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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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da drinnen weiß sehr gut, daß ich nicht lüge.«
    (Das Flüstern: »Stimmt. Er sagt die Wahrheit. Aber du bist da auf etwas gestoßen. Ich nehme an, er ist abergläubisch. Frage ihn mal.«)
    Neunzehn folgte dem Hinweis und machte sich unter Aufbietung aller Geschicklichkeit noch einmal daran, in das Denken und Fühlen des alten Mannes einzudringen. Er kehrte zur Mythologie zurück, einem Thema, das sie vor einigen Tagen bereits besprochen hatten, und ging hier auf weitere Einzelheiten ein.
    Und plötzlich kamen einige bedeutsame Dinge zutage, die bisher übergangen worden waren, und diese neuen Faktoren ließen die ganzen bisherigen Gespräche in einem neuen Licht erscheinen.
    Aber schließlich hatte Neunzehn doch nicht erreicht, was er wollte, denn der Tag neigte sich seinem Ende zu, und er mußte seine Geräte zusammenpacken und sich darauf vorbereiten, in sein Mutterschiff zurückzukehren. Er wünschte sich zwar, einen Monat oder ein ganzes Jahr mit diesem alten Eingeborenen zusammen verbringen zu können, aber das war natürlich unmöglich.
    Der Abflug war auf eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit festgesetzt.
    Die Wissenschaftler packten Ausrüstung, Proben und Aufzeichnungen zusammen und kehrten in ihr Erkundungsschiff zurück. Die Militärs entfernten den großen Mast, den sie auf der Lichtung errichtet hatten und an dessen Spitze ein vielfarbiger Ball befestigt gewesen war.
    Als Abschiedsgeschenk ließ man einige Behälter mit Nahrungsmitteln und Wasser für den alten Mann zurück, und bald waren die Startvorbereitungen abgeschlossen.
    »Es ist unbedingt erforderlich«, erklärte Neunzehn, »daß wir uns diesen Planeten noch einmal ansehen. Vielleicht in ein- oder zweihundert Jahren. Wir müssen erfahren, ob er dann noch am Leben ist.«
    »Sicher wird er das«, bemerkte Sieben lächelnd. »Käfer und Birkenrinde wird es immer für ihn geben.«
    »Vielleicht auch nicht«, erwiderte Neunzehn ernsthaft. »Er hat es selbst zugegeben. Dieses letzte Interview war eigentlich das wertvollste von allen; ich werde es als erstes auswerten müssen. Ich wünschte, ich könnte die Dinge schon jetzt besser verstehen. Nein – ich glaube nicht, daß er ewig leben wird. Er ist sich seines möglichen Todes durchaus bewußt, und wenn ich mich nicht sehr irre, sehnt er sich ein Ende sogar herbei. Kannst du dir eine Lebensspanne von dreitausend Jahren vorstellen?«
    »Nein«, erwiderte Sieben.
    »Ich auch nicht, aber ich bin sicher, daß er sich bei der Angabe dieser Zahl nicht sehr geirrt hat – wie wir bestimmt feststellen werden. Kein Wunder, daß er die Erlösung herbeisehnt! Sein Tod steht irgendwie im Zusammenhang mit einer Phantasiegeschichte, die ich noch weniger verstanden habe als diese phantastische Begründung für seine Langlebigkeit. Was hiervon Mythos ist, vermag ich nicht zu sagen.«
    Zwei sagte: »Er glaubte vorbehaltlos an die alten mythischen Götter. Meinst du, daß an seiner Mythologie doch etwas dran ist?«
    Neunzehn lächelte und zuckte die Achseln.
    »Ich bin zu alt, um das Wort Unsinn noch in den Mund zu nehmen, wie gern ich's auch möchte. Aber auf wie viele hundert phantastischer Legenden sind wir in unserem Leben schon gestoßen! Auf wie viele legendäre Geschichten von imaginären Gestalten und Ungeheuern! Und diese Mythen halten sich selbst in zivilisierten Gegenden. Auf den ersten Blick scheint dieser Mann nur eine weitere Gestalt in diesem Reigen zu sein – mit dem großen Unterschied, daß er noch am Leben ist.«
    Sieben lachte: »Gewiß – und er lebt auf einem Friedhof!«
    »Er hat mir das erklärt, wobei wiederum seine Mythen ins Spiel kamen. Sein Gott, oder seine Götter, haben angeblich vor Tausenden von Jahren das Versprechen abgegeben, diesen Planeten eines Tages wieder aufzusuchen und die Seelen der Verstorbenen an sich zu nehmen. Den Legenden zufolge sollen sich an diesem Tage die Toten aus ihren Gräbern erheben, und der alte Mann schläft nun hier auf dem Friedhof, damit er nicht übersehen wird, wenn der ersehnte Augenblick einst kommt. Er wartet auf die Erlösung.«
    »Auf die Erlösung vom ewigen Leben?«
    Zwei bemerkte trocken: »Du möchtest es wohl gern mal versuchen, nicht wahr?«
    »Gern, wenn ich die Gelegenheit hätte«, erwiderte Sieben. »Aber wie hat das der alte Knabe nur angestellt?«
    »Ich weiß nicht genau, wie es geschehen ist«, sagte Neunzehn. »Seinen Mythen zufolge hat er die Götter dadurch verärgert, daß er sich gegen den Frieden stellte, und er wurde

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