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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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Geschichte, Generaldirektor des Konzerns, der die erste Mondrakete gebaut hat, hat sich für Gesetze stark gemacht, die den Aufbruch der Menschheit in den Raum regeln sollen. Als sie scheitern, ordnet er an, den Start zu verschieben, denn:
    »Kriege würden künftig zwischen ganzen Welten ausgefochten … Das bisschen Eintracht, das wir erreicht haben, würde zerbrechen unter mörderischen Konflikten um Planeten und Monde.«
    Doch selbst Stanleys Angehörige reagieren mit Unverständnis. Und er sieht sich bedroht von der Belegschaft, die um ihre Arbeitsplätze fürchtet, von den Massen, die ihren Traum zerrinnen sehen. Mit seinem Freund Cross vom Cal-Tech Institute schmiedet er einen Plan …
    Zwei Millionen Zuschauer strömen zum angekündigten Zeitpunkt der Landung des zurückkehrenden Raumschiffs herbei, durchbrechen die Absperrungen, stauen sich vor der abkühlenden Rakete. Doch keine triumphierende, erfolgstrunkene Mannschaft entsteigt der Luftschleuse als Symbol der wackeren neuen Zukunft. Als Erster wankt der Captain ins Freie, stößt aus verzerrten, geschwollenen Lippen abgehackte Wortfetzen hervor.
    »Diese roten Wunden, waren das wirklich Augen? Diese Lücke, diese klaffende Höhlung, hatte dort eine Nase gesessen?
Wo waren die Zähne in dem würgenden, stammelnden Mund? Sein Haar war dünn und schorfverkrustet. Er stank.«

    Die Menschen weichen zurück, Panik bricht aus, allgemeine Flucht setzt ein. Die Mannschaft, wollen Medienberichte wissen, sei aus Furcht vor einer Epidemie liquidiert worden. Die Rakete wird gesprengt, und in schmutziger, zerfetzter Uniform, abstoßend in seinem entstellten Äußeren, betritt der Captain Stanleys Büro. Der Mond ist erreicht, teilt er mit, die ursprüngliche Mannschaft bei einer Zwischenlandung in Alaska wie vorgesehen unter Psychohypnose gesetzt und ausgetauscht worden. Soeben wird auch der Ersatzcrew mit ihrem Einverständnis durch Psychoblocks die Erinnerung genommen. Keiner wird sich mehr seiner Rolle entsinnen. Mit diesen Worten streift Cross sich die Schreckensmaske aus dünnem Gummi ab und zieht die graugrünen Handschuhe, aus denen künstliches Blut sickert, von den Fingern. »Die Zeit der Rakete ist vorbei«, schließt er. »Wir haben die Menschheit vor sich selbst bewahrt.«
     

    Drei Jahre später schlachtete Bradbury die Erzählung für die »Mars-Chroniken« aus. Erhalten blieb außer dem Titel ein einziger Absatz als Ausgangspunkt des knappen, stimmungsvollen Kapitels, das die »Chroniken« eröffnet:
    »Die Rakete fiel den Himmel herab … Sie buk das asphaltierte Rollfeld, und ein gewaltiger Schwall warmer Luft ergoss sich meilenweit über das Land. Die Menschen schwitzten in der Hitze eines unvermittelten Raketensommers.«
    In keine seiner Anthologien nahm Bradbury die erste Variante des »Raketensommers« auf, zu sehr unterschied sich ihre Grundstimmung von der Atmosphäre der Erzählungen, die er nur wenige Jahre später schrieb: »In jenen Tagen Büffelgeruch, in unseren Tagen Raketengeruch … Damals, in hochrädrigen Planwagen gestapelt, Speckseiten, Zucker, Mehl, Salz. Heute ein Döschen mit Nahrungstabletten, statt von Laramie nach Hangtown ausreichend für eine ganze Sternenwüste.« (»Die Wildnis«, 1952, dt. zuerst in Geh nicht zu Fuß durch stille Straßen , 1970).
    Mochte aber Bradbury, der Mann, der Rad fuhr, keinen Fernsehapparat besaß, nie geflogen war, auch »mit leiser Stimme und halb geschlossenen Augen«, dafür umso leidenschaftlicher verkünden (wie Oriana Fallaci in »Wenn die Sonne stirbt« 1996 beobachtete), er sehe das Raumzeitalter mit der Hoffnung der Jugend, mit der Begeisterung eines Kindes – diese »hartnäckige, unschuldige Begeisterung« verdarb ihm nie den realistischen Blick. Selbst wenn Menschen sich anschickten, erste Raketen über die Atmosphäre hinauszuschicken – wie würde eine tatsächlich raumfahrende kosmische Hochkultur bei zufälligem Zusammentreffen auf uns reagieren? Antwort: gänzlich desinteressiert. Und wie mochte der Zufallskontakt zustande kommen? Bradburys Idee: Weil ein Sternenschiff, das zu einer ganz anderen
Welt unterwegs ist, Havarie erleidet und auf der Erde notlanden muss.
    Aus diesem Einfall entstand ein Drehbuchentwurf, der (wie Bill Warren in »Keep Watching the Skies« 1982 gezeigt hat) bis ins Detail die Grundlage für Jack Arnolds ersten Science-Fiction-Film It Came From Outer Space bildete. Gefahr aus dem Weltall , so der deutsche Titel, ist einer der wenigen Streifen

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