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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erkundigte sie sich wie beiläufig – was ihr freilich nicht ganz gelang, denn ihre Stimme bebte vor freudiger Erregung – und deutete hinter sich. Ich musste mir fast den Hals verrenken, um der Geste zu folgen.
    Der Ausstieg aus der Kammer lag nur knapp drei Fuß über dem Knochenmeer und wurde von zwei Fackeln flankiert, die in eisernen Halterungen steckten. Eine davon hatte Sill entzündet und ihr flackernder Schein riss ein helles, unstet schwankendes Dreieck aus der Dunkelheit. Ein Gang! Soweit ich erkennen konnte, führte er in sanfter Steigung bergauf. Zur Oberfläche zurück!
    »Es war nicht einfach, die Fackel zu entzünden«, fuhr Sill fort. »Die Dinger sind fast versteinert. Wer weiß, wie lange dieser Tempel hier schon verborgen liegt.« Sie machte eine vage Bewegung mit der Hand. »Der Legende nach sind die Dhahab vor mehr als dreihundert Jahren ausgestorben. Nun …« Sie stockte und lachte dann nervös auf. »Es heißt, Anubis hätte sie zu sich geholt, sie durch die Pyramiden in sein Totenreich entführt.«
    Ich kann nicht leugnen, dass mir bei diesen Worten ein kalter Schauer über den Rücken lief. Diese Legende nahm Formen an, die mir nicht sonderlich behagten. Selbst Sill el Mot, die als Kind dieser Wüste gewiss Realität und Sage zu unterscheiden wusste, schien ihr mehr Wahrheit beizumessen, als sie mich glauben machen wollte.
    Ich fand, dass es an der Zeit war, diesen ungastlichen Ort zu verlassen!
    Wieder schien Sill meine Gedanken zu erraten, noch bevor ich Gelegenheit fand, sie auszusprechen. Sie rollte sich wieder auf den Bauch und begann, auf den Ausstieg zuzukriechen. Das wuchtige, zweischneidig geschliffene Schwert an ihrer Seite pflügte eine tiefe Schneise in den Acker morscher Gebeine.
    Ich folgte ihrem Beispiel – und verharrte wieder in der Bewegung. »Mein Stockdegen«, erinnerte ich mich mit leisem Schrecken.
    Sill drehte sich halb zu mir herum.
    »Vergiss es«, sagte sie und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe schon alles abgesucht – ohne Erfolg. Er muss geradewegs zwischen die Knochen gerutscht sein, wahrscheinlich sogar bis zum Grund.«
    »Ich muss ihn finden!«, beharrte ich, energischer, als ich es eigentlich wollte. Natürlich konnte Sill nicht ahnen, was mir der Degen bedeutete, dass er mehr war als eine einfache Waffe; viel mehr. Der Shoggotenstern in seinem Knauf hatte mir mehr als einmal das Leben gerettet. Außerdem – wieder wollte ich es mir nicht recht eingestehen, doch ich hatte es schon zu oft gespürt, als dass ich es leugnen konnte – war da etwas, das ihn weit über eine scharfe Klinge und einen hölzernen Schaft heraushob. Auf geheimnisvolle, unwirkliche Weise schien der Stockdegen in Augenblicken höchster Gefahr zu leben. Fast, als wäre er beseelt vom Geist Rodericks …
    Unsinn!, schalt ich mich selbst einen Narren. Deine Phantasie geht mir dir durch, Robert! Als nächstes wirst du den Degen wohl auch noch rufen!
    Ich fuhr wie unter einem Schlag zusammen. Denn kaum hatte ich den Gedanken formuliert, als ich mit einem Male wusste, wo sich der Stockdegen befand! Wie in Trance rollte ich abermals herum, wischte einige Knochen beiseite und griff zielsicher in die Tiefe. Und fühlte den kühlen Knauf des Degens unter meiner Hand!
    Aber nicht nur ihn!
    Etwas Dünnes, Nasses traf meinen Arm dicht über dem Handgelenk, schlang sich blitzschnell zwei, drei Mal um ihn herum und zog sich mit einem brutalen Ruck zusammen.
    Ich schrie – mehr vor Überraschung denn vor Schmerz – und wollte die Hand zurückreißen. Es gelang mir nicht. Stattdessen fühlte ich einen zweiten, widerlich feuchten Strang um meinen Arm und wurde im gleichen Moment nach unten gezerrt.
    Die Knochen zerbrachen wie morsches Holz. Ich sank mit dem Oberkörper ein, tastete mit der freien Linken vergeblich nach einem Halt und schrie abermals auf, als sich etwas Spitzes in meine Brust bohrte. Für einen Moment wallte Finsternis vor meinen Augen auf. Ein dritter Strang tastete nach meinem Gesicht, peitschte mit einem feuchten Schmatzen über das Kinn – und zog sich um meinen Hals zusammen. Ich schlug wie von Sinnen um mich, traf auf einen weichen, elastischen Widerstand, ohne ihn jedoch zu durchbrechen, fühlte mich weiter in die Tiefe gezerrt.
    Über mir schrie Sill verzweifelt auf, ich hörte, wie ihr Schwert aus der Scheide glitt, sirrend durch die Luft pfiff und schließlich mit metallischem Klirren gegen Stein schlug. Noch im selben Augenblick erklang aus dem Knochenmeer unter

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