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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»ziehe ich einen ordentlichen Kampf einem ungewissen Schicksal vor. Wer weiß, wo der Tunnel hinführt. Und ob uns der Rückweg nicht versperrt wird, wenn wir weitergehen.«
    Ich hätte auf sie hören sollen, damals. Bis heute weiß ich nicht, welcher Teufel mich ritt, als ich den Kopf schüttelte und sagte: »Warte hier auf mich. Ich werde es herausfinden.«
    Und weiterkroch, ohne auch nur auf ihre Antwort zu warten. Vielleicht war es eine plötzliche, durch nichts begründete Hoffnung, einen Sesam-öffne-dich zu finden, der geradeaus ins Freie führte. Vielleicht war es die Angst, noch einmal auf jene unheimliche Kreatur zu treffen, deren Kräfte ich deutlicher zu spüren bekommen hatte als Sill. Vielleicht war es auch nur bloße kindische Neugierde.
    Auf jeden Fall war es das Falscheste, was ich in diesem Moment tun konnte.
    Und dabei ging es die ersten drei, vier Yards noch gut voran. So lange jedenfalls, bis ich mit eisigem Schrecken feststellen musste, dass der Boden des Tunnels unter meinen Händen nachzugeben begann.
    Der Scheitelpunkt, den ich gerade überwunden hatte, senkte sich mit einem ohrenbetäubenden Kreischen herab. Ich verlor den Halt, rutschte auf der plötzlich entstandenen Schräge nach unten – und einem finsteren Spalt entgegen, der sich wie ein hungriges Maul vor mir öffnete. Mit einem Schrei fuhr ich herum und versuchte mich an den glatten Wänden des Tunnels festzukrallen. Ich spürte kaum, wie meine Fingernägel brachen, wie mein Blut den Stein benetzte und rutschig machte.
    Es war ein sinnloses Unterfangen. Die Anstrengungen der letzten Minuten und die Verletzung, die ich mir selbst beigebracht hatte, forderten ihren Tribut. Meine Kräfte erlahmten rasch. Ich glitt aus, schlug mit dem Kopf gegen den Fels und rutschte rasend schnell nach unten weg.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte ich noch einen Blick in Sills entsetzt aufgerissene Augen, als sie vor mir in der Dunkelheit des Schachtes verschwand, der sich unter uns aufgetan hatte. Dann erreichte auch ich den Rand der Schräge, versuchte ein letztes Mal an den spiegelglatten Wänden Halt zu finden, stieß mit den Füßen ins Leere – und stürzte hinab in eine bodenlose Finsternis. Sah weit unter mir die wild taumelnde Lichtspur der Fackel. Hörte Sills gellenden Schrei in meinen Ohren hallen. Fühlte, wie etwas tief in mir zerbrach und sich gleichsam vom Körper zu lösen schien, wie alles um mich herum mit einem Male so leicht und nichtig wurde.
    Anubis’ Totenreich!, war mein letzter, erstaunter Gedanke, bevor sich meine Sinne vollends verwirrten. Die Legende hatte doch Recht …
     
    Mit einem Male war nichts als finstere Nacht um ihn herum. Undurchdringliche Dunkelheit und … Angst.
    Eine panische, jedes logische Denken hinwegfegende Angst.
    Herbert George Wells saß wie versteinert da, unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. In seinen Ohren rauschte das Blut und in seinem Gehirn hallte nur der dumpfe, rasende Schlag des Herzens wider. Und ein Gedanke, den er nicht begreifen konnte.
    Unmöglich!
    Es konnte unmöglich dunkel sein – der Ruhmkoffsche Apparat konnte nicht erlöschen. Irgendwo in Georges Erinnerung war da die Gewissheit, dass die elektrisch betriebene Lampe noch für Stunden hätte Licht erzeugen müssen, aber die Panik erstickte den Gedanken, noch ehe er ihn fassen konnte.
    Es war dunkel! Und sie kamen näher!
    Mit einem gellenden Schrei löste sich George aus seiner Starre, als aus der Finsternis ein Laut an seine Ohren drang. Sie kamen! O mein Gott, sie kamen näher! Inmitten dieser schrecklichen Dunkelheit schlichen sie an ihn heran, streckten ihre fetten, weißen Finger nach ihm aus, fuhren sich mit der aufgedunsenen blauen Zunge über die Lippen, gierten nach seinem Leben, seinem Fleisch …
    Licht! Er brauchte Licht – oder sie würden ihn packen, in der nächsten Sekunde schon!
    George Wells fuhr in die Höhe und riss seine Jacke auf. Die schweren Knöpfe aus Nussholz flogen davon und klimperten zu Boden, doch in seiner außer Kontrolle geratenen Phantasie wurde das Geräusch zu leisen Schritten, die näher kamen, immer näher und näher …
    In blinder Hast tastete George über seine Brusttasche, fühlte die Streichholzschachtel und zog sie hervor. Mit fliegenden Fingern öffnete er das kleine Kästchen, griff hinein und – es war leer!
    Natürlich – er hatte die Zündhölzer doch vorhin verstreut, vor wenigen Minuten erst, als er das zweite Schwefelholz entzünden wollte! Warum, um

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