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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hand darüberstrich. Wahrscheinlich ein Bluterguss, der vom harten Griff des Unheimlichen herrührte.
    Eine unbedeutende Verletzung.
    Dachte ich …
     
    »Möcht’ nur wissen, wo der Kleene steckt«, murmelte Rowlf zum wiederholten Male. Zusammen mit Howard saß er in der Bibliothek von Andara-House, obwohl es bereits weit nach Mitternacht war. Mehr aus Verzweiflung denn aus Wut schlug er mit der Faust auf die Lehne seines Sessels, die ein bedenkliches Knirschen von sich gab. »Wenigstens ’ne kurze Nachricht hätter in der ganzen Zeit ma schickn könn’, oda?«
    Auch Howard machte sich Sorgen um Robert, aber er ließ sich seine Unruhe nicht anmerken. Versonnen blickte er in die Flammen des Kaminfeuers, das eine behagliche Wärme im Raum verbreitete, sog gelegentlich an seiner Zigarre und blies stinkende graue Rauchwolken in die Luft.
    Sie waren selbst erst vor zwei Tagen nach London zurückgekehrt und hatten hier erst erfahren, dass Robert immer noch nicht zurückgekehrt war.
    Howard sprach nicht aus, was er dachte. Es entsprach wirklich nicht Roberts Art, fast vier Monate lang spurlos unterzutauchen, ohne irgendein Lebenszeichen von sich zu geben.
    Falls er dazu in der Lage war.
    Das war der springende Punkt. Howard wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Es mochte tausend und mehr völlig harmlose Erklärungen geben, warum Robert sich nicht meldete. Niemand wusste, wo er nach dem Durchgang durch das Tor, das sich in der Wanduhr in seinem Arbeitszimmer verbarg, herausgekommen war. Es konnte sein, dass er irgendwo am anderen Ende der Welt gelandet war und einfach noch keine Möglichkeit gehabt hatte, eine Nachricht abzuschicken.
    Aber es gab auch mindestens ebenso viele mögliche Erklärungen, die weit weniger harmlos waren – dafür aber sehr viel wahrscheinlicher.
    Die Kette der Möglichkeiten begann damit, dass er überhaupt nicht erst aus dem Tor herausgekommen war, denn das Transportsystem der GROSSEN ALTEN wurde von Tag zu Tag instabiler, und sie endete damit, dass sie sich wegen Todesfall einen neuen Helden für die Serie suchen mussten. Dazwischen lag eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten und Howards Phantasie reichte aus, sich genügend Schicksale vorzustellen, die schlimmer als der Tod sein mochten.
    Aber er sprach nichts von alldem aus. Er wusste, wie sehr Rowlf an dem »Kleenen« hing, auch wenn man ihm aufgrund seines grobschlächtigen Äußeren kaum mehr als die Sensibilität eines besonders dickhäutigen Nilpferdes zutraute. Es nutzte niemandem solchen düsteren Gedanken nachzuhängen.
    Das Läuten der Türglocke ließ ihn auffahren. Hastig erhob er sich, aber noch schneller war Rowlf. Der Hüne stürmte an ihm vorbei durch die Eingangshalle und riss das Portal auf.
    »Wat wolln Sie denn?«, fuhr er die Frau auf der Schwelle mit unverhohlener Enttäuschung an.
    Auch Howard fühlte sich enttäuscht; einige Sekunden lang hatte er wirklich der wahnwitzigen Hoffnung nachgehangen, es könnte Robert sein, auch wenn er wusste, wie unwahrscheinlich ein so unverhofftes Auftauchen nach der langen Zeit war.
    Die Frau ignorierte Rowlf schlichtweg und wollte an ihm vorbei ins Haus treten, doch hatte sie sich damit in ihm verrechnet. Mit einer spielerisch anmutenden, für die Unbekannte jedoch sicherlich wenig angenehmen Handbewegung packte er sie und hielt sie zurück.
    Die Frau warf ihm einen wütenden Blick zu, dann schaute sie Howard wieder an.
    »Sie müssen Mr. Lovecraft sein. Ich komme von Robert, er … Aua, Sie tun mir weh«, fuhr sie Rowlf an, der seinen Griff bei der Erwähnung von Roberts Namen unwillkürlich verstärkt hatte.
    »Robert? Wo ist er? Was ist passiert?«, stieß er hervor und vergaß vor Aufregung sogar seinen Akzent.
    »Wenn Sie mich endlich hereinließen, könnte ich Ihnen alles erklären«, fauchte die Frau.
    Howard erkannte, dass sich hinter der Maske ihrer Aggressivität tiefe Unsicherheit und ein noch nicht verwundener Schrecken verbargen. Sie musste Schlimmes durchgemacht haben. Aufmerksam musterte er sie.
    »Wat is nu mit Robert?«, polterte Rowlf, kaum dass sie eingetreten war. »Wer sin Sie denn überhaupt?«
    »Ich heiße Sill el Mot. Vor ein paar Stunden bin ich mit Robert angekommen und dann …«
    Sie sprach nicht weiter, sondern sah Howard hilflos an. Sie musste Schlimmes durchgemacht haben, dachte er und musterte sie noch einmal aufmerksam.
    »Sie heißen also Sill«, sagte er. »Wie Sie richtig vermutet haben, bin ich Howard Lovecraft. Sie bringen eine Nachricht

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