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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Vorsichtig drehte er es herum, so daß Louis die Markierungen auf den gegenüberliegenden Seiten sehen konnte. »Das ist ein Krrr. Wir werden ihn jeweils sechsmal hochwerfen. Ich werde eins der Symbole wählen und du wirst das andere nehmen. Wenn mein Symbol öfter zu sehen ist als das deine, gehört das Artefakt mir. Die Chancen stehen eins zu eins.«
    Wieder liefen die seltsamen Störwellen über das Bild, verschwanden aber sofort wieder.
    »Einverstanden«, sagte Louis. Die Einfachheit des Spiels enttäuschte ihn etwas.
    »Wir werden uns beide von dem Artefakt entfernen. Willst du mir nach unten folgen?«
    »Natürlich«, sagte Louis.
    Der Bildschirm erlosch.
     
     
    3
     
    Louis Wu strich sich vorsichtig über den Bart. Eigentlich eine unmögliche Vorstellung, den Botschafter einer fremden Rasse in diesem Aufzug zu empfangen. Unter Menschen pflegte Louis Wu sehr auf sein Äußeres zu achten, aber hier draußen machte es ihm nichts aus, wie der leibhaftige Tod auszusehen, wenn es ihm Spaß machte.
    Wie sollte ein – ein Dreiseitiger außerdem wissen, daß er sich hätte rasieren müssen? Nein, er hatte ein ganz anderes Problem.
    War er ein Narr oder ein Genie?
    Er hatte einige Freunde, die ähnliche Angewohnheiten hatten wie er. Zwei Männer waren bereits vor mehreren Jahrzehnten spurlos verschwunden; er erinnerte sich nicht einmal mehr an ihre Namen. Er wußte nur, daß sich einer der beiden auf die Suche nach Stasis-Satelliten gemacht hatte – und zwar in diesem Raumsektor – und daß keiner der beiden zurückgekehrt war.
    Waren sie vielleicht auf außerirdische Rassen gestoßen?
    Es waren natürlich auch andere Erklärungen möglich. Wenn man ein halbes Jahr oder länger allein in einem Einmann-Raumschiff zugebracht hat, weiß man ziemlich sicher, ob man mit sich selbst auskommt. Wenn das Ergebnis negativ ausfiel, brauchte man gar nicht erst zu den anderen Menschen zurückkehren.
    Aber es gab Außerirdische hier draußen, das durfte er nicht vergessen. Bewaffnete Außerirdische. Und einer dieser Außerirdischen schwebte sechshundert Kilometer von ihm entfernt in einer Kreisbahn – und zwischen ihnen das wertvolle Fundstück.
    Trotzdem war ein Glücksspiel besser als ein Kampf. Louis Wu wartete auf den nächsten Zug des Außerirdischen.
    Der bestand darin, daß das fremde Schiff plötzlich wie ein Stein abzustürzen begann, wobei es mit mindestens zwanzig g beschleunigt wurde. Nachdem er seinen Schock überwunden hatte, folgte Louis mit der gleichen Beschleunigung. Er war durch den Gravitationsausgleich in seiner Kabine geschützt. Wollte sich der Fremde etwa über die Beweglichkeit seines Schiffes informieren?
    Das war unwahrscheinlich. Jede Art von Hinterhältigkeit schien ihm fremd zu sein. Der Kurs, auf dem Louis dem Außerirdischen folgte, brachte ihn nahe an die Silberkugel heran. Wenn er jetzt einfach den Kurs änderte, auf den Satelliten zuhielt, das Fundstück an der Außenhülle befestigte und die Flucht ergriff…?
    Aber das war sinnlos, denn um die Kugel zu erreichen, mußte er die Geschwindigkeit drosseln – während der Fremde bei voller Beschleunigung angreifen konnte. Die zwanzig g lagen fast an der Leistungsgrenze seines Schiffes.
    Die Flucht zu ergreifen war vielleicht gar kein schlechter Gedanke, denn wer garantierte ihm die Ehrlichkeit des Außerirdischen? Was konnte er machen, wenn er beim Spiel »betrogen« wurde?
    Das Risiko ließ sich herabmindern. Sein Druckanzug hatte Geräte, die seine Körperfunktionen überwachten und die Angaben an den Schiffscomputer weitergaben. Louis stellte den Autopiloten tun, so daß der Fusionsmeiler zur Explosion gebracht wurde, wenn sein Herzschlag aufhörte. Außerdem stellte er eine Druckknopfverbindung her, die es ihm ermöglichte, den Meiler unabhängig von seiner Herztätigkeit explodieren zu lassen.
    Das fremde Schiff flammte orangefarben auf, als es in die Atmosphäre des Planeten eintrat. Im freien Fall stürzte es ab und bremste erst etwa zwei Kilometer über der Meeresoberfläche. »Angeber!« knurrte Louis und versuchte es dem Außerirdischen nachzumachen.
    Das konische Schiff schien die Strapazen mühelos überstanden zu haben. Offenbar hatte es ebenso wie Louis' Schiff einen reaktorlosen Antrieb oder einen von den Kzinti übernommenen Gravitationsantrieb. Beide Systeme waren überaus modern und sicher.
    Zahlreiche Inseln tauchten unter den beiden Raumschiffen auf. Der Außerirdische kreiste einen Augenblick, wählte offenbar ziellos eine

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