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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Fanatiker einen bewaffneten, kampfbereiten Dorsai – einen Mann wie Graeme – zu töten, wenn ihm nicht ein Wunder zu Hilfe kam?«
    Wunder … Wunder … Wunder …
    Dieses Wort trug mich durch den dunklen Tag und den Regen, hob mich an wie der Wind und brachte mich in das unzugängliche steinige Hochland, in das sich Kensie Graeme zurückgezogen hatte – damals, als ich ihn über die Tötung von Freundler- Gefangenen befragte. Dieses Land hatte ich bisher gemieden, doch jetzt stand es mir plötzlich offen.
    Und ich erinnerte mich …
    Von Anfang an hatte ich im Unterbewußtsein gewußt, daß der Fanatiker, der Dave und die anderen getötet hatte, nicht mit allen Freundlern gleichzusetzen war. Jamethon war kein Mörder. Ich hatte versucht, ihn zu einem zu machen, um meine eigene Schande zu vertuschen. Drei Jahre lang hatte ich mich selbst belogen. Denn in mir war es bei Daves Tod ganz anders zugegangen, als ich bisher geschildert hatte.
    Ich hatte dort unter dem Baum gesessen und gesehen, wie Dave und die anderen umgebracht wurden, hatte den schwarzgekleideten Unteroffizier beobachtet, der das ratternde Maschinengewehr schwenkte. Und in diesem Augenblick war ich nicht von dem Gedanken besessen gewesen, den ich in den folgenden drei Jahren immer wieder als Entschuldigung dafür vorgebracht hatte, daß ich Leute wie Jamethon und die Freundler vernichten wollte.
    Nein, ich hatte nicht gedacht – Was tut er diesen hilflosen unschuldigen Männern an! Mich beherrschte nur der eine übermächtige Impuls – Wenn er fertig ist, wird er die Waffe dann auch auf mich, richten?
    Aus der Erinnerung kehrte ich in die Gegenwart zurück. Der Regen ließ nach, und Padma stützte mich. Wie bei Jamethon wunderte ich mich über die erstaunliche Kraft seiner schmalen Hände.
    »Lassen Sie mich«, sagte ich schwach.
    »Und wohin wollen Sie gehen, Tam?« fragte Padma.
    »Irgendwohin«, murmelte ich. »Ich werde es schon überwinden. Ich werde mich irgendwo vergraben und damit fertigwerden. Ich gebe auf.«
    »Jede Tat«, sagte Padma und ließ mich los, »hat ihre Wirkung, die nicht so ohne weiteres nachläßt. Ursache und Wirkung stehen immer im Gleichgewicht. Sie können nicht einfach aufgeben, Tam. Sie können nur die Seite wechseln.«
    »Seite wechseln!« sagte ich. Der Regen ließ jetzt schnell nach. »Welche Seiten?« Ich starrte ihn müde an.
    »Beispielsweise die Seite Ihres Onkels – einerseits«, sagte Padma. »Und die entgegengesetzte Seite, die die Ihre und gleichzeitig die unsrige ist.« Es fielen nur noch vereinzelte Tropfen, und der Tag hellte sich sehr schnell auf. Die ersten wäßrigen Sonnenstrahlen durchdrangen die Wolkendecke.
    »Zusätzlich gibt es zwei starke Einflüsse auf die Entwicklung des Menschen. Wir können sie im Augenblick weder verstehen noch berechnen, ganz abgesehen von der Tatsache, daß sie die Ausdrucksform starker persönlicher Willenskräfte zu sein scheinen. Der eine Einfluß scheint den Evolutionsprozeß zu fördern, der andere ihn hemmen zu wollen – und beide lassen sich bis zu den ersten Raumfahrtversuchen des Menschen zurückverfolgen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht«, murmelte ich. »Das alles ist nicht meine Sache.«
    »O doch – seit Ihrer Geburt war es Ihre Sache.« Für Sekundenbruchteile fing sich in Padmas Augen das Licht. »Eine fremde Macht wirkte auf die Struktur St. Maries ein – in Gestalt eines Wesens, das durch einen persönlichen Verlust aus der Bahn geworfen war und auf Gewalt sann. Das waren Sie, Tam.«
    Ich versuchte erneut den Kopf zu schütteln, aber ich wußte, daß er recht hatte.
    »Wie ich schon sagte, spielen auch bei diesen Dingen die Naturgesetze mit. Es geht keine Energie verloren. Als Jamethon Ihre Absichten durchkreuzte, ging Ihre Besessenheit auf ein anderes Individuum über, das nun – seinerseits durch einen persönlichen Verlust aus der Bahn geworfen – auf einen Gewaltstreich sann.«
    Ich starrte ihn an und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Was für ein anderes Individuum?«
    »Ian Graeme.«
    Ich starrte ihn nur an.
    »Ian fand das Versteck der drei Mörder seines Bruders und tötete sie eigenhändig – und durch diese Tat beruhigte er die Söldner und machte die Pläne der Blauen Front zunichte. Er hat seinen Posten niedergelegt und ist zu den Dorsai zurückgekehrt. Er schlägt sich jetzt mit den gleichen bitteren Gefühlen herum, von denen Sie beherrscht waren, als Sie nach St. Marie kamen.« Padma hielt inne und

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