Heyne Galaxy 12
den auf höchste Leistung geschalteten Funk-Lasern ausgetragen, war nur eine Frage des Materials. Er war sicher, daß er unterliegen würde, denn das fremde Schiff hatte mehr Masse und konnte daher auch mehr Hitze absorbieren. Er hatte überhaupt keine Waffen. Offenbar war die Lage des Fremden in diesem Punkt anders.
Aber der Stasis-Satellit war sehr groß …
Dem Krieg zwischen den Slavern und den Tnuctipun waren die meisten intelligenten Spezies der Galaxis vor etwa anderthalb Milliarden Jahren zum Opfer gefallen. Unzählige Kämpfe waren ausgetragen worden, ehe eine von den Slavern entwickelte Waffe den Auseinandersetzungen endgültig ein Ende bereitete. Wenn sie einen Kampf verloren, hatten die Slaver sehr oft besonders wertvolles Material in einem Stasis-Satelliten untergebracht und diesen in den Raum geschossen – in der Hoffnung, eines Tages wieder Verwendung für die Geräte zu haben.
In einem geschlossenen Stasis-Satelliten war der Fluß der Zeit aufgehoben. Fleischvorräte, anderthalb Milliarden Jahre alt, waren frisch und genießbar aus solchen Verstecken geborgen worden. Waffen und Werkzeuge zeigten keinerlei Rostspuren. Einmal hatte man in einem Stasis-Satelliten ein winziges intelligentes Wesen gefunden, das noch lebte, eine Angehörige der Slaver-Rasse. Sie hatte nach ihrer Entdeckung noch ein seltsames Leben geführt, ehe sie dem Altersprozeß zum Opfer fiel – als letzte ihrer Spezies.
Der Wert eines Slaver-Stasis-Satelliten war unermeßlich. Es war bekannt, daß zumindest die Tnuctipun das Geheimnis der direkten Materieumwandlung gekannt hatten. Vielleicht hatten ihre Feinde dieses Problem ebenfalls gelöst. Eines Tages würde ein solches Gerät gefunden werden – in irgendeinem Stasis-Satelliten außerhalb der bekannten Galaxien. Dann war der Fusionsantrieb ebenso überflüssig wie der Verbrennungsmotor jetzt.
Und diese Kugel, die einen Durchmesser von drei Metern hatte, war zweifellos der größte Stasis-Satellit, den man jemals gefunden hatte.
»Auch ich werde um das Artefakt kämpfen«, erwiderte Louis. »Aber du solltest nicht vergessen, daß dies sicherlich nicht die letzte Begegnung zwischen unseren beiden Rassen gewesen ist – unabhängig davon, wer jetzt das Artefakt in Besitz nimmt. Wir könnten entweder Freunde oder Feinde sein. Warum sollten wir die Beziehungen unserer Rassen durch unbesonnene Gewaltanwendung gefährden?«
Die Ansammlung von Sinnesorganen ließ sich nichts anmerken. »Was schlägst du vor?«
»Eine Entscheidung, die allein vom Zufall bestimmt wird – oder vom Glück, wenn du es so nennen willst. Dabei sollen die Chancen auf beiden Seiten gleich sein. Kennt ihr Glücksspiele auf eurem Planeten?«
»Natürlich. Das ganze Leben ist ein Glücksspiel. Dem Zufallsrisiko aus dem Weg zu gehen, wäre der reine Wahnsinn.«
»Das ist der rechte Geist. Hmm…« Louis betrachtete den monströsen Kopf, der nur aus Dreiecken zu bestehen schien. Im gleichen Augenblick fuhr dieser Kopf blitzartig herum, zack, und blickte direkt nach hinten, schnappte aber sofort wieder in die alte Stellung zurück. Diese Bewegung verursachte Louis eine leichte Übelkeit.
»Hast du etwas gesagt?« fragte der Außerirdische.
»Nein. Aber brichst du dir nicht den Hals, wenn du so akrobatische Kopfbewegungen machst?«
»Deine Frage ist interessant. Wir müssen uns später über anatomische Probleme unterhalten. Ich habe einen Vorschlag.«
»Ja?«
»Wir werden auf dem Planeten unter uns landen und uns zwischen unseren Schiffen treffen. Ich werde selbstverständlich vorausfliegen. Ist dein Übersetzer transportabel?«
Er konnte den Computer mit dem Radio seines Raumanzugs verbinden.
»Ja.«
»Wir werden uns zwischen unseren Schiffen treffen und ein ganz einfaches Glücksspiel spielen – das uns beiden unbekannt ist und das dem Zufall die Entscheidung überläßt. Einverstanden?«
»Es kommt darauf an. Was für ein Spiel schlägst du vor?«
Das Bild auf dem Schirm wurde durch diagonale Linien gestört. Eine Strahlung, die die Signale verzerrte? Das Bild wurde schnell wieder klar. »Es gibt da ein mathematisches Spiel«, erwiderte der Fremde. »Ich bin sicher, daß sich die mathematischen Erkenntnisse unserer beiden Rassen gleichen.«
»Zweifellos«, sagte Louis reserviert; er hatte auch schon manche verdrehte außerirdische Mathematik kennengelernt.
»Das Spiel wird mit einem Krrr vollzogen.« Der Fremde hob eine Hand mit drei Klauen ins Bild, die ein ellipsenförmiges Objekt hielt.
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