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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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natürlichste Sache von der Welt«, sagte die Stadt.
    »Besten Dank«, sagte Carmody und lehnte sich wieder zurück.
    »Aber warum wollen Sie unbedingt in einem Stuhl schlafen?« fragte die Stadt.
    »Weil ich gerade in einem Stuhl sitze und schon halb eingeschlafen bin.«
    »Sie werden sich den Rücken verrenken«, warnte ihn die Stadt.
    »Keine Sorge«, murmelte Carmody, ohne die Augen zu öffnen.
    »Warum wollen Sie nicht richtig schlafen – auf einer Couch?«
    »Ich schlafe hier ganz bequem.«
    »Das kann doch nicht wirklich bequem sein«, wies ihn die Stadt zurecht. »Der menschliche Körper ist nicht darauf eingerichtet, im Sitzen zu schlafen.«
    »Meiner im Augenblick schon«, brummte Carmody.
    »Da muß ich widersprechen. Warum wollen Sie es nicht mit der Couch versuchen?«
    »Der Stuhl reicht völlig.«
    »Aber die Couch wäre besser für Sie. Versuchen Sie's doch mal, Carmody. Carmody?«
    »Wie?« schreckte Carmody auf. »Was hast du gesagt?«
    »Die Couch. Ich bin wirklich der Meinung, daß Sie auf der Couch schlafen sollten.«
    »Na gut!« sagte Carmody ergeben und arbeitete sich aus seinem Stuhl hoch. »Wo ist diese Couch?«
    Er ließ sich um die Ecke in ein Gebäude führen, über dessen Eingang ein freundliches Schild hing. »Zum guten Schlaf« stand darauf. In einem gemütlichen Salon standen etwa ein Dutzend einladende Sofas. Carmody legte sich auf die erste Couch neben der Tür.
    »Nicht die«, sagte die Stadt. »Die hat eine gebrochene Feder.«
    »Egal«, sagte Carmody. »Ich werde drumherumschlafen.«
    »Das würde Sie völlig verkrampfen.«
    »Himmel!« sagte Carmody und erhob sich wieder. »Auf welche Couch hast du es abgesehen?«
    »Auf die dort hinten links. Sie ist wirklich die beste, die ich habe. Die Nachgiebigkeit der Matratze ist wissenschaftlich getestet und gemessen. Die Kissen …«
    »Gut, schön, prima«, sagte Carmody und legte sich auf die Wundercouch.
    »Soll ich Ihnen ein wenig Musik vorspielen?«
    »Mach dir keine Mühe.«
    »Wie Sie wünschen. Ich werde dann die Lichter ausmachen.«
    »Gut, gut.«
    »Möchten Sie vielleicht eine Decke? Ich reguliere natürlich die Temperatur, aber die Schläfer bilden sich trotzdem manchmal ein, kalt zu liegen.«
    »Das ist ganz egal! Laß mich jetzt in Ruhe!«
    »Na schön«, sagte die Stadt. »Sie wissen selbst, daß ich das alles nicht zu meinem Besten tue. Ich selbst schlafe ja nie.«
    »Naja, es tut mir leid«, entschuldigte sich Carmody.
    »Schon gut.«
    »Es herrschte ein längeres Schweigen. Plötzlich richtete sich Carmody auf.
    »Was ist los?« fragte die Stadt.
    »Ich kann nicht mehr schlafen«, sagte Carmody.
    »Versuchen Sie die Augen zu schließen und nacheinander jeden Muskel Ihres Körpers zu entspannen. Dabei fangen Sie mit dem großen Zeh an und arbeiten sich langsam vor bis …«
    »Ich kann nicht schlafen!« brüllte Carmody.
    »Vielleicht waren Sie ohnehin nicht sehr müde«, versuchte ihn die Stadt zu beruhigen. »Aber zumindest könnten Sie die Augen schließen und sich ein wenig ausruhen. Tun Sie's für mich.«
    »Nein!« sagte Carmody energisch. »Ich bin hellwach und brauche keine Ruhepause.«
    »Eigensinnig«, sagte die Stadt. »Aber tun Sie ruhig, was Sie wollen. Ich habe alles versucht.«
    »Jaja«, sagte Carmody, erhob sich und verließ das gastliche Haus.
     
     
    4
     
    Carmody stand auf einer kleinen, gewölbten Brücke und betrachtete eine blaue Lagune.
    »Das ist eine Nachbildung der Rialto-Brücke in Venedig«, sagte die Stadt, »natürlich in einem kleineren Maßstab.«
    »Ich weiß«, erwiderte Carmody. »Ich habe das Schild gelesen.«
    »Ein entzückendes Bauwerk, nicht wahr?« fragte die Stadt.
    »Jaja, ganz nett«, sagte Carmody und zündete sich eine Zigarette an.
    »Sie rauchen ziemlich viel«, sagte die Stadt.
    »Ich weiß. Aber mir ist eben nach Rauchen zumute.«
    »Als Ihr medizinischer Berater muß ich Sie darauf hinweisen, daß zwischen Rauchen und Lungenkrebs eine Verbindung besteht, die wissenschaftlich erwiesen ist.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn Sie Pfeife rauchen würden, wären Sie wesentlich besser dran.«
    »Ich mag Pfeifen nicht.«
    »Wie wär's dann mit Zigarren?«
    »Ich mag auch keine Zigarren.« Carmody zündete sich eine weitere Zigarette an.
    »Das ist Ihre dritte Zigarette in fünf Minuten«, mahnte die Stadt.
    »Verdammt noch mal! Ich rauche so viel und so oft es mir Spaß macht!« brüllte Carmody.
    »Natürlich, natürlich«, erwiderte die Stadt. »Ich wollte Sie ja nur zu Ihrem

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