Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
stehen, und so akzeptiert er sein Schicksal als Krieger und Befreier, indem er die einheimischen Humanoiden vor diversen anderen Außerirdischen beschützt, von denen viele Ähnlichkeit mit den Wesen der antiken Mythologie aufweisen. Da Carter in dem ersten Fortsetzungsroman, der im Original unter dem Titel »Under the Moons of Mars« erschien, die Hand der marsianischen (oder barsoomianischen) Prinzessin Dejah Thoris von Helium gewinnt, wurde die Geschichte, als sie 1917 in Buchform erschien, mit dem neuen Titel »A Princess of Mars«, also »Die Prinzessin vom Mars«, versehen.
Obwohl der außergewöhnliche Erfolg von »Tarzan« die anderen Werke des äußerst produktiven Burroughs in den Hintergrund drängte, kehrte er doch immer wieder auf den Roten Planeten zurück, um John Carters Abenteuer zu erzählen, etwa in »Die Götter des Mars« (»The Gods of Mars«; 1918), »Der Kriegsherr des Mars« (»The Warlord of Mars«; 1919), »Thuvia, das Mädchen vom Mars« (»Thuvia, the Maid of Mars«; 1920), »Die Schwerter des Mars« (»Swords of Mars«; 1936), »Die Kunstmenschen des Mars« (»Synthetic Men of Mars«; 1940), »Liana von Gathol« (»Llana of Gathol«; 1948) und noch einmal unter dem Titel »John Carter vom Mars« (»John Carter of Mars«; 1964), das erst vierzehn Jahre nach Burroughs’ Tod veröffentlicht wurde. Diese und drei weitere Werke – »Die Schachfiguren des Mars« (»The Chessmen of Mars«; 1922), »Ein Kämpfer vom Mars« (»A Fighting Man of Mars«; 1931) und »Der Großmeister vom Mars« (»The Master Mind of Mars«; 1931) – haben in den Jahren seit ihrer Veröffentlichung nichts an Beliebtheit eingebüßt, die sogar so weit geht, dass nicht nur die Stadt Tarzana in Kalifornien nach Burroughs’ Ranch benannt wurde, sondern auch einer der größten Marskrater den Namen »Burroughs« erhielt: zu Ehren des Mannes, der Generationen von Phantastiklesern mit dem Mars bekannt machte. Fast einzigartig für diese Zeit war auch Burroughs’ Geschick, wenn es darum ging, aus dem Erfolg seiner Geschichten Kapital zu schlagen. Er vergab Lizenzen, damit Tarzan in verschiedenen Medien präsentiert wurde, darunter Comics, Filme und Merchandisingartikel. Zweifelsohne sah der Autor in der unter dem Namen »John Carter vom Mars« bekannten Figur ein ähnliches Potenzial, und bereits 1931 trat Animationslegende Robert Clampett – Schöpfer von Schweinchen Dick und vielen unvergesslichen Episoden der Looney Tunes – mit der Idee an Burroughs heran, aus »Die Prinzessin vom Mars« den ersten abendfüllenden Animationsfilm zu machen. Burroughs war begeistert von dem Vorschlag und legte mithilfe seines Sohnes John Coleman Burroughs, der die Cover für Tarzan und John Carter geschaffen hatte, eine beeindruckende Sammlung von Skizzen, Skulpturen und Produktionshinweisen an.
So mancher Blockbuster begann in den Pulps: John-Carter-Stories der ersten Jahre
Edgar Rice Burroughs
Schließlich konnte er Metro Goldwyn Mayer davon überzeugen, sich die Rechte an den Geschichten zu sichern, mit Aussicht auf eine 1932 zu realisierende Verfilmung. »Ein Held, der mit Leichtigkeit fünf Meter hoch in die Luft springt und von einem achtbeinigen Reittier aus vierarmige grüne Männer bekämpft!«, versprach Clampetts Testmaterial. Die vereinzelten Animationszeichnungen, die noch erhalten sind, sowohl in Schwarz-Weiß als auch in Öl, zeigen vielversprechende Bilder von Carter, wie er gerade einen marsianischen Gegner bekämpft, sowie einen achtbeinigen Thoat, also ein marsianisches Pferd, im vollen Galopp. »Die Leute fragten mich, ob ich ein Pferd rotoskopiert hätte«, erinnerte sich Clampett, »worauf ich sagte, ich hätte eben kein achtbeiniges Pferd finden können …« Burroughs, Clampett und das Studio fanden jedoch keine gemeinsame Linie für das Projekt; MGMs Vorstellung von einer Slapstickkomödie mit verwegenem Helden stand in krassem Gegensatz zu Burroughs’ Vision eines ernsthaften SF-Spektakels, das mehr dem Grundtenor
der Geschichten entsprach. Nach einem Jahr Entwicklungszeit drehte das Studio dem Projekt den Hahn zu, und so wurde fünf Jahre später Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge der erste abendfüllende Animationsfilm.
Ausgaben des ersten John-Carter-Romans von 1918 und 1975
Obwohl Stop-Motion-Tricktechniker Ray Harryhausen in den späten Fünfzigern kurz Interesse an dem Stoff zeigte, dauerte es mehrere Jahrzehnte, bis »John Carter vom Mars« wieder ernsthaft für eine Verfilmung
Weitere Kostenlose Bücher