Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
weg!«, keuchte Howard. »Es will nur mich. Wir treffen uns bei Viktor!«
Weiter kam er nicht. Erneut sah er einen der Tentakel heransausen und brachte sich mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit.
Zumindest versuchte er es, aber diesmal schaffte er es nicht ganz. Der schwarz glänzende Fangarm streifte sein Bein nur, dennoch wurde Howard nach vorne geschleudert. Er hatte das Gefühl, von einem Hammerschlag getroffen worden zu sein, und seine Wade brannte, als wäre sie mit Säure in Berührung gekommen.
Howard schrie auf, rappelte sich wieder hoch und humpelte weiter. Es tat weh, wenn er das verletzte Bein belastete, aber wenigstens konnte er noch auftreten. Das Hosenbein seines Gefängnisanzugs aus derbem Drillichstoff hing in Fetzen und er spürte, wie Blut an seinem Bein herablief.
Er begriff, dass er fast wieder in die Ecke getrieben worden war, aus der er sich gerade mit Müh und Not befreit hatte, und auch wenn sich das Protoplasmageschöpf nur langsam bewegte, konnte es bei der enormen Reichweite seiner Tentakel nur noch Sekunden dauern, bis es ihm endgültig jeden Fluchtwege abgeschnitten hatte. Das Ungeheuer unterschied sich nicht nur in seiner Größe von den Shoggoten, mit denen sie es bisher zu tun gehabt hatten, dachte er entsetzt. Es war intelligent.
Howard fasste einen verzweifelten Entschluss. Ohne länger zu überlegen, rannte er los. Sein Bein schmerzte höllisch, aber die pure Verzweiflung und das Wissen, dass ihn etwas ungleich Schrecklicheres als der Tod erwartete, wenn das Monstrum seiner habhaft wurde, trieben ihn vorwärts und gaben ihm die Kraft, die Schmerzen zu ignorieren.
Das Ding erkannte sein Vorhaben und änderte die Richtung, in die es kroch. Howard sah gleich drei Fangarme auf sich zuschnellen. Zwei davon erreichten ihn nicht, sondern rissen knapp einen halben Yard von ihm entfernt neue rauchende Furchen in den Boden, der dritte jedoch verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Gerade noch rechtzeitig spürte er die Gefahr und warf sich zu Boden. Der Tentakel schnellte so dicht über ihn hinweg, dass Howard den Luftzug wahrnahm. Ein Regen aus kleinen Gesteinsbrocken ging auf ihn nieder, als der Hieb die Mauer traf und ein kopfgroßes Loch hineinschlug.
Sofort rappelte er sich wieder auf und rannte weiter. Für den Moment war er aus der Reichweite der Tentakel gelangt, aber wenn es ihm nicht gelang, vom Hof zu kommen, hatte er nicht mehr als eine kurze Verschnaufpause. Das Monstrum war nicht so schnell wie er, aber dafür unermüdlich, während seine eigenen Kräfte bereits nachließen. Es würde ihn so lange jagen, bis er entweder einen Fehler beging oder einfach vor Schmerz und Schwäche nicht mehr weiterkonnte.
Der Nebel wurde immer noch dichter. Howard konnte kaum weiter als zwei Schritte sehen. Um nicht völlig die Orientierung zu verlieren hielt er sich dicht an der Wand.
Aber die Kreatur war nicht die einzige Gefahr; eine andere, vielleicht ebenso große Gefahr drohte auch noch aus einer anderen Richtung: Noch immer fielen Schüsse, obwohl die Wärter kaum mehr sehen konnten als er selbst, sondern blindlings in die ungefähre Richtung feuerten, in der sie die Bestie vermuteten.
Unmittelbar hintereinander trafen zwei Kugeln die Mauer und heulten als Funken sprühende Querschläger davon; die eine nur knapp eine Armlänge von ihm entfernt, die andere noch näher.
Mit einem verzweifelten Satz warf sich Howard zu Boden und kroch einige Yards auf Händen und Knien, während weitere Kugeln die Mauer trafen, einige fast genau über ihm. Erst als er ein gutes Stück auf Händen und Knien zurückgelegt hatte, wagte er es, sich wieder aufzurichten und weiterzulaufen.
Blindlings folgte er dem Verlauf der Mauer, bis er schließlich die Bresche erreichte, die das Schneckenwesen hineingeschlagen hatte. Es gab nicht einmal viele Trümmer, über die er hätte hinwegklettern müssen. Die Steine waren unter dem Gewicht der Kreatur regelrecht pulverisiert worden.
Howard rannte noch, als er das Gefängnis längst verlassen hatte.
Der Weg durch das unterirdische Labyrinth schien kein Ende zu nehmen. Wir waren seit sicherlich zwanzig Minuten unterwegs, wenn nicht länger, aber ich hätte nicht sagen können, in welcher Richtung wir uns in dieser Zeit bewegten oder wie weit. Shorty und sein Kumpel waren auf Nummer sicher gegangen und hatten noch eine Weile auf mich eingeprügelt, sodass ich kaum noch in der Lage war, aus eigenen Kräften zu gehen, und sie mich zwischen sich herschleiften
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