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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Gebäude dieser Größe nicht gerade viel.«
    »Natürlich nicht. Aber das ist Absicht. Die Kirche sollte sowohl erhaben als auch behaglich wirken.«
    »Wo sind übrigens die Einwohner dieser Stadt?« fragte Carmody.
    »Sie sind abgereist«, sagte Bellweather traurig. »Sie haben mich alle verlassen.«
    »Wieso?«
    Die Stadt schwieg eine Zeitlang und sagte dann: »Die Verbindung zwischen der Stadt und ihren Einwohnern hat nicht recht geklappt. Es hat Störungen gegeben. Es war eigentlich nur ein Mißverständnis – eine unglückliche Kette von Mißverständnissen. Ich glaube sogar, daß Unruhestifter am Werk waren.«
    »Aber was ist denn geschehen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte die Stadt. »Ich weiß es wirklich nicht. Eines Tages sind sie verschwunden, einfach so. Aber ich bin sicher, daß sie bald zurückkehren.«
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Ich bin fest überzeugt«, sagte die Stadt. »Aber davon ganz abgesehen, Mr. Carmody, möchten Sie denn nicht hierbleiben?«
    »Ich habe eigentlich noch gar keine Gelegenheit gehabt, mir das zu überlegen«, erwiderte Carmody.
    »Es kann keinen Zweifel geben, daß es Ihnen hier gefallen wird«, sagte Bellweather eifrig. »Stellen Sie sich nur vor – die modernste und selbständigste Stadt in der ganzen Welt steht uneingeschränkt zu Ihren Diensten!«
    »Das klingt nicht schlecht«, sagte Carmody.
    »Also gut. Warum auch nicht?«
    Carmody fand die Stadt überaus interessant. Aber gleichzeitig war er etwas beunruhigt. Er hätte zu gern gewußt, warum die früheren Einwohner Bellweather verlassen hatten.
     
     
    2
     
    Auf Drängen der Stadt quartierte sich Carmody in der prächtig ausgestatteten Hochzeitssuite des Hotels ›König George V.‹ ein. Am nächsten Morgen bat ihn Bellweather sogleich auf die Terrasse und spielte ihm während des Frühstücks ein Haydn-Quartett vor. Die Morgenluft war köstlich. Ohne Bellweathers ausdrücklichen Hinweis wäre Carmody niemals darauf gekommen, daß sie aus einer Klimaanlage stammte.
    Als er schließlich mit dem Frühstück fertig war, lehnte er sich zurück und genoß den Ausblick auf ein freundliches Durcheinander aus chinesischen Pagoden, venezianischen Brücken, japanischen Kanälen, korinthischen Tempelsäulen, einem kalifornischen Parkplatz, einem normannischen Felsenturm und zahlreichen anderen Dingen.
    »Ein herrliches Bild«, sagte er.
    »Ich bin ja so froh«, sagte die Stadt, »daß es Ihnen gefällt. Wissen Sie, die Frage der Stileinheit ist für meine Erbauer gleich am Anfang ein sehr heikles Problem gewesen. Einige sprachen sich lebhaft für eine gewisse Einheitlichkeit aus. Sie empfahlen die Verwendung von harmonisch zueinander passenden Formen, die zu einem ebenso harmonischen Ganzen verschmolzen werden konnten. Aber es gibt schon zu viele Modellstädte, die nach diesem Prinzip konstruiert sind, und sie sind sehr langweilig und wirken wie von einem einzigen Mann oder Komitee erbaut – sie wirken künstlich, ich meine, nicht wie eine richtige Stadt.«
    »Aber du bist doch auch nichts anderes, oder?« fragte Carmody.
    »Natürlich nicht! Aber ich gebe nicht vor, etwas anderes zu sein als ich bin. Ich bin keine falsche ›Zukunftsstadt‹ und auch kein pseudoflorentinischer Bastard. Ich bin ein echter Mischmasch, der nicht nur praktisch sein soll, sondern auch interessant und anregend.«
    »Bellweather, du bist in Ordnung«, sagte Carmody in einem plötzlichen Anfall von Großmut. »Können alle Modellstädte so reden wie du?«
    »Nein, natürlich nicht. Die meisten Städte waren bisher stumm, ob es sich nun um Modellstädte handelte oder nicht. Aber ihren Einwohnern gefiel das nicht. Die Städte wirkten dadurch zu riesig, zu dominierend, zu seelenlos und zu unpersönlich. Aus diesem Grunde wurde mir eine Stimme verliehen – und ein künstliches Bewußtsein, das von dieser Stimme Gebrauch macht.«
    »Ich verstehe«, sagte Carmody.
    »Es geht darum, daß mich mein künstliches Bewußtsein zu einer Art Persönlichkeit werden läßt, was im Zeitalter des Unpersönlichen sehr wichtig ist. Ich kann also den Anforderungen, die an mich gestellt werden, individuell entsprechen. Meine Bürger und ich, wir können miteinander sprechen und argumentieren. Indem wir einen ständigen fruchtbaren Dialog aufrechterhalten, bilden wir zusammen eine dynamische und wirklich lebensfähige städtische Gemeinschaft. Dabei können wir uns gegenseitig verändern, ohne daß unsere Individualität darunter leidet.«
    »Das klingt alles sehr

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