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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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gut, und zwar zuallererst auf eine sehr basale Art und Weise: Drehbuch, Dramaturgie, Dialoge und Darsteller funktionieren einfach perfekt. Die Seltsamkeit der Kreaturen ist nicht unzureichenden Spezialeffekten, sondern den abstrusen physiognomischen Fantasien ihres literarischen Schöpfers zuzuschreiben. Lovecraft legt es als Autor nicht zuletzt darauf an, klare Visualisierungen seiner unförmigen Viecher zu verhindern; die Wesen sind auch deshalb so furchtbar, weil ihre körperliche Erscheinung den menschlichen Verstand überfordert. Dessen Unterforderung kann man kaum vermeiden, wenn man den Dingern konkrete bildliche und bewegliche Gestalt verleiht. Das macht Lovecrafts literarischen Kosmos auf eine nur oberflächlich betrachtet simple, nämlich bei näherem Hinsehen sehr perfide und tiefgründige Art streng genommen unverfilmbar. Es geht nicht darum, dass die Viecher albern aussehen, sondern um ein zwangsläufig ständig vor- und zurücktretendes Spiel mit der Vorstellung des Unvorstellbaren und dem Verhältnis von Wort und Bild. Wer sich darauf nicht einlassen mag, sollte es bei der Lektüre Lovecrafts belassen, die macht Spaß genug. Wer sich darauf einlassen mag, hat mit The Whisperer in Darkness eine Menge zusätzlichen Spaß.
    Sven-Eric Wehmeyer
    Ach, wäre ich doch auf Lanzarote. The Whisperer in Darkness
    WIR SIND WAS WIR SIND (SOMOS LO QUE HAY)
    Mexiko 2010 · Regie: Jorge Michel Grau · Darsteller: Francisco Barreiro, Adrián Aguirre, Miriam Balderas

     
    Ein Genrefilm, der über weite Strecken kaschiert, dass er ein Genrefilm ist, dass ist Jorge Michel Graus bemerkenswertes Debüt Wir sind was wir sind . Genauso wenig wie etwa der schwedische Let the Right One in auch nur einmal das Wort Vampir verwendete, genauso wenig wird hier von Kannibalismus gesprochen. In den typischen langsamen Einstellungen des Arthouse-Kinos entwirft Grau eine Welt, die unverkennbar an das zeitgenössische Mexico City angelehnt ist. Zu Beginn stirbt der Pater Familias ganz banal in einem Einkaufszentrum und hinterlässt Frau und drei Kinder. Die sprechen immer wieder von merkwürdigen Riten, die sie nun allein durchführen müssen, doch lange weiß man nicht, was damit gemeint ist. Bis einer der Söhne einen jungen Mann anschleppt, den die Familie ganz blutrünstig, aber auch ganz nebensächlich tötet und verspeist. Irgendwelche Erklärungen für den Kannibalismus der Familie liefert der Film nicht, es ist eben, wie es ist. Denn wie alle guten Genrefilme ist auch Wir sind was wir sind eine Allegorie gesellschaftlicher Verhältnisse. Hier also der zunehmenden Brutalisierung der mexikanischen Gesellschaft, die von Drogenkriegen belastet ist, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird, in der zunehmend das Recht des Stärkeren gilt. Dementsprechend ist auch kein Platz für Erlösung, und die Konsequenz, mit der Wir sind was wir sind endet, macht Jorge Michel Graus bemerkenswert kontrollierten Film endgültig zu einem der interessantesten Genrefilme des vergangen Kinojahres.
    Michael Meyns
    Hackbraten in Seifenlauge. Wir sind was wir sind
    THE WOMAN
    USA 2011 · Regie: Lucky McKee · Darsteller: Pollyanna McIntosh, Sean Bridgers, Angela Bettis (DVD-Premiere)

     
    Jack Ketchum ist ein außergewöhnlicher Horror-Autor, dem es wie nur wenigen anderen seiner Zunft gelingt, harte, supersüffige und nie ein Wort zu viel liefernde Genrekost ganz unangestrengt mit einem Mehrwert beziehungsweise Durchschlagsvermögen zu verbinden, das man am ehesten auf eine Vokabel wie Zivilisationskritik zurückrechnen könnte. 1981 debütierte Ketchum mit einem Roman, der seinerzeit nur in geschnittener Fassung publiziert wurde und viele Jahre später auf Deutsch (und selbstverständlich unzensiert) unter dem Titel »Beutezeit« erschien. Darin geht es um eine Horde »wilder« Inzucht-Kannibalen, die an der Küste Maines ihr Unwesen treibt und auf scheinbar zivilisierte Touristen stößt – scheinbar, weil Ketchum sich in seinem Werk fast immer für das
restlose Zerbröseln der Fassade des Kultivierten beziehungsweise sogenannten Zivilisatorischen interessiert und diese Fassade am Ende von »Beutezeit« nicht nur zerbröselt, sondern aufs Bösartigste in Fetzen zerrissen wird. Horror, der gleichzeitig primitiv und klug funktioniert, ist selten. Vielleicht ist von daher die etliche Jahre später verfasste Fortsetzung »Beutegier« von geringstem verbindlichem Interesse, da Ketchum hier lediglich – ähnlich dem Verhältnis von

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