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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alleinige Klang des Wortes Hass in ihr hervor. Einen grenzenlosen, unmenschlichen Hass, für den es keine Begründung gab, der sie jedoch quälte, als wäre der Name eigens zu dem Zweck erfunden worden, ihr Pein zuzufügen.
    Ihr Name lautete Priscylla und sie befand sich in einem privaten Sanatorium außerhalb von London, darin erschöpfte sich ihr Wissen. Viele Männer in weißen Kitteln – Ärzte, wie ihr nun bewusst wurde – hatten sich lange mit ihr beschäftigt, allen voran Dr. Jackson, ein noch junger Arzt mit einem sympathischen, offenen Gesicht. Er hatte ihr einen Trunk eingeflößt, woraufhin sie in diese Dämmerwelt zwischen Schlafen und Wachen geglitten war.
    Etwas war mit ihr geschehen, hatte sich in ihre Gedanken eingeschlichen und nun endlich hatte es die Schatten in ihrer Seele vertrieben. Priscylla begriff, dass sie krank gewesen war, sich im Griff von etwas Fremdem, Bösartigem befunden hatte, das nun überwunden war.
    Der Widerschein eines grellen Blitzes drang durch die Vorhänge und tauchte das Zimmer für einen Sekundenbruchteil in fast taghelles Licht.
    Als wäre der Blitz ein Signal gewesen, spürte Priscylla, wie erneut etwas Fremdartiges nach ihren Gedanken griff. Sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an, aber die fremde Kraft war stärker. In rasendem Tempo begann sich die Umgebung zu verändern. Es war fast, als ob eine unbekannte Macht in die Realität hineingreifen und diese verändern würde; eine neue Art der Wahrnehmung, die nur die Ausgeburt eines schrecklichen Fiebertraumes sein konnte.
    Priscylla sah eine junge Frau, die kaum älter als sie selbst war. Das Gesicht der Frau blieb seltsam unscharf und konturlos, aber sie war sich sicher, es noch niemals zuvor gesehen zu haben. Die Fremde befand sich auf der Flucht. Immer wieder wandte sie den Kopf nach einem ebenso undeutlich erkennbaren Verfolger um, während sie von panischer Angst getrieben durch die nächtlichen Straßen hetzte. Irgendwann erreichte der Mann sie und schleuderte sie zu Boden. Ein Blitz flammte auf und beleuchtete die gespenstische Szene.
    Im gleichen Moment zerrissen die Schatten, die das Gesicht des Verfolgers verhüllt hatten.
    Priscylla fuhr in ihrem Bett hoch und stieß einen gellenden Schrei aus. Wenige Sekunden später griffen starke Hände nach ihr und pressten sie auf das Bett zurück.
    Aber sie schrie noch immer. Und sie hörte auch nicht auf. Erst als die gleichen Hände, die sie hielten, eine dünne Nadel in ihre Vene stießen und ihr ein beruhigendes Medikament injizierten, beruhigte sie sich.
    Sehr langsam.
     
    Jennifer glaubte wahnsinnig zu werden.
    Die Gestalt des Mannes war stämmig und groß, seine ganze Haltung drückte eine geradezu animalische Wildheit aus. Die Züge seines Gesichts waren grob und ungeschlacht, auf entsetzliche Art in sich verschoben, als hätte die Hand eines Riesen es zusammengepresst und anschließend neu zu modellieren versucht. Aber obwohl der Unbekannte sich über sie beugte, konnte Jennifer es nur undeutlich erkennen, als ob es hinter einem nebeligen Schleier verborgen wäre. Auf unbegreifliche Art schienen die Konturen des Gesichts in sich zu verschwimmen und unschärfer zu werden, je stärker sie sich darauf konzentrierte.
    Breitbeinig stand der Fremde vor ihr und starrte auf sie herab. Sein Atem ging rasch und keuchend und erzeugte ein widerwärtiges, rasselndes Geräusch. Seine Augen glühten unter einem inneren Feuer.
    Jennifer wollte schreien, aber eine unsichtbare Hand schien ihr die Kehle zusammenzupressen. Sie war unfähig sich zu rühren. Gelähmt vor Schrecken starrte sie den Fremden an.
    In der Hand hielt er einen Spazierstock mit einem wuchtigen, silbernen Knauf. Ein gemeines Lächeln glitt über sein Gesicht, während er zum Schlag ausholte; langsam und genüsslich.
    Endlich gewann Jennifer die Besinnung zurück. Sie schrie auf und wälzte sich zur Seite. Kaum eine Hand breit neben ihrem Körper hämmerte der silberne Knauf aufs Pflaster.
    Jennifer versuchte aufzuspringen, aber auf dem feuchten Boden verlor sie den Halt und stürzte erneut. Der Stock fuhr herab, traf ihren Rücken und zog eine feurige Spur über ihre Haut.
    Der Schmerz raubte ihr den Atem. Sie riss den Mund auf, war aber nicht einmal in der Lage, einen Schrei auszustoßen. Zusammengekauert blieb sie am Boden liegen und begann zu wimmern.
    Irgendwo klangen Stimmen auf. Jennifer schöpfte wieder schwache Hoffnung.
    »Hilfe!«, krächzte sie mit überschnappender Stimme.
    Einen Moment wirkte

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