Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
mir ein zweiter Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ – ein krächzender, papageienhafter Laut, der nichts Menschliches in sich barg.
    Gleichzeitig lockerte sich der Griff um meinen Arm. Ich riss den Stockdegen aus dem Berg bleicher Gebeine und führte einen schnellen Streich vor meiner Brust. Der Strang um meinen Hals löste sich, warmes Nass sprudelte daraus hervor und besudelte mein Gesicht. Angewidert rollte ich mich zur Seite, zog die Beine nach und versuchte, mich aufzurichten.
    Natürlich gelang es mir nicht. Einen Herzschlag lang stand ich mit wild rudernden Armen da, kippte dann unter dem nachgebenden Untergrund wieder zurück und fiel gegen die Wände des Kraters, den ich in das knöcherne Meer gerissen hatte.
    Und fühlte groben Stoff unter meinen Fingern. Sills Umhang!
    »Halte dich fest!«, rief sie mir zu; eine Aufforderung, der ich nur allzu gern nachkam. Kaum hatte ich mich mit der Linken festgekrallt, als ein neuer Ruck durch meinen Körper ging. Jetzt konnte ich zum ersten Mal meinen Gegner im Licht der Fackel sehen.
    Zwei fingerdicke Fäden, fetten weißen Würmern gleich, schossen nach oben und schlangen sich um meine Beine, krochen unter der Hose bis zu den Knien hoch und zerrten mich wieder hinab in die Tiefe. Sill schrie erschrocken auf, verlor den Halt und brach gleichfalls ein.
    Wenn sie die Jellaba losließ, war es aus. Dann konnte mich nichts mehr retten!
    Dieser Gedanke gab mir neue Kraft. In einer letzten, verzweifelten Anstrengung riss ich die Beine an meinen Körper, schwang die Klinge des Stockdegens und schlug zu.
    Blut spritzte auf und färbte die bleichen Knochen rot. Die beiden Fäden peitschten sekundenlang wie in Agonie umher, bis sie schließlich zwischen den Knochen verschwanden.
    Wie ich die Energie aufbrachte, mich an Sills Umhang emporzuziehen und mit ihr den Ausstieg in der Wand zu erreichen – ich weiß es selbst nicht. Ich war am Ende meiner Kräfte angelangt, als wir endlich das Loch in der Mauer erreichten und in die Kühle des Ganges eintauchten.
    Hinter uns schien das Knochenmeer zu explodieren. Ein wütendes Brüllen, urgewaltiger noch als der erste Schrei, trieb uns in blinder Hast vorwärts und wir waren kaum in den Tunnel eingedrungen, als ein Wald weißer, feucht glänzender Tentakel im Einstieg erschien und nach unseren Beinen tastete. Wir entkamen ihm nur um Haaresbreite.
    Der Gang war niedriger, als es auf den ersten Blick ausgesehen hatte. Wir mussten uns auf Knie und Hände herablassen, um hineinkriechen zu können.
    Sill hatte geistesgegenwärtig die brennende Fackel mit sich genommen, sodass wir unseren Weg zumindest nicht in absoluter Dunkelheit finden mussten. Doch in ihrem flackernden Schein mussten wir nun erkennen, dass unsere Hoffnung, einen Weg zur Oberfläche zu finden, verfrüht gewesen war. Verlief der Tunnel auch auf den ersten Yards stetig in die Höhe, so knickte er nun um gut sechzig Grad ab und führte wieder tiefer in den Fels hinein. Ich wandte mich zu Sill um, die ein Stück zurückgefallen war, nun aber aufschloss und im nächsten Moment gleichfalls zusammenschrak.
    »Und was nun?«, brach sie nach einer Weile das Schweigen, das sich angesichts dieser unerwarteten Wendung über uns gelegt hatte.
    Ich hob die Schultern und zog mich mit einem Ruck über den Scheitelpunkt des Tunnels. »Weiter. Was sonst? Oder hast du Sehnsucht nach …«
    Die spöttische Bemerkung, die mir in einem Anflug von Galgenhumor auf der Zunge gelegen hatte, blieb mir im Halse stecken.
    »Was war das?«, flüsterte Sill erschrocken. Auch sie hatte das leise Geräusch vernommen, das plötzlich aus der Dunkelheit des Ganges an unsere Ohren gedrungen war. Ein Knirschen und Schaben, als wenn sich große steinerne Blöcke bewegten und gegeneinander rieben. Aber noch bevor wir den Laut recht bestimmen konnten, war er schon wieder verstummt. Und abermals herrschte Totenstille.
    Diesmal war ich es, der das Schweigen brach. »Ich fürchte, die Opferplatte war nicht der einzige Mechanismus hier«, vermutete ich. »Ich wüsste nur gern, was wir da ausgelöst haben.«
    Sill kniff ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ihre Hand tastete unbewusst nach dem Knauf des wuchtigen Schwertes, als sie an mir vorbei in die Dunkelheit starrte.
    »Vielleicht sollten wir tatsächlich umkehren«, sagte sie schließlich. »Noch sind wir zumindest in der Nähe der Erdoberfläche. Außerdem« – sie schlug mit der flachen Hand auf die Schneide ihres Schwertes –

Weitere Kostenlose Bücher