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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blühende Phantasie gehabt, Bob. Wie ist es – darf ich dich und deine Freunde auf ein Bier einladen? Das Wiedersehen muss gefeiert werden. Aber nicht hier«, fügte er säuerlich hinzu.
    Keiner von uns hatte etwas dagegen einzuwenden die Polizeiwache zu verlassen, und eine knappe Viertelstunde später saßen wir gemeinsam in einem Lokal, das Mel so geschickt ausgesucht hatte, dass weder Howard noch er auf der einen oder ich auf der anderen Seite zu großes Aufsehen erregt hätten. Rowlf schon. Aber Rowlf erregte prinzipiell überall Aufsehen.
    »Also«, begann ich die Unterhaltung, nachdem wir uns gesetzt und unsere Bestellung aufgegeben hatten. »Was macht ein Mann wie du auf der Wache, Mel? Ärger?«
    Melville zog eine Grimasse. »Nicht direkt«, sagte er. »Vor ein paar Tagen hat es einen Brand unten am Hafen gegeben. Eine üble Geschichte. Einer meiner Wachmänner ist ums Leben gekommen.«
    »Und du -«
    »Ich hab’ nichts damit zu tun«, versicherte er hastig. »Aber Tatsache ist, dass O’Connelly und ich nicht gerade das waren, was man dicke Freunde nennt. Und die Cops sind nervös. In letzter Zeit sind eine Menge komischer Sachen passiert, gerade unten am Hafen.« Er seufzte, unterbrach sich einen Moment, als der Kellner kam und unser Bier brachte, und nutzte die Zwangspause, Howard und Rowlf sehr eingehend zu mustern.
    »Du arbeitest noch immer im Hafen«, stellte ich fest, als wir wieder allein waren.
    Mel grinste säuerlich, trank einen Schluck Bier und seufzte übertrieben. »Was bleibt mir übrig?«, fragte er. »Die Welt besteht aus Banausen, Junge: Ich warte darauf, dass mindestens drei Millionen Leser begreifen, was für ein Genie ich bin.«
    »Leser?« Howard sah auf. »Sie schreiben, mein Bester?«
    »Dann und wann«, bestätigte Mel. »Den Großteil meiner Zeit verbringe ich allerdings damit, im Hafen zu arbeiten, um meine Miete bezahlen zu können.« Er sah Howard fast herausfordernd an. »Warum fragen Sie, Mister Lovecraft?«
    »Nun …« Howard lächelte fast verlegen. »Auch ich bringe dann und wann etwas zu Papier. Wenn auch bisher ohne Erfolg, wie ich gestehen muss.« Ich blickte ihn fragend an, denn dieses Eingeständnis war mir neu, aber Howard ignorierte meinen Blick. »Was verfassen Sie?«, fuhr er fort, an Mel gewandt. »Gedichte?«
    »Auch«, sagte Mel amüsiert. »Dann und wann einen Roman, aber, wie gesagt, es reicht nicht, davon zu leben. Vielleicht«, fügte er grinsend hinzu, »werde ich erst nach meinem Tode berühmt und Moby Dick gehört eines Tages zu den Klassikern.«
    »Moby Dick?«
    »Der Titel meines Romanes«, erklärte Mel.
    Howard runzelte die Stirn. »Ich muss gestehen, dass ich noch nichts davon gehört habe«, sagte er ein wenig verlegen.
    Mel lächelte. »Das macht nichts. Es gibt etliche Millionen Amerikaner, die noch nichts davon gehört haben.« Er trank wieder von seinem Bier, stellte das Glas mit einer übertrieben heftigen Bewegung auf den Tisch zurück und sah mich auf eine Weise an, die deutlich machte, dass er das Thema damit für erledigt hielt. »Aber jetzt bist du erst einmal dran, zu erzählen«, sagte er. »Wo zum Teufel bist du die ganze Zeit gewesen? Und wie ist es dir ergangen?«
    Und ich erzählte. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich eine ganze Menge Phantasie und Improvisationstalent entwickelte, Mel mein Leben in den letzten vier Jahren zu schildern, ohne auch nur ein einziges Wort Wahrheit in die Geschichte einfließen zu lassen. Aber es gelang mir tatsächlich, ihm die Story vom männlichen Aschenputtel aufzubinden und offensichtlich so überzeugend, dass er mir glaubte. Vielleicht war es auch einfach meine äußere Erscheinung, die ihn mehr überzeugte als meine Worte. Aber gleichwie – ich redete fast eine Stunde, in der Mels Blick immer anerkennender wurde. Schließlich erhob er sich, entschuldigte sich für einen Moment und machte sich schwankend auf den Weg zur Toilette. Die sieben oder acht Bier, die er im Verlauf der letzten Stunde in sich hineingegossen hatte, zeigten Wirkung.
    »Was soll das eigentlich?«, fragte Howard, kaum dass Melville außer Hörweite war. »Deine Wiedersehensfreude in allen Ehren, Junge, aber wir haben anderes zu tun, als uns mit einem Möchtegern-Schreiberling zu betrinken.«
    »Mel ist alles andere als ein Möchtegern-Schreiberling, du verkanntes Genie«, erklärte ich lächelnd. »Und ich habe einen sehr triftigen Grund mit ihm zu reden, Howard.«
    »Und welchen?«
    »Er arbeitet am Hafen«, erklärte

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