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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nichts ändern – es sei denn, er änderte sich und paßte sich an…
    Aber das wollte er lieber gar nicht erst versuchen. Statt dessen erhob er sich, straffte die Schultern und marschierte über die venezianische Brücke und die römische Piazza davon.
    »Wohin wollen Sie?« fragte die Stadt. »Was ist los?«
    Schweigend, mit zusammengekniffenen Lippen, passierte Carmody den Kinderspielplatz und das Gebäude der American-Express-Company.
    »Was habe ich falsch gemacht?« flehte die Stadt. »Sagen Sie es mir – was?«
    Carmody schwieg und marschierte am Cafe Rochambeau und der portugiesischen Synagoge vorbei und erreichte schließlich die Grünfläche, von der Bellweather umgeben war.
    »Undankbarer!« schrie ihm die Stadt nach. »Sie sind genau wie die anderen! Die Menschen sind nichts als unleidliche Tiere, die niemals wirklich zufrieden sind!«
    Carmody stieg in seinen Wagen und ließ den Motor an.
    »Aber«, fuhr die Stadt nachdenklich fort, »die Menschen sind auch niemals wirklich unzufrieden. Die Moral ist wohl, daß eine Stadt es lernen muß, Geduld zu haben.
    Carmody bog in die Highbridge-Gate-Straße ein – in Richtung New York.
    »Angenehme Reise!« rief ihm Bellweather nach. »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen! Ich werde auf Sie warten!«
    Carmody trat fest auf den Gashebel und wünschte, er hätte diese letzte Bemerkung überhört.

Sprung in die Verbannung
    (THE DROP)
     
    John Christopher
     
     
    Nach der Landung in Forbeston auf dem Mars führte mich mein erster Weg zum Schwimmbassin; Wasser ist knapp an Bord eines Raumschiffes. Ich legte die Kleidung ab, zog eine ultraviolettundurchlässige Badehose über und sprang in das dunkelgrüne Wasser. Nachdem ich eine Weile herumgeschwommen war, legte ich mich auf den Rücken und ließ mich treiben. Über mir schimmerte der purpurne Samt des marsianischen Himmels durch die fast unsichtbare Kuppel, und da die Sonne am Horizont stand, waren bereits die ersten größeren Sterne sichtbar. Ein großer grüner Lichtpunkt stach besonders hervor – die Erde natürlich.
    Nach dem Bad ging ich wie üblich in den Klub. Der Klub für höhere Offiziere befand sich an der Ecke 49. Straße – X. Avenue, direkt gegenüber dem Gebäude der Handelskammer. Ich gehörte jetzt bereits seit zwei Jahren dazu und war mit meinen vierunddreißig Jahren nicht mehr das jüngste Mitglied; vor etwa zwei oder drei Monaten hatte ein Einunddreißigjähriger das Seniorpatent erhalten.
    Ich meldete mich bei Steve in seinem kleinen Stand, und er erkannte mich sofort – was in gewisser Weise eine Ehre war. Er holte meine Post aus dem Fach; ein halbes Dutzend Rechnungen, zwei Vokalbriefe von einem entfernten Verwandten und einen Stapel Werbeblättchen.
    Er fragte: »Wo sind Sie gewesen, Kapitän Newsam?«
    Die Form der Anrede gehörte zu Steves besonderen Techniken. Wenn er jemanden seit Jahren kannte, nannte er ihn einfach nur ›Kapitän‹ oder ›Kommodore‹ – je nach Rang.
    »Venus-Merkur-Tour«, erwiderte ich. »Clarke's Point, Karsville, Mordecai – das Übliche.«
    »Sie kommen ganz schön herum«, sagte er. »Ich muß immer hierbleiben.«
    Diese Klage hatte ich schon öfter von ihm gehört – wie auch von vielen anderen Bürgern in Forbeston. Aber die Leute schienen trotzdem nicht unzufrieden zu sein.
    »Ein Ort ist wie der andere«, sagte ich müde.
    »Ja«, entgegnete er. »Das hat man mir auch schon erzählt. Man gewöhnt sich an alles. Wollen Sie hier essen?«
    »Ja.« Ich ließ die Reklamestreifen in einen Abfallvertilger fallen. »Würden Sie mir einen Gefallen tun, Steve?«
    »Selbstverständlich. Was denn?«
    »Versuchen Sie Captain Gains für mich ausfindig zu machen.«
    Er zögerte nur einen Sekundenbruchteil. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, auch die kleinste Reaktion zu beachten und zu deuten – ich hatte seinerzeit eine These über das menschliche Verhalten für mein Universitätsdiplom aufgestellt. Ich sah, daß Steves Augen kurz aufflackerten und daß seine Hand eine kleine ungewollte Bewegung machte.
    Er sagte: »Ich werde mich für Sie nach Captain Gains erkundigen. Ich habe ihn in letzter Zeit allerdings nicht mehr gesehen.«
    »Was heißt ›in letzter Zeit‹?«
    Steve hatte sich wieder gefangen. »Sie wissen selbst, wie das so geht. Bei Offizieren weiß man nie, ob sie nun im Ort sind oder nicht. Und selbst wenn jemand in Forbeston ist, kommt er nicht immer in den Klub. Jagdausflüge oder so …«
    »Ihr Gedächtnis ist gut, Steve. Wann

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