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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Fremde irritiert und hob lauernd den Kopf. Die Stimmen wurden lauter und dann hörte Jennifer schwere Schritte, die sich rasch näherten.
    »Hilfe!«, schrie sie noch einmal.
    Brutal riss der Mann sie hoch und schlug ihr mit der Hand ins Gesicht. Ihr Schrei brach ab. Schwarze Nebel wallten vor Jennifers Augen.
    Sie spürte nicht mehr, wie der Mann sie wie einen Sack über seine Schulter warf und mit ihr in der Dunkelheit untertauchte.
     
    »Sill«, rief ich verstört. »Was hat das zu …«
    »Gehen Sie endlich«, unterbrach sie mich kalt. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie wollen, aber ich werde Sie töten, wenn Sie nicht sofort verschwinden.«
    Um ihren Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, hob sie ihr Schwert noch ein wenig an.
    Ich begriff überhaupt nichts mehr. War sie denn verrückt geworden, dass sie mich nicht mehr erkannte? Die Entschlossenheit in ihrem Blick zeigte, dass sie ihre Drohung ohne zu zögern wahr machen würde, wenn ich nicht gehorchte.
    »Sill, komm zu dir!«, unternahm ich einen letzten Versuch sie zur Besinnung zu bringen.
    Gedankenschnell stach ihr Schwertarm vor; so schnell, dass ich keine Chance mehr zum Ausweichen gehabt hätte, wenn sie mich hätte treffen wollen. Kaum eine Hand breit vor meiner Kehle verharrte die Klinge.
    Es war aussichtslos, weiter auf sie einzureden. Sie musste wirklich den Verstand verloren haben und würde mich töten, wenn ich ihr weiterhin zu helfen versuchte. Ich trat einige Schritte zurück und drehte die Handflächen nach außen, um ihr zu zeigen, dass ich ihr nicht feindlich gesinnt war.
    Noch einmal hob sie das Schwert und sprang mit einem Schrei auf mich zu. Der Hieb war nicht nach mir gezielt, aber ich sprang zurück und rannte einige Schritte weit.
    Als ich mich umdrehte, stürmte Sill in die entgegengesetzte Richtung davon. In Abständen von wenigen Sekunden rissen Blitze ihre Gestalt aus der Dunkelheit. Sie tauchte in eine Gasse ein.
    Ich rannte ihr ein Stück nach, bis ich ebenfalls die Abzweigung erreicht hatte. Die Gasse lag leer und verlassen vor mir. Von Sill fehlte jede Spur.
    Resignierend wandte ich mich wieder um. Der sintflutartige Regen hatte mich mittlerweile bis auf die Haut durchnässt. Es hatte keinen Sinn, die Gegend nach Sill zu durchsuchen. Es gab Tausende von Schlupfwinkeln, wo sie sich verstecken konnte. Mir blieb nur die Hoffnung, dass sie schnellstens wieder zur Besinnung kam. Sie wusste, wo ich wohnte, und sobald ich zu Hause war, würde ich nach ihr suchen lassen. Mehr konnte ich vorläufig nicht für sie tun.
    Verbissen stapfte ich weiter. Die Kleidung klebte mir am Körper; in meinen Schuhen schwappte das Wasser bei jedem Schritt. Der Regen fiel wie eine Wand aus Wasser vom Himmel und für einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken mich irgendwo unterzustellen und zu warten, bis das Unwetter weitergezogen war. Ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Die Sorge um Sill trieb mich voran; ich musste den Ashton Place so schnell wie möglich erreichen. Außerdem war ich ohnehin nass bis auf die Knochen und wahrscheinlich würde ich mir mindestens eine saftige Erkältung einhandeln. Das Gewitter konnte noch Stunden andauern, und wenn ich mich – nass wie ich nun schon war – irgendwo unterstellte, statt mich zu bewegen, würde höchstwahrscheinlich eine Lungenentzündung daraus werden. Ich brauchte schnellstens trockene Kleidung und einen starken Grog. Beides konnte ich nur zu Hause bekommen. Oder …
    Ich ärgerte mich, dass ich nicht früher auf den Gedanken gekommen war. Der Ashton Place lag fast am entgegengesetzten Ende von London. Wesentlich näher lag die Kanzlei Dr. Grays. Er würde nicht gerade begeistert sein, zu dieser Zeit aus dem Schlaf gerissen zu werden, aber der Ärger würde sich bei meinem Anblick wohl schnell legen.
    Noch schneller als zuvor hastete ich weiter.
    Meine Gedanken kreisten um die beiden Unbekannten, die uns überfallen hatten. Noch einmal sah ich das grässlich deformierte Gesicht vor mir und spürte den Schmerz, als ich nach dem Mann geschlagen hatte. Es gab keinen Zweifel, dass Magie für die Verwandlung verantwortlich war, aber dadurch wurde das Verhalten der Unbekannten nur noch unverständlicher.
    Wer waren die Männer? Warum hatten sie uns überfallen und warum hatten sie sich damit begnügt uns nur niederzuschlagen, anstatt uns umzubringen, als sie die Gelegenheit dazu hatten?
    Ich spürte ein leichtes Kribbeln im Arm und fühlte eine kleine Schwellung, als ich mit der

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