Heyne Galaxy 13
fügte leise hinzu: »Jetzt ist er der große kausale Faktor, dessen Wirkung wir noch nicht berechnen können.«
»Aber …« Ich blickte Padma an, »Sie meinen also, ich bin frei?«
Padma schüttelte den Kopf.
»Sie werden nur von einer anderen Macht beherrscht«, sagte er. »Sie quälen sich mit der Wirkung des freiwilligen Opfers, das Jamethon seiner Sache gebracht hat.«
Er blickte mich an, und in seinen Augen stand so etwas wie Sympathie. Trotz des hervorbrechenden Sonnenlichts begann ich zu zittern.
Ich konnte es nicht leugnen, daß er recht hatte. Jamethon, der sich seinem Glauben geopfert hatte, nachdem ich im Angesicht des Todes allen Glauben verloren hatte, hatte mich umgeformt, wie ein Blitz die hochgereckte Schwertklinge verformt, die er trifft. Ich konnte nicht mehr leugnen, was mit mir geschehen war.
»Nein«, sagte ich erschaudernd. »Ich kann nichts dagegen tun.«
»Sie können es«, erwiderte Padma ruhig. »Und Sie werden es schaffen.«
Und er breitete die Hände aus.
»Die Aufgabe, die mich nach unseren Berechnungen hierhergeführt hat, ist erfüllt«, sagte er. »Ihr Idealismus ist unangetastet. Durch die Todesdrohung auf der Erde war er eine Zeitlang verzerrt und gegen sich selbst gekehrt. Aber die Ereignisse auf St. Marie haben sie wieder hingebogen.«
Ich lachte, und das Lachen schmerzte in meinem Hals.
»Ich fühle mich alles andere als ›wieder hingebogen‹«, sagte ich.
»So etwas dauert seine Zeit«, sagte Padma. »Ein Heilungsprozeß dauert lange. Wunden müssen verheilen und neues Gewebe muß sich verhärten, ehe es eine nützliche Funktion übernehmen kann. Aber Sie wissen jetzt einiges mehr vom Glauben der Freundler, vom Mut der Dorsai – und vielleicht auch von der philosophischen Stärke des Menschen, die wir auf den exotenischen Welten anstreben.«
Er hielt inne und lächelte ein fast verschmitztes Lächeln.
»Sie hätten es eigentlich schon lange merken müssen, Tam«, sagte er. »Ihre Aufgabe ist die eines Übersetzers – eines Mittlers zwischen dem Alten und dem Neuen. Ihre Arbeit wird die Menschen auf allen Planeten – auf den Splitterwelten ebenso wie auf den volltalentierten Welten – für den Tag vorbereiten, da die Fähigkeiten der Rasse wieder zu einem neuen Menschen verschmelzen.« Sein Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. »Sie werden mehr von dieser Entwicklung erleben dürfen als ich. Auf Wiedersehen, Tam.«
Und er wandte sich um. Ich sah ihn auf die Kirche zugehen, aus der die Stimme des Ältesten drang, der jetzt die Nummer der letzten Hymne ansagte.
Betäubt ging ich zu meinem Wagen und stieg ein. Der Regen hatte aufgehört, und die Luft war frisch und klar. Ich öffnete die Fenster, als ich den Wagen vom Parkplatz auf die Straße steuerte. Von der Kirche drang das letzte Lied zu mir herüber.
Die Freundler sangen die Kampfhymne ihrer Soldaten, und ihre Stimmen schienen mir zu folgen; sie klangen nicht traurig wie bei einem Abschied, sondern stark und triumphierend.
Der Gesang folgte mir, und mit zunehmender Entfernung schienen sich die Stimmen zu einer einzigen, mächtigen Stimme zu vereinigen. Der graue Himmel war aufgebrochen, und im Schein der Sonne wirkten die Wolkenfetzen wie wehende Fahnen – wie die Banner einer Armee, die auf ewig zu neuen Fronten marschiert.
Ich beobachtete sie, und noch lange hörte ich den Gesang hinter mir, während ich mich dem Raumhafen näherte, wo das Schiff zur Erde im Sonnenlicht auf mich wartete.
Bleistifte für Arkturus
(A FLASK OF FINE ARCTURAN)
C C. MACAPP
Datum: 29. April 2017
Abs.: Präsident
An: Vizepräsident, Regionaldirektoren
Betr.: Freizügiger Umgang mit internen Informationen
Der Vorsitzende unseres Aufsichtsrates hat mich gebeten, Ihre Aufmerksamkeit auf den bemerkenswert laxen Umgang hinzuweisen, der in dieser Gesellschaft mit finneninternen Informationen getrieben wird. In den letzten Wochen und Monaten ist es oft vorgekommen, daß Vorhaben unseres Konzerns, Umsatzzahlen, technische Neuentwicklungen und sogar Formeln freizügig in größerem Kreis besprochen worden sind. Beispielsweise war der Aufsichtsrat sehr ungehalten darüber, daß eine Brennerei aus unserem Konkurrenzkreis vorzeitig über die Publikationsdaten unserer Werbekampagne informiert war, die die Vorzüge unserer neuen Holz-Whiskyflaschen herausstellen soll. Jetzt wird es uns einige zusätzliche Millionen Dollar Werbeaufwand kosten, die
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