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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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eigenen Besten an die Gefahren erinnern. Wäre es Ihnen lieber, wenn ich schweigend dabeistünde und einfach zusähe, während Sie sich zugrunde richten?«
    »Ja«, sagte Carmody.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie das ernst meinen. Hier spielt ein wichtiger ethischer Grundsatz mit. Ein Mensch kann zwar zuweilen gegen seine eigenen Interessen handeln; aber einer Maschine sind Perversitäten dieser Art nicht gestattet.«
    »Laß mich endlich in Ruhe«, knurrte Carmody. »Hör endlich auf, mich andauernd herumzukommandieren.«
    »Ich kommandiere Sie herum? Mein lieber Carmody, habe ich Sie zu irgend etwas gezwungen? Habe ich etwas anderes getan als Ihnen Ratschläge gegeben?«
    »Eigentlich nicht. Aber du redest entschieden zuviel.«
    »Vielleicht rede ich nicht genug«, erwiderte die Stadt, »wenn man bedenkt, wie selten die Leute auf mich hören.«
    »Du redest zuviel«, beharrte Carmody und zündete sich eine Zigarette an.
    »Das ist Ihre vierte Zigarette in fünf Minuten.«
    Carmody setzte zu einer heftigen Erwiderung an; doch er besann sich rechtzeitig eines Besseren und ging weiter.
    *
    »Was ist das?« fragte Carmody. »Ein Süßigkeitenautomat«, sagte die Stadt.
    »Sieht gar nicht wie einer aus.«
    »Ist trotzdem einer. Ich habe ihn nach einem Entwurf für einen Silo bauen lassen. Natürlich in wesentlich verkleinertem Maßstab, und…«
    »Sieht trotzdem nicht wie ein Süßigkeitenautomat aus. Wie funktioniert das Ding?«
    »Ganz einfach. Drücken Sie den roten Knopf. Dann müssen Sie einen der Hebel in Reihe A ziehen und schließlich den grünen Knopf drücken. Sehen Sie?«
    Eine Stange Sahnebonbons wurde im Warenausgabeschlitz sichtbar.
    »Oh«, sagte Carmody, löste das Papier von einem der Bonbons und steckte ihn in den Mund. »Sind das richtige Sahnebonbons oder auch nur Nachahmungen?«
    »Das sind richtige Sahnebonbons. Ich mußte sogar eine Konzession dafür beantragen, weil mir keine Zeit blieb, etwas eigenes zu erfinden.«
    »Soso«, sagte Carmody und ließ das Einwickelpapier zu Boden fallen.
    »Das«, sagte die Stadt tadelnd, »ist ein typisches Beispiel für die Art von Gedankenlosigkeit, mit der ich mich immer wieder herumschlagen muß.«
    »Ist doch nur ein Stückchen Bonbonpapier«, sagte Carmody, wandte sich um und betrachtete das Papier, das vor ihm auf der ansonsten makellos sauberen Straße lag.
    »Natürlich ist es nur ein Stückchen Bonbonpapier«, sagte die Stadt, »aber wenn Sie es mit hunderttausend Einwohnern multiplizieren, was haben Sie dann?«
    »Hunderttausend Stück Bonbonpapier«, sagte Carmody wie aus der Pistole geschossen.
    »Das finde ich ganz und gar nicht lustig«, sagte die Stadt. »Es würde Ihnen bestimmt nicht gefallen, zwischen all dem Unrat zu leben, das kann ich Ihnen versichern. Sie wären bestimmt der erste, der sich über den Zustand der Straße beklagen würde. Aber tun Sie das Ihre, um eine Verschmutzung zu verhindern? Nein, natürlich nicht. Das überlassen Sie mir, obwohl ich schon genug zu tun habe, am Tage und in der Nacht. Dabei habe ich nicht mal einen freien Sonntag.«
    Carmody beugte sich vor, um das Stück Papier aufzuheben, aber ehe er es aufnehmen konnte, schoß ein Fangarm aus einem Gully hervor und ließ es verschwinden.
    »Schon gut«, sagte die Stadt. »Ich bin es ja gewöhnt, hinter den Leuten herzuräumen. Ich tu's ja sowieso die ganze Zeit.«
    »Naja«, sagte Carmody.
    »Ich erwarte auch keine Dankbarkeit.«
    »Ich bin ja dankbar, sehr dankbar!« sagte Carmody.
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte Bellweather.
    »Na gut, dann eben nicht. Was willst du denn hören?«
    »Ich möchte, daß Sie gar nichts mehr sagen«, erwiderte die Stadt. »Betrachten wir den Vorfall als erledigt.«
    »Genug?« fragte die Stadt nach dem Abendessen.
    »Völlig«, sagte Carmody.
    »Sie haben kaum etwas gegessen.«
    »Ich habe so viel gegessen, wie ich verkraften konnte. Es war wirklich sehr gut.«
    »Wenn das Essen so gut war – warum wollen Sie dann nicht mehr essen?«
    »Weil ich einfach nichts mehr hineinbekomme!«
    »Wenn Sie sich nicht den Appetit mit den Sahnebonbons verdorben hätten…«
    »Verdammt noch mal – die Sahnebonbons haben mir den Appetit nicht verdorben! Ich habe nur …«
    »Sie zünden sich eine Zigarette an«, sagte die Stadt.
    »Ganz recht«, erwiderte Carmody.
    »Könnten Sie damit nicht noch ein bißchen warten?«
    »Nun hör mal her«, sagte Carmody aufgebracht. »Was hast du dich darum zu scheren, ob ich …«
    »Es gibt wirklich

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