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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Metern kam ich wieder zu mir. Ich hörte keine Schritte hinter mir und blieb stehen.
    Ich war allein. Der Himmel war womöglich noch dunkler geworden. Der Regen wurde plötzlich stärker und verbarg meine Umgebung hinter einem schimmernden Vorhang. Ich konnte nicht einmal die Fahrzeuge auf dem Parkplatz erkennen – und ich war sicher, daß man mich auch von der Kirche aus nicht sehen konnte. Ich hob das Gesicht und ließ den Regen auf meine Wangen und meine geschlossenen Augen trommeln.
    »So«, sagte eine Stimme hinter mir. »Sie haben ihn also nicht gekannt.«
    Die Worte schnitten mir wie ein Messer in den Leib, und ich fühlte mich wie ein in die Enge getriebenes wildes Tier. Und wie ein wildes Tier fuhr ich herum.
    »Ja, ich habe ihn gekannt!« sagte ich.
    Vor mir stand Padma – in einen blauen Umhang gehüllt, der den Regen abzustoßen schien. Er hatte seine leeren Hände, die noch niemals eine Waffe gehalten hatten, vor der Brust gefaltet. Aber das wilde Tier in mir ahnte, daß er auf seine Weise bewaffnet und auf der Jagd war.
    »Sie?« fragte ich. »Was tun Sie hier?«
    »Unsere Berechnungen haben ergeben, daß wir Sie hier antreffen würden«, sagte Padma leise. »Also bin ich hier. Aber warum sind Sie hier, Tam? Unter den Leuten dort drinnen befinden sich bestimmt einige Fanatiker, die von den Gerüchten gehört haben – von den Gerüchten über Ihr zweifelhaftes Mitwirken am Tode Jamethons und an der Kapitulation der Freundler.«
    »Gerüchte!« sagte ich. »Wer hat sie in Umlauf gesetzt?«
    »Sie selbst«, sagte Padma. »Sie selbst – durch Ihr Verhalten auf St. Marie.« Er blickte mich an. »Wußten Sie nicht, daß Sie hier in Lebensgefahr schweben?«
    Ich öffnete den Mund, um die Frage zu verneinen, erkannte jedoch plötzlich, daß ich es die ganze Zeit gewußt hatte.
    »Was ist, wenn jemand die Freundler darauf aufmerksam macht«, sagte Padma leise, »daß sich Tam Olyn, der Kriegsberichterstatter von St. Marie, unter ihnen befindet…?«
    Ich konnte ihn nur grimmig anstarren. Das wilde Tier in mir tobte.
    »Könnten Sie so etwas mit Ihren exotenischen Prinzipien vereinbaren?«
    »Wir werden im allgemeinen mißverstanden«, erwiderte Padma ruhig. »Wir bezahlen fremde Soldaten für unsere Kriege – nicht weil wir uns aus moralischen Gründen dazu verpflichtet fühlen, sondern weil unsere emotionelle Perspektive verlorengehen würde, wenn wir uns in solche Dinge hineinziehen ließen.«
    Ich hatte keine Angst; in mir war nur eine große Leere.
    »Rufen Sie sie doch«, sagte ich.
    Padmas haselnußbraune Augen musterten mich durch den Regen.
    »Wenn das meine Absicht gewesen wäre, hätte ich den Freundlern eine Nachricht schicken können«, sagte er. »Ich hätte nicht selbst zu kommen brauchen.«
    »Warum sind Sie dann gekommen?« Meine Stimme schmerzte mir im Hals. »Sagen Sie bloß, daß Ihnen so viel an mir oder an den Freundlern liegt.«
    »Uns liegt an jedem Individuum«, erwiderte Padma. »Aber uns liegt noch mehr an der gesamten Rasse. Und Sie stellen nach wie vor eine Gefahr für die Menschheit dar. Sie sind ein Idealist, Tam, der sich einem destruktiven Ziel verschrieben hat. Wie bei den anderen Wissenschaften geht auch bei der Wechselwirkung von Ursache und Wirkung keine Energie verloren. Ihre Vernichtungswut konnte sich auf St. Marie nicht entladen und wird sich jetzt entweder nach innen richten und Sie vernichten – oder nach außen gegen die gesamte Menschheit.«
    Ich lachte gezwungen.
    »Was wollen Sie dagegen unternehmen?« fragte ich.
    »Ihnen zeigen, daß sich das Messer, das Sie halten, auch gegen die Hand richten kann, die es führt. Ich habe eine Neuigkeit für Sie, Tam. Kensie Graeme ist tot.«
    »Tot?« Der Regen schien plötzlich alle anderen Geräusche zu übertönen.
    »Er wurde von drei Männern der Blauen Front vor fünf Tagen in Blauvain ermordet.«
    »Ermordet…«, flüsterte ich. »Aber warum?«
    »Weil der Krieg vorüber war«, erwiderte Padma. »Weil Jamethons Tod und die schnelle Kapitulation der Freundler einen Krieg verhinderten, der das ganze Land verwüstet hätte, und weil die Zivilbevölkerung dadurch unseren Truppen gegenüber sehr positiv eingestellt ist. Weil die Blaue Front hoffte, daß sich Kensie Graemes Truppen nach seinem Tod zu Vergeltungsmaßnahmen gegenüber der Zivilbevölkerung hinreißen lassen würden, so daß die Regierung auf St. Marie schließlich gezwungen wäre, sie zum Verlassen des Planeten aufzufordern. Das hätte bedeutet, daß eine

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