt

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