Heyne Galaxy 13
Revolte der Blauen Front keine Gegenwehr gefunden hätte.«
Ich konnte ihn nur anstarren.
»Es greift alles ineinander«, sagte Padma. »Kensie sollte befördert und in den Stab auf Mara oder Kultis versetzt werden. Er und sein Bruder Ian wären damit ein für allemal aus der Schußlinie gewesen. Aber Jamethons Tod, der eine Kapitulation seiner Truppen möglich machte, ohne daß ein Schuß fiel, schuf eine Situation, die die Blaue Front zum Handeln zwang. Wenn Sie und Jamethon auf St. Marie nicht zusammengetroffen wären und Jamethon gewonnen hätte, würde Kensie jetzt noch leben. Das geht jedenfalls aus unseren Berechnungen hervor.«
»Jamethon und ich?« Mein Mund war plötzlich trocken.
»Sie waren der Faktor«, sagte Padma, »der Jamethon zu seiner Lösung verhalf.«
»Ich soll ihm geholfen haben?« fragte ich.
»Er hatte Sie durchschaut«, sagte Padma. »Er blickte durch die rachedurstige, verzerrte Fassade, die Sie für Ihr eigentliches Wesen hielten, und sah in Ihrem Innern den Idealisten, der Ihnen so rief in den Knochen steckt, daß nicht einmal Ihr Onkel dagegen angekommen war.«
Der Regen donnerte zwischen uns hernieder. Trotzdem hörte ich deutlich jedes Wort.
»Ich glaube Ihnen nicht!« rief ich.
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt«, erwiderte Padma, »daß Sie die evolutionsbedingten Fortschritte unserer Splitterkulturen offenbar nicht recht zu würdigen wissen. Jamethons Glaube war ein Glaube, der durch Äußerlichkeiten nicht zu erschüttern war. Wenn er Sie für einen gewöhnlichen Mann gehalten hätte, hätte er Ihnen überhaupt nicht zugehört – doch er sah in Ihnen einen Menschen, der von seinem Ziel besessen ist. Ein Mann, der mit Satans Stimme zu ihm sprach, wie er es genannt hätte.«
»Ich glaube Ihnen nicht!« brüllte ich.
»O doch«, sagte Padma. »Sie haben gar keine andere Wahl. Denn nur so konnte Jamethon die Lösung seines Problems finden.«
»Lösung!«
»Er war ein Mann, der für seinen Glauben in den Tod gehen wollte. Aber als Kommandeur hielt er es nicht für richtig, daß ihm seine Männer allein aus diesem Grunde folgen sollten.« Padma betrachtete mich. »Sie boten ihm so etwas wie eine teuflische Alternative – sein diesseitiges Leben, wenn er seinen Glauben und seine Männer aufgab und somit den Konflikt vermied, der mit seinem und seiner Leute Tod enden mußte.«
»Was für eine verrückte Argumentation!« sagte ich. In der Kirche war das Gemurmel verstummt, und eine tiefe Stimme hatte mit dem Beerdigungsgottesdienst begonnen.
»Nicht verrückt«, berichtigte mich Padma. »Als er das erkannte, war die Antwort ganz einfach. Er brauchte nur damit zu beginnen, die Angebote des Satans auszuschlagen. Und die Grundlage war die absolute Notwendigkeit seines eigenen Todes.«
»Und das war eine Lösung?« Ich versuchte zu lachen, doch mein Hals schmerzte.
»Es war die einzige Lösung«, sagte Padma. »Und als er in seinen Überlegungen so weit gekommen war, erkannte er auch, daß es nur eine Möglichkeit gab, seine Männer zur Kapitulation zu zwingen – und das war, zu sterben und sie in einer unhaltbaren Situation zurückzulassen.«
Die Worte drangen wie Messerstiche in mich ein. »Aber er wollte doch nicht sterben!« sagte ich.
»Die Entscheidung überließ er seinem Gott«, sagte Padma. »Er traf seine Vorbereitungen so, daß ihn nur ein Wunder retten konnte.«
»Wovon sprechen Sie eigentlich?« Ich starrte ihn an. »Er hat einen Tisch mit einer Verhandlungsfahne aufgestellt und hat vier Männer …«
»Vier Märtyrer …«
»Vier Männer!« rief ich. »Er kam mit vier Männern an den Verhandlungstisch, so daß es fünf gegen einen stand. Ich selbst war dabei! Fünf gegen …«
»Tam.«
Das Wort brachte mich zum Schweigen. Plötzlich hatte ich Angst. Ich wollte nicht hören, was er sagte. Ich fürchtete mich vor seinen Worten, fürchtete mich vor seiner Behauptung, daß ich es schon lange gewußt hätte. Ich wollte es einfach nicht hören. Der Regen prasselte unbarmherzig auf uns herab, doch trotz des Rauschens verstand ich jedes Wort.
Padmas Stimme begann mir in den Ohren zu dröhnen wie der Regen, und ich hatte das Gefühl, hilflos in der Luft zu schweben. »Haben Sie etwa angenommen, daß sich Jamethon auch nur eine Sekunde lang über den Ausgang des Duells im Zweifel war? Er war das Produkt einer Splitterkultur und wußte, daß Kensie einer anderen solchen Teilkultur entsprang. Glauben Sie wirklich, daß er gehofft hat, mit Hilfe seiner vier
Weitere Kostenlose Bücher