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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausgefallen.
    Die Sorge um Howard ließ mich sogar meine Seekrankheit vergessen. Drei Tage lang war er ohne Bewusstsein; dem Tode näher als dem Leben. Sein Gesicht war totenbleich, sein Herzschlag kaum noch spürbar, doch Nemos Ärzte gaben den aussichtslos erscheinenden Kampf um ihn nicht auf.
    Am dritten Tag kam er erstmals wieder zu Bewusstsein, wenn auch nur für ein paar Sekunden, bis er wieder in seinen todesähnlichen Erschöpfungsschlaf fiel.
    Aber ich wusste, dass er überleben würde.
    Zumindest er.

 

     
     
    Auf den ersten Blick war es ein Moor wie jedes andere auch. Gasblasen zerplatzten mit leisem Blubbern und verströmten einen schwachen, aber trotzdem durchdringenden Fäulnisgestank. Ein paar verkrüppelte Bäume und Büsche hatten ihre Wurzeln in den morastigen Untergrund gekrallt. Äußerlich gab es keinen Unterschied zu Dutzenden anderer Sumpfgebiete.
    Doch nur auf den ersten Blick.
    Auf den zweiten wirkte es Furcht einflößend. Und mehr noch als das: gefährlich!
    Und es wirkte nicht nur so …
    Ich konnte das Gefühl nicht richtig in Worte kleiden, aber es erschien mir fast, als sei die Gegend von einer unsichtbaren, nur unterschwellig spürbaren Aura des Bösen durchdrungen. Jeder Stein, jeder Busch und jeder der wenigen, verkrüppelten Bäume schien Gefahr auszuatmen, ein unbestimmtes, vages Grauen, das wie auf dürren Spinnenbeinen in meine Seele kroch und mich mit einem ständig wachsenden Gefühl des Unbehagens erfüllte. Es war noch keine wirkliche Furcht, aber doch etwas, das ihr sehr nahe kam.
    Unbehaglich blickte ich mich um. Ich hatte in den vergangenen Jahren gelernt auf meine Ahnungen zu hören. Es hatte sich als der sicherste Weg erwiesen am Leben zu bleiben.
    Aber da war nichts.
    Nur das Moor.
    Ein Weg, gerade breit genug, um halbwegs sicher darauf gehen zu können, schlängelte sich vor und hinter mir zwischen den Moorgewächsen durch, die auf eine bizarre, mit dem Auge nicht zu erfassende Art tot anmuteten.
    Nebelstreifen stiegen aus dem Sumpf. Wie die oktopoiden Arme eines gestaltlosen Ungeheuers schienen sie über die Pflanzen zu tasten, um ihnen alles Leben zu entziehen und die Atmosphäre der Düsternis noch zu vertiefen.
    Über mir spannte sich ein grauer, an Quecksilber erinnernder Himmel. Am Horizont zeigten sich noch letzte rötliche Streifen und erinnerten an den Sonnenuntergang, der erst wenige Minuten zurückliegen konnte. Aber das Licht verblasste rasch. Immer rascher breiteten sich die Schatten der Abenddämmerung über die Landschaft aus und deckten sie wie ein finsteres Tuch aus Gestalt gewordener Nacht zu.
    Ich ließ meinen Blick ziellos umherirren, doch in allen Richtungen zeigte sich das gleiche trostlose Bild. Nirgendwo gab es auch nur den geringsten Hinweis darauf, wo ich mich befand.
    Ich wusste nicht einmal, wie ich hierher gekommen war.
    Die vage Erinnerung an Feuer tauchte aus meinem Gedächtnis auf. Feuer und ein riesiges, mit seltsamen, unbegreiflichen Symbolen verziertes Portal, das mich aufgesogen und hierhin ausgespien hatte. Doch ich wusste nicht zu sagen, ob es sich um echte Erinnerungen handelte, oder nur um eine Vision.
    Es war auch gleichgültig.
    Viel wichtiger war für mich, wie ich von hier wegkam, und das möglichst schnell. Die bizarre Landschaft flößte mir Angst ein. Eine Angst, die sich nicht allein durch meine Situation oder die trostlose Öde des Sumpfes erklären ließ.
    Es war auch nicht allein der düstere Odem der Verderbnis und des Todes, der über diesem Landstrich zu liegen schien.
    Es war eine Mischung aus allem, gepaart mit dem Gefühl einer von Sekunde zu Sekunde größer werdenden Gefahr. Ich konnte beinahe körperlich spüren, wie sich irgendetwas näherte; lautlos schleichend und unter dem brodelnden Morast verborgen.
    Ein schwacher Windhauch, der den Geruch nach Moder und Verwesung mit sich trug, zerzauste mein Haar. Gleichzeitig spürte ich eine leichte Bewegung am Fuß. Ich schrie vor Schreck auf und sprang zurück. Der Stockdegen glitt wie von selbst in meine Hand. Dann erst merkte ich, dass mich nur ein vom Wind bewegtes Schilfgewächs genarrt hatte, das mein Bein streifte. Erleichtert strich ich mir mit der Hand den kalten Schweiß von der Stirn.
    Aber das Gefühl einer nahenden Gefahr blieb und wurde immer noch stärker. Ich glaubte es wie einen unsichtbaren Reif zu spüren, der um meine Brust lag und mir die Luft abschnürte.
    Willkürlich entschied ich mich für eine Richtung und lief den Weg entlang. Nun ja

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