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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ekeliges Viehzeug!«
    »Du hast Recht«, pflichtete ihm Shorty bei. »Verschwinden wir von hier.«
    Jack drehte sich herum – und sog im gleichen Moment wie ich erschrocken die Luft ein.
    Auch hinter uns erhob sich plötzlich ein schwarzes, engmaschiges Netz.
    Wir waren den Gang vor nicht einmal einer Minute entlanggekommen und da war es noch nicht da gewesen, aber jetzt erhob es sich vom Boden bis zur Decke und verwehrte uns den Weg.
    Und anders als das, vor dem Shorty stand, war es nicht leer.
    Seine Bewohnerin hockte im Zentrum des Netzes und glotzte uns aus vier oder fünf unterschiedlich großen, unterschiedlich geformten Augen an; und schon der erste Blick auf die groteske Kreatur machte zweifelsfrei klar, dass es sich dabei um den Konstrukteur des Spinnennetzes handelte.
    Es war nicht wirklich eine Spinne, so wie das Netz nicht wirklich ein Spinnennetz war, aber es gab sich immerhin Mühe, wie eine solche auszusehen. Allerdings musste man wohl mehr die Absicht als das Ergebnis dieser Bemühungen anerkennen.
    Sein Körper war so groß wie der eines Pudels, geformt wie der einer Spinne, aber mit glitzernden schwarzen Schuppen bedeckt statt mit Fell, und die Beine – es waren neun, fünf auf der einen und vier auf der anderen Seite! – waren unterschiedlich lang und unterschiedlich dick und hatten verschieden viele Gelenke; eines mindestens ein Dutzend, ein anderes gar keines, sodass es wie ein stumpfer Stachel von dem grotesken Leib abstand. Dieses Ding musste einen ziemlich komischen Anblick bieten, wenn es zu laufen versuchte.
    »Großer Gott!«, keuchte Jack. »Was ist denn das?!«
    Ich hätte es ihm vermutlich sogar sagen können – aber mir blieb keine Zeit mehr dazu, denn das Wesen erwachte in diesem Augenblick aus seiner Starre; ob durch Zufall oder als Reaktion auf den Klang von Jacks Stimme, wusste ich nicht. Es spielte auch keine Rolle.
    Es sah tatsächlich ziemlich komisch aus, als es versuchte, auf seinen ungleichen Beinen zu laufen – aber keiner von uns lachte.
    Das Ungeheuer war nicht nur hässlich wie die Nacht – es war auch unvorstellbar schnell. Das Ding verwandelte sich in einen Klumpen aus wirbelnden Gliedmaßen und Panzerschuppen, flitzte an seinem Netz herunter und sprang Jack an. Der Bursche wurde zurückgeschleudert, prallte gegen die Wand und sank mit hilflos zuckenden Gliedern daran herab. Sein hysterischer Schrei erstickte, als das Monster jählings seine Form verlor und zu einem schwarzen Sack wurde, der sich über sein Gesicht stülpte.
    Der harte Ruck hatte auch mich zurück und gegen die Wand geworfen, aber ich war auf den Beinen geblieben und zumindest im Augenblick drohte mir anscheinend nicht einmal eine direkte Gefahr. Es schien nur diesen einen Shoggoten zu geben. Das zweite Netz, vor dem Shorty stand und das den Tunnelabschnitt in eine Falle verwandelte, blieb leer. Was aber ganz und gar nicht hieß, dass es harmlos gewesen wäre …
    Ich begriff die Gefahr im selben Moment, in dem Shorty herumfuhr, aber meine Warnung kam zu spät. Und vermutlich hätte Shorty auch nicht darauf gehört, wenn er sie verstanden hätte. Der Anblick dessen, was mit seinem Kameraden geschah, musste ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Mit einem gellenden Schrei warf er sich herum und versuchte, das Netz einfach mit seinem Körpergewicht zu zerreißen.
    Aber es zerriss nicht. Die Fäden dehnten sich, wurden länger und dünner, aber sie zerrissen nicht. Shorty schrie, und mittlerweile nicht nur vor Angst. Ich sah, dass sich grauer Rauch von seinen Kleidern kräuselte, wo sie mit den schwarzen Fäden in Berührung kamen, und seine Haut rot wurde und Blasen warf. Die Fäden mussten wie Säure wirken. Er kreischte wie von Sinnen, versuchte aber trotzdem weiterzurennen, und Schmerzen und Todesangst gaben ihm schier übermenschliche Kräfte.
    Trotzdem schaffte er es nicht. Die Fäden dehnten sich weiter, bis einige davon kaum mehr dicker waren als ein Haar, aber sie schienen die Festigkeit von Stahldraht zu haben. Shorty wurde zurückgezerrt und plötzlich platzten einige der pulsierenden Klumpen, die zu Dutzenden in dem Netz gingen, mit einem ekelhaften Geräusch auf. Heraus kamen schwarze, faustgroße … Etwasse, die lautlos über Shorty herfielen. Seine Schreie wurden lauter, schriller, bis sie kaum noch etwas Menschliches zu haben schienen – und brachen abrupt ab. Wie vom Blitz getroffen fiel er zu Boden und rührte sich nicht mehr. Der ganze, schreckliche Vorgang hatte nur

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