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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Blick in ihre Kabinen zurück. Nach all dem, was sie in den vergangenen Tagen durchgemacht hatten, waren auch ihre Nerven stark mitgenommen. Unter dem Kommando Nemos hatten sie zwar schon allerhand Sonderbares erlebt, aber für die meisten von ihnen war es die erste direkte Begegnung mit dem Übernatürlichen gewesen. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie den Schock überwunden hatten. Bis dahin würden sie auf alles Ungewöhnliche übertrieben furchtsam und heftig reagieren.
    Nur Howard blieb zurück. Wie gesagt – den Matrosen genügte diese Erklärung vollauf. Ihm nicht.
    Er trat an die Pritsche, ergriff meinen Arm und betrachtete die Wunde.
    »Nichts von Bedeutung«, sagte ich rasch. »Wahrscheinlich habe ich mir im Schlaf mit einem Fingernagel die Haut geritzt.« Mir fiel nichts Besseres ein, obwohl ich wusste, wie dürftig die Erklärung war. Auch Howard wusste es, aber er schwieg und sah mich nur an. Auf eine Art, die mir ganz und gar nicht gefiel.
    »Also gut, sprechen wir morgen darüber«, sagte er nach ein paar Sekunden.
    »Da gibt es nichts zu besprechen. Ich hatte einen Albtraum, das ist alles«, entgegnete ich wider besseres Wissen.
    »Das ist alles«, echote er spöttisch, mit einer Stimme, die das genaue Gegenteil ausdrückte.
    Wenn er nur endlich gehen würde!
    Etwas hielt mich davon ab, ihm von meinem Traum zu erzählen. Ich war immer noch verwirrt und auch meine Seekrankheit machte sich jetzt wieder bemerkbar. Ich verspürte im Augenblick keinerlei Lust mich ausgiebig mit Howard zu unterhalten, was ich ihm durch ein übertrieben heftiges Gähnen deutlich machte.
    Er musterte mich noch einige Sekunden lang, dann wandte er sich ab und ging schulterzuckend zur Tür zurück.
    Kaum hatte er die Kabine verlassen, stand ich auf und eilte zum Tisch. Ich griff nach dem Stockdegen und löste die Arretierung. Mit einem leisen, quietschenden Laut glitt die Klinge aus ihrer hölzernen Umhüllung heraus.
    Und obwohl ich geahnt hatte, was mich erwartete, erschreckte mich der Anblick zutiefst.
    Auf der Klinge glänzte ein Tropfen frisches, noch nicht einmal geronnenen Blutes.
    Mein Blut!
    Ich wusste, dass es mein Blut war, obwohl ich den Gedanken gleichzeitig verdrängte, um nicht den Verstand zu verlieren.
    Ein Zufall, versuchte ich mir einzureden, nichts als ein dummer Zufall, den ich nicht ernst nehmen konnte, nicht weiter beachten durfte. Großer Gott, was geschah hier?!
    Ich blickte an mir herab. Mein Herz raste.
    Weder entdeckte ich Schlamm noch sonst irgendetwas, das darauf hindeutete, dass auch nur das Geringste an dem Traum Realität gewesen sein könnte. Selbst wenn das Blut an der Klinge des Degens meines war, gab es noch eine ganz harmlose Erklärung dafür. Ich konnte im Schlaf unbewusst aufgestanden sein und nach der Waffe gegriffen haben, auch wenn Schlafwandeln bisher noch nie zu meinen Angewohnheiten gehört hatte.
    Natürlich, das war es!
    Ich ärgerte mich, dass ich nicht gleich auf den nahe liegenden Gedanken gekommen war. Halbwegs beruhigt kehrte ich in mein Bett zurück, lag aber noch lange wach, bevor ich endlich wieder in einen leichten Schlummer fiel. Irgendetwas war da, eine dünne, böse Stimme, die mich selbst noch bis in den Schlaf verfolgte und meine Träume vergiftete und die darauf bestand, dass diese Erklärung vielleicht die naheliegendste war, aber dennoch denkbar falsch.
     
    Früh am Morgen erreichte die NAUTILUS die englische Küste, wo wir in der Nähe von Brighton heimlich an Land gingen. Ich war übermüdet und dachte kaum mehr an den nächtlichen Albtraum.
    Nicht einmal Howard verlor mehr ein Wort über den Zwischenfall, und da die kleine Wunde bereits verschorft war und nicht mehr schmerzte, vergaß ich schnell, was geschehen war.
    Zumindest fast …
     
    Wie stets ließ Professor Denham seine Hand einen Augenblick lang auf der Klinke liegen und atmete tief durch, bevor er die Tür des Zimmers mit der Nummer siebenunddreißig öffnete. Jedes Mal aufs Neue verspürte er ein dumpfes Unbehagen, wenn er diesen Raum betrat.
    Etwas an der Frau, die allein in dem Zimmer lag, war seltsam, ohne dass er sich erklären konnte, was ihn an ihr beunruhigte.
    Wenn sie sich von den anderen Patienten des Summers-Sanatoriums unterschied, dann scheinbar nur in positiver Hinsicht: Sie war stets freundlich, wirkte humorvoll und war sogar zu äußerst anspruchsvollen und geistreichen Gesprächen in der Lage. Sie zeigte sich kooperativ, randalierte nicht – alles in allem konnte man

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