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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war wie der Sog des Steines vorhin und doch viel stärker. Eine animalische Kraft zerrte an ihr und drohte sie zu verschlingen.
    Jeany/Nimué schrie. Sie fühlte sich ausgebrannt, leer wie ein Stück zu Asche zerfallener Kohle. Trotzdem kämpfte sie gegen Corabhainns übermächtigen Willen an, obwohl sie keinen Funken Energie mehr in sich fühlte. Nur der stete Fluss frischer magischer Kräfte, der auf sie einströmte, hielt sie noch aufrecht.
    Aber wie lange noch?
    Sie hörte Corabhainns Stimme wie das grelle Krächzen eines alten Raben, hörte seinen eindringlichen Ruf, ihren Widerstand aufzugeben, und taumelte trotzdem weiter. Durch die Nebelschwaden erkannte sie einen Mann, der sich langsam und wie in Gedanken versunken dem Heiligtum näherte.
    Einen sehr sonderbaren Mann, jung und gleichzeitig alt, weich und gleichzeitig hart wie Stahl, verwundbar und gleichzeitig stark wie ein Gott.
    Sie rannte schneller.
    Als Jeany/Nimué den Fremden erreichte, gaben ihre Beine unter ihr nach und sie umklammerte seinen Hals, um nicht zu fallen.
    »Mister, danke«, flüsterte sie. »Sie haben mir eben das Leben gerettet!«
     
    Es war der mit Abstand seltsamste Schalterbeamte, den ich je gesehen hatte. Vor einem Augenblick hatte ich noch ein hageres, verhärmtes Gesicht vor mir gesehen und den Fahrschein von dem Mann entgegengenommen. Jetzt hielt ich ein etwa achtzehnjähriges Mädchen im Arm, das alles andere als hager und verhärmt aussah. Sie hatte ein hübsches Gesicht, langes blondes Haar und ein paar große, blaue Augen, die mich voller Dankbarkeit anstrahlten. Ihr Kleid sah zwar etwas mitgenommen aus, brachte aber trotzdem die Vorzüge ihrer Figur zur Geltung.
    Die nächsten zehn Sekunden verbrachte ich damit, allen Ernstes an meinem Verstand zu zweifeln. Die Unbekannte sagte etwas, aber ich verstand sie nicht. Ich stand einfach da, starrte sie mit offenem Mund an und wartete darauf endlich aufzuwachen.
    Aber ich erwachte nicht, weil ich wach war.
    Dies hier war die Wirklichkeit – was immer dieses Wort auch bedeuten mochte …
    Normalerweise hätte ich es genossen, so ein junges Ding an meiner Brust zu spüren. Doch jetzt jagte mir ihr Anblick einen kalten Schauer über den Rücken. Ich brauchte mich nicht extra umzusehen, um zu erkennen, dass ich mich nicht mehr in der Schalterhalle des Bahnhofes aufhielt, sondern irgendwo in der freien Natur.
    Der Nebel war so dicht, dass ich keine drei Schritte weit sehen konnte. Außerdem stank er regelrecht nach Magie; so intensiv, dass mir fast körperlich übel davon wurde. Irgendetwas war in diesem Nebel, etwas Hässliches und Böses und Niederträchtiges … Das dunkle Gefühl eines drohenden Unheils schlug seine hässlichen Krallen in meinen Nacken wie ein unsichtbarer Bluthund. Ohne dass es mir richtig bewusst wurde, stieß ich das Mädchen beiseite und löste die Verriegelung meines Stockdegens. Dabei sah ich, dass ich die nun völlig nutzlose Fahrkarte nach London noch in meinen klammen Fingern hielt.
    Der Anblick traf mich wie ein Schock, denn mehr als alles andere bewies er, dass ich nicht in irgendeinem Hospital lag und phantasierte …
    Ich steckte sie mit einer Verwünschung weg und sah das Mädchen genauer an. Erst jetzt spürte ich eine seltsame Ausstrahlung, die von ihr ausging und die mich sehr unangenehm berührte. Dann begriff ich.
    Die Kleine war derart mit Magie vollgestopft, dass selbst meine besondere Freundin Lyssa eine Anfängerin gegen sie gewesen wäre. Noch während ich diese Entdeckung machte, wusste ich, dass diese Kraft es gewesen war, die mich aus London hierher gelockt hatte.
    Der zweifache Blackout, während dem ich mich wie eine ferngelenkte Puppe benommen hatte, war ihr Werk.
    Am meisten erschreckte mich jedoch die Tatsache, dass mir das Mädchen seltsam bekannt vorkam. Nicht ihre Gestalt, da war ich mir sicher, dass ich sie heute zum ersten Mal zu Gesicht bekam, sondern ihre Magie.
    Es war etwas sonderbar Vertrautes an ihr, aber es handelte sich nicht um die fürchterliche und unmenschliche Zauberkraft der GROSSEN ALTEN, auch nicht um die sinnverwirrende Hexenkunst der Magier von Salem oder die Begabung eines Sitting Bull.
    Die Kraft des Mädchens war beinahe ein Spiegelbild meiner eigenen, von Roderick Andara ererbten Magie. Sie hätte eine Schwester von mir sein können …
    Natürlich war das Unsinn. Mein Name ist Robert Craven, nicht Luke Skywalker; und dieser Zufall wäre nun doch etwas zu groß. Und doch – etwas an ihr war mir vertraut,

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