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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tod.
     
    Jack Fancer blickte zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten zur Uhr. Und zum zehnten Male hatte er das Gefühl, dass die Zeiger sich – wenn überhaupt – höchstens rückwärts bewegt haben konnten …
    Immer noch nicht Feierabend, dachte er enttäuscht und wandte sich wieder seiner Liste zu. Wenn wenigstens die Abrechnung stimmen würde, dann könnte er seinen Schreibtisch zusperren, sich zurücklehnen und warten, bis die Uhr die zwölfte Stunde schlug. Doch auch beim dritten Zusammenrechnen fehlten die zwei Pfund, sieben Shilling noch genauso wie beim ersten Mal.
    »Verdammt. Irgendwo müssen sich die Kröten doch versteckt haben. Jameson ist glatt in der Lage, mir die Summe vom Gehalt abzuziehen«, fluchte Jack und addierte die Beträge auf seiner Liste zum vierten Mal. Draußen setzte sich der letzte Zug aus London schnaufend in Bewegung und die wenigen Fahrgäste, die aus den Waggons gestiegen waren, verschwanden rasch im Nebel. Bis auf einen, dem Jack den feinen Pinkel auf den ersten Blick ansah.
    Wütend über die Ungerechtigkeit der Welt, die es zuließ, dass ein Mann in einem Anzug herumlief, der gut seine 100 Pfund wert war, während er sich selbst um lächerliche zwei Pfund, sieben Shilling Sorgen machen musste, rechnete Jack seine Liste ein weiteres Mal durch. Gerade als er die fehlende Summe entdeckt zu haben glaubte, sprang die Tür knallend auf und der feine Pinkel stolzierte wie ein Pfau herein.
    Jacks Laune sank noch weiter. »Was wollen Sie?«, fragte er mürrisch.
    »Eine Fahrkarte nach London. Erster Klasse, wenn’s geht.«
    Jack holte den Billetblock aus der Schublade und füllte den Fahrschein aus. Für einen Augenblick überlegte er, ob er dem Pinkel nicht die zwei Pfund sieben Shilling dazuschreiben sollte – der Laffe sah nicht so aus, als würde er es überhaupt merken. Der Betrag würde ihm sicher nicht wehtun. Doch dann dachte Jack daran, dass Jameson in solchen Sachen keinen Spaß verstand. Da war es dann doch leichter, die Summe aus der eigenen Tasche zu bezahlen und wenigstens seinen Job zu behalten.
    »Macht zehn Pfund, drei Shilling«, sagte er und schob dem Pinkel den Fahrschein zu. Der ergriff ihn mit einer fahrigen Geste und zog mir der anderen Hand eine Zwanzig-Pfund-Note aus der Jackentasche. Jack steckte den Schein in die Geldkassette und kramte das Wechselgeld zusammen.
    Fast fünf Mal so viel, wie ich brauche, dachte er, plötzlich ärgerlich über seine eigene Ehrlichkeit. Teufel auch, die Welt war ungerecht, gelinde ausgedrückt.
    »Sir, Ihr …«
    Jack sprach nicht weiter, sondern blickt den Fremden verwirrt an.
    Der Mann sah ihn nicht mehr. Er blickte ihn an, aber sein Blick ging förmlich durch Jack hindurch. Und in seinen Augen war … irgendetwas. Etwas, das Jack beinahe Angst machte.
    »Sir?«, fragte er vorsichtig. »Ist Ihnen … nicht gut?«
    Der Fremde antwortete. Aber dann begriff Jack, dass er gar nicht mir ihm sprach, sondern etwas flüsterte, was sich entfernt wie »Neemooah« anhörte.
    Und plötzlich drehte er sich um und rannte wie ein Wahnsinniger zur Tür hinaus. Jack sah ihm einen Augenblick verdattert nach, dann begann er zu schreien.
    »Heh Sie, Mister! Ihr Wechselgeld …«
    Aber er rief nur einmal.
    Und auch nicht sehr laut …
     
    Der Fremde blieb zwei Schritte vor Jeany stehen und deutete mit dem knotigen Stock in seiner Rechten auf sie. Im ersten Moment war sie nur erstaunt; erstaunt und ein wenig verwirrt. Aber dann …
    Jeany stieß einen erstickten Ruf aus, als sie die beiden ineinander verschlungenen Schlangen erkannte, die den Griff des Stockes bildeten. Sie … lebten!
    Kaltes, eisiges Entsetzen packte sie, als der Gedanke langsam ganz in ihr Bewusstsein sickerte. Sie musste weg hier, nur fort, fort, fort von hier!
    Fast als hätte er ihre Gedanken gelesen, berührte der Alte sie in diesem Moment mit der Spitze des Stabes. Nur ganz leicht, beinahe sanft, und doch – der Schmerz raste wie ein tobsüchtiges Tier durch Jeanys Körper. Sie schrie auf und wand sich wie unter einem Schlag. Jede einzelne Nervenfaser in ihrem Leib schien in Flammen zu stehen. Sie spürte, dass sie sterben würde, wenn der entsetzliche Schmerz nur noch eine Sekunde anhielt.
    Und irgendetwas in ihr erwachte.
    Es war, als hätte der schreckliche Schmerz irgendetwas geweckt, eine Mauer durchbrochen, die seit ihrer Kindheit da war und das, was dahinter lag, vor ihr wie sie selbst vor ihm beschützte. Und dieses Etwas in ihr gab ihr die Kraft, auf den

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