Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Ihnen reden, Craven!«, unterbrach er mich aufgebracht. »Und ich will auch nicht, dass Sie noch einmal mit meiner Frau reden, oder irgendeinem hier. Verschwinden Sie aus der Stadt! Sie haben hier nichts zu suchen. Solche wie Sie brauchen wir hier nicht!«
»Solche wie mich?«, fragte ich. »Was meinen Sie damit?«
Ich hatte gespürt, dass er sich selbst immer mehr in Rage gebracht hatte, und so überraschte mich sein Angriff keineswegs; allenfalls die Brutalität, mit der er erfolgte. Trotzdem bereitete es mir keine Mühe, ihn abzuwehren.
Ich blockte das Knie, das er plötzlich hochriss, um es mir ins Gesicht zu stoßen, mit der flachen Hand ab, packte mit der anderen sein Handgelenk und verdrehte es, kurz und sehr hart. Tom schrie auf, taumelte einen halben Schritt zurück und verlor vollends das Gleichgewicht, als ich seinen Arm plötzlich wieder losließ. Krachend stürzte er auf einen Tisch, der unter seinem Gewicht natürlich prompt zusammenbrach.
Cohen war halb von seinem Stuhl aufgesprungen; seine Hand war unter die Jacke geglitten, wo er wahrscheinlich eine Waffe trug. Aber er führte keine der beiden Bewegungen zu Ende, als er sah, wie leicht ich Toms Angriff abgewehrt hatte. Auch Cordwailer sah mich verblüfft an. Ich war nicht einmal aufgestanden.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Tom sich aus den Trümmern des zusammengebrochenen Tisches wieder erhoben hatte. Der Zorn auf seinem Gesicht war einem Ausdruck vollkommener Verblüffung gewichen; und vielleicht sogar einer Spur von Furcht.
»Seien Sie vernünftig, Tom«, sagte ich. »Ich will mich nicht mit Ihnen streiten. Lassen Sie uns vernünftig miteinander reden.«
Die Worte bewirkten das Gegenteil dessen, was ich beabsichtigte. Die Wut kehrte doppelt schlimm auf Toms Gesicht zurück und ich sah, dass auch noch der letzte Rest von Vernunft in seinem Blick erlosch. Blitzschnell bückte er sich, raffte ein Tischbein auf und stürzte sich auf mich.
Ich sprang auf, ließ mich zur Seite fallen und stieß gleichzeitig das Bein vor. Toms Hieb ging ins Leere und eine Sekunde später stolperte er erwartungsgemäß über mein Bein. Er stürzte zum zweiten Mal, zerschmetterte diesmal nur einen Stuhl, ließ aber zumindest seine Waffe fallen.
Trotzdem kam er im gleichen Moment wie ich wieder auf die Füße und sein Zorn war noch mehr gestiegen. Sein Gesicht loderte vor Hass.
»Tom!«, sagte ich. »Seien Sie doch vernünftig! Ich will Sie nicht verletzen, aber –«
Nun, in diesem Punkt waren wir ebenfalls unterschiedlicher Meinung: Er wollte mich durchaus verletzen und ich war für eine Sekunde abgelenkt und gab ihm leichtsinnigerweise die Gelegenheit dazu. Ein harter Faustschlag traf meinen Mund und ließ mich rückwärts taumeln, gleich darauf explodierte seine andere Faust in meinem Leib und nahm mir den Atem.
Mir blieb keine andere Wahl, als aus dem Spiel Ernst zu machen. Tom war weder ein geübter Kämpfer noch war er besonders gut in Form, aber er wog gute dreißig Pfund mehr als ich und er tobte vor Zorn; ich konnte es nicht riskieren, lange mit ihm herumzuspielen. Als er zu einem dritten Schlag ansetzte, packte ich seinen Arm, verdrehte ihn und stieß ihm gleichzeitig die versteiften Finger zwischen die Rippen. Tom fiel auf die Knie, krümmte sich und rang für endlose Sekunden vergeblich nach Luft, ehe er wieder einen keuchenden Atemzug machte.
»Haben Sie jetzt genug?«, fragte ich. »Wenn nicht, können wir gerne weitermachen.«
Er versuchte stöhnend auf die Knie zu kommen, schaffte es aber erst beim dritten Anlauf. Sein Gesicht war kreidebleich.
Und trotzdem gab er noch nicht auf. Plötzlich und mit gesenktem Kopf und ausgebreiteten Armen stürmte er auf mich zu, wahrscheinlich, um mich einfach mit seinem überlegenen Gewicht niederzurennen, und diesmal musste ich meine ganze Geschicklichkeit aufwenden, um ihm noch einmal zu entschlüpfen. Wie ein Torero vor einem angreifenden Stier drehte ich mir zur Seite, packte ihn, als er an mir vorüberstürmte, und umschlang seinen Hals mit dem Arm. Die andere Hand krallte ich in sein Haar und riss seinen Kopf zurück. Es musste sehr wehtun; außerdem bekam er kaum noch Luft. Trotzdem gab er nicht auf, sondern zappelte und wand sich in meinem Griff, dass ich alle Mühe hatte, ihn überhaupt zu halten. Ich versetzte ihm einen Tritt in die Kniekehle, der ihn auf die Knie herabfallen ließ, hielt ihn aber weiter eisern fest.
»Verdammt, Tom, hören Sie auf!«, sagte ich. »Wenn Sie nicht aufgeben,
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