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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ganz kleinen, der nun wirklich keine Schwierigkeiten hätte machen sollen, aber man gab ihm einen negativen Bescheid.
    Der Sprachforscher drückte ihm sein großes Bedauern aus, aber er könnte es dem jungen Mädchen nicht erlauben, den König für die Nacht zu begleiten. So etwas ginge einfach nicht, und außerdem wäre das Mädchen noch minderjährig. Respektvolles Bedauern, und so weiter.
    Der König schlug sich in die Büsche, und er war sehr verärgert.
    Am Morgen des zweiten Tages wurde der alte Mann von einem gewaltigen Lärm geweckt, und er mußte feststellen, daß sich die fremden Archäologen in seinem Mausoleum zu schaffen machten. Er jagte sie hinaus und machte ihnen mit deutlichen Worten und Gesten klar, daß sein Heim der einzige Ort auf diesem Planeten war, zu dem sie keinen Zutritt hatten. Er verbat sich auch, daß die Gräber, die sich an den Wänden des Gebäudes hinzogen, beschädigt würden, und wollte es den Fremden nicht einmal erlauben, kleine Kameralöcher in die Grabwände zu schlagen.
    Am Morgen des dritten Tages hatten die Besucher die örtlichen Verhältnisse zu ihrer Zufriedenheit erforscht, und das neugewonnene Wissen erfüllte sie mit Erregung.
    Währenddessen bemühte sich Neunzehn noch immer um eine Lösung des Rätsels.
    »Großer Herrscher, ist es sehr oft vorgekommen, daß Menschen Eures Volkes mehrere Jahrhunderte lang gelebt haben?«
    »Nein.«
    »Wie viele Jahre betrug die gewöhnliche Lebenserwartung?«
    »Die Besseren starben bereits in jungen Jahren. Sie wußten, daß es keinen Sinn hatte, am Leben zu bleiben. Die Wertlosen lebten länger – sie brachten es einfach nicht fertig, rechtzeitig abzutreten.«
    »Aber ich habe nach der Zahl der Jahre gefragt, großer Herrscher«, sagte Neunzehn und versuchte seinem Gesicht einen unterwürfigen Ausdruck zu geben. »Wie jung ist jung?«
    »Dreißig oder vierzig Jahre«, sagte der König ungeduldig.
    »Und wie alt ist alt?«
    »Siebzig, achtzig, neunzig Jahre. Es hat einige gegeben, die das Jahrhundert voll gemacht haben.«
    »Ah ja. Aber das war doch wohl äußerst selten, nicht wahr? Sogar in den Zeiten, da kein Frieden herrschte?«
    »Natürlich!«
    »Verzeiht mir, ehrwürdiger Herrscher, aber ich verstehe dann Euer Alter nicht. Wie kommt es, daß Ihr so lange gelebt habt?«
    »Ich habe mich dem Frieden verschlossen, wie ich schon sagte.«
    »Gewiß, Sir, aber wir verstehen das noch immer nicht. Ist denn der Frieden nicht etwas Wünschenswertes?«
    »Gewiß – bis zu dem Augenblick, da er erreicht wird. Dann beginnt der Untergang.«
    »Und Ihr habt Euch dem Frieden verschlossen und seid auf diese Weise dem Untergang entkommen. Ich fürchte, es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Sir, es muß doch einen logischen Grund für Euer unvorstellbares Alter geben, irgendeine Tatsache, von der wir bisher noch nichts wissen!«
    Der König starrte ihn nur an.
    »Habt Ihr vielleicht das Geheimnis des ewigen Lebens entdeckt?« fragte Neunzehn erregt. »Nehmt Ihr irgendwelche Mittel ein? Habt Ihr eine unbekannte Substanz gefunden, die Euer Leben verlängert?«
    Der König war nicht bei der Sache. Er hatte seinen Blick auf das junge Mädchen gerichtet, das einem Botaniker bei der Arbeit half.
    (»Am Ball bleiben«, flüsterte der Techniker am Aufzeichnungsgerät. »Mit einer deiner Fragen hast du ins Schwarze getroffen. Sein Puls wird schneller.«)
    »Meine Lebenserwartung«, sagte Neunzehn leise, »und die Lebenserwartung meiner Begleiter ist ziemlich hoch. Wenn wir Glück haben, können wir zweihundert Jahre alt werden.«
    Der König deutete auf das Mädchen: »Wie alt ist sie?«
    »Noch nicht einmal vierzig«, lächelte Neunzehn. »Sie ist meine Tochter, und es ist ihre erste Fahrt.« Und im gleichen Tonfall fragte er: »Wie alt seid Ihr?«
    Der König gab die Antwort, die er bereits am ersten Tage gegeben hatte.
    »Aber Sir«, erregte sich der Sprachforscher, »das wären ja fast dreitausend Jahre! So etwas ist unmöglich; ich kann das einfach nicht glauben! Wie kann man dreitausend Jahre lang leben, indem man einfach einen Frieden ablehnt?«
    »Es hängt davon ab, wie das geschieht«, sagte der alte Mann, »und vom rechten Zeitpunkt und vom rechten Ort.« Sein hungriger Blick wich nicht von dem Mädchen.
    »Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht.«
    »Das habe ich auch gar nicht erwartet.«
    »Es ist einfach unmöglich, daß ein Mensch so lange existiert.«
    »Aber ich existiere«, sagte der König und blickte auf. »Und Ihr Kamerad

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