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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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allzu ferner Zukunft quer stellen und vielleicht kentern würde.
    In Cohens Augen wetterleuchtete die Vorahnung eines kommenden Gewitters. Aber er beherrschte sich noch einmal und antwortete mit ruhiger, wenn auch hörbar nur noch mit letzter Kraft in Zaum gehaltener Stimme: »Ich verstehe Sie einfach nicht, Craven. Dieser Mann ist vielleicht verrückt, auf jeden Fall naiv und kindisch. Aber er hat rein gar nichts getan, um Ihren Auftritt von gerade zu rechtfertigen.«
    »Ich nehme ihm den selbstlosen Samariter nicht ab!«, erwiderte ich angriffslustig. »Irgendetwas geht dort draußen in diesem Turm vor, Cohen. Ich habe Ihnen erzählt, was ich erlebt habe, und es war keine Einbildung, ganz egal, was Sie jetzt auch denken. Schauen Sie sich doch an, was er aus den Kindern gemacht hat.«
    »Was hat er denn aus ihnen gemacht?«, erkundigte sich Cohen.
    »Das haben Sie doch gesehen!« Ich schrie jetzt fast. »Haben Sie Joshuas kleinen Auftritt schon vergessen?«
    Cohen schüttelte betont langsam den Kopf. »Nein. Und ich verstehe immer noch nicht, warum Sie ihn geschlagen haben.«
    »Das habe ich nicht!« Jetzt brüllte ich ihn wirklich an. Ich stockte für eine Sekunde, sowohl im Wort als auch im Schritt, riss mich mühsam zusammen und fuhr nur etwas leiser fort: »Er hat es so hingestellt, dass es so aussehen musste, Cohen. In einem Punkt haben Sie Recht – ich habe mich wirklich wie ein Idiot benommen. Ich bin genau in seine Falle getappt.«
    Cohen sagte nichts dazu, aber sein Blick sprach Bände. Offensichtlich begann er allmählich wirklich an meinem Geisteszustand zu zweifeln. Ich konnte es ihm nicht einmal verübeln.
    »Meinetwegen steigen Sie in diesen Zug und fahren nach London zurück, Cohen. Setzen Sie sich in Ihr gemütliches Büro und schreiben Leute auf, die ihre Kutsche vor einen Hydranten gestellt haben. Vielleicht ist das auch besser so.« Das war jetzt nur noch kindischer Trotz und Cohen zog es vor, gar nichts darauf zu sagen. Aber sein Schweigen reizte mich nur umso mehr. Ich wollte mich streiten und dass er sich nicht provozieren ließ, fachte meinen Ärger nur zu noch höherer Glut an. »Irgendetwas stimmt nicht mit dieser Stadt«, fuhr ich gereizt fort. »Mit ihr nicht, und schon gar nicht mit ihrem so genannten Wohltäter.« Ich gab mir Mühe, dem Wort einen möglichst höhnischen Klang zu verleihen, aber es hörte sich selbst in meinen eigenen Ohren einfach nur dumm an.
    Mittlerweile hatten wir Cordwailers Etablissement erreicht und ich schluckte alles, was mir noch auf der Zunge lag, herunter, und trat hinter Cohen in den schattigen, muffig riechenden Raum.
    Cordwailer stand hinter seiner zerschrammten Theke und musterte uns mit der gleichen, unterdrückten Feindseligkeit, die vom ersten Moment an in seinem Blick gewesen war, die mir aber erst jetzt richtig auffiel. Während Cohen wortlos zur Treppe und nach oben ging, setzte ich mich an den Tisch unter dem Fenster und bestellte ein Bier. Fast zu meiner Überraschung bekam ich es. Aber es war warm und das Glas hatte einen Sprung, sodass sich auf dem Tisch allmählich eine gelblich schimmernde Lache bildete.
    In dumpfes Brüten versunken saß ich da und wartete, dass Cohen zurückkam. Ich war darauf gefasst, ihn mit gepackter Tasche erscheinen zu sehen, und auf eine weitere Auseinandersetzung vorbereitet. Aber zugleich verspürte ich eine so tiefe Verwirrung wie selten zuvor im Leben. Es war nicht das erste Mal, dass ich es mit jenen unheimlichen Mächten zu tun bekam, deren Wirken ich in der vergangenen Nacht am Strand beobachtet hatte. Dass wir – unbeschadet der Tatsache, dass von Crowley nichts zu entdecken gewesen war – auf der richtigen Spur waren, daran zweifelte ich keine Sekunde. Die unheimliche Fadenkreatur im Wasser musste ein gigantisches Shoggotenwesen sein, ein Geschöpf ähnlich dem Baumdämon, dem ich vor Jahren einmal fast zum Opfer gefallen wäre. Aber da gab es ein paar Dinge, die ich einfach nicht verstand. Das Geschöpf hätte mich mit Leichtigkeit töten können. Tatsächlich hatten meine Gegner, wenn ich es recht bedachte, in den letzten Wochen ein halbes Dutzend Gelegenheiten gehabt, meiner habhaft zu werden oder mich gleich auf der Stelle umzubringen; wenn nicht Schlimmeres.
    Aber was mich noch viel mehr verunsicherte, war meine eigene Reaktion. Seit wir in Brandersgate angekommen waren, hatte ich einen Fehler nach dem anderen gemacht und jeder war ein bisschen schlimmer gewesen als der vorhergehende. Es war, als wäre

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