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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Gebäude bestanden aus Beton und Gußplastik, obwohl sie offensichtlich nicht mehr neu waren. Die dürren steinigen Felder waren sorgfältig gepflügt – wie die Felder auf St. Marie. Hier in der nördlichen Hemisphäre Harmonys setzte gerade der Frühling ein. Und wie damals am ersten Tag auf St. Marie regnete es, als ich vom Raumflughafen zum Friedhof fuhr. Doch die Felder waren nicht schwer und dunkel wie auf St. Marie, sondern die harte Schwärze ihrer Furchen erinnerte an die Farbe der Freundler-Uniformen.
    Ich erreichte die Kirche mit den ersten Besuchern. Der graue, regenschwere Himmel ließ das Innere des Gebäudes so dunkel erscheinen, daß ich mich kaum orientieren konnte. Die Kirchen der Freundler haben keine Fenster und keine Lampen. Der kalte Wind trieb die Regenschleier durch das türlose Portal an der Rückseite herein, und durch eine rechteckige Öffnung im Dach fiel ein tropfenglitzernder Lichtstrahl auf Jamethon, den man auf einer Empore aufgebahrt hatte. Eine durchsichtige Plane bedeckte ihn, von der das Wasser in Strömen herablief und in einer Rinne verschwand. Der Älteste, der den Gottesdienst zelebrierte, und die Besucher, die an dem Verstorbenen vorbeidefilierten, waren der Gewalt des Wetters schutzlos ausgesetzt.
    Ich schloß mich der Reihe von Menschen an, die sich langsam durch den Mittelgang der Kirche bewegte. Zu beiden Seiten verschwanden die Barrieren, hinter denen die Menschen während des Gottesdienstes stehen würden, im Dunkeln. Die Stützbalken der Decke lagen im Schatten. Man spielte keine Musik, doch das leise Murmeln der betenden Stimmen verschmolz zu einem fast rhythmischen Trauergesang. Wie Jamethon schienen all diese Menschen, die zumeist nordafrikanischer Abstammung waren, recht schwermütig zu sein.
    Ich erreichte schließlich den offenen Sarg. Jamethon schien sich nicht verändert zu haben; der Tod hatte keine Gewalt über ihn. Er lag auf dem Rücken, die Hände an der Seite, und sein Mund war fest und gerade wie immer. Nur seine Augen waren geschlossen.
    Die Feuchtigkeit machte sich in meinem Knie bemerkbar, und als ich mich abwandte, humpelte ich merklich. Plötzlich spürte ich eine Berührung an meinem Arm. Ich fuhr heftig herum. Ich hatte meinen Journalistenumhang auf der Erde gelassen und trug Zivilkleidung, um nicht aufzufallen.
    Ich blickte in das Gesicht des jungen Mädchens, das mir aus Jamethons Solidograph entgegengelächelt hatte. In dem grauen Licht erinnerten mich die verschwommenen Konturen ihres Kopfes an ein fleckiges Glasbild in einer der alten Kathedralen auf der Erde.
    »Sie sind verwundet«, sagte sie leise. »Sie müssen einer der Söldner sein, mit denen er auf Newton zusammen war, ehe er nach Harmony versetzt wurde. Seine Eltern, die auch die meinen sind, suchen Tröstung im Herrn und möchten Sie gern kennenlernen.«
    Der Wind trieb einen Regenschauer durch die Öffnung im Dach, und die kalten Tropfen ließen mich tief im Innern erzittern.
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe ihn nicht gekannt.« Hastig wandte ich mich ab und drängte mich durch die Menschenmenge.
    Nach etwa drei Metern machte ich mir klar, was ich hier tat. Das Mädchen war bereits in der Dunkelheit hinter mir verschwunden. Ich verlangsamte meine Schritte, blieb schließlich im hinteren Teil der Kirche stehen und beobachtete die Ankommenden. Sie kamen in endloser Prozession – schwarzgekleidete Gestalten, die den Kopf gesenkt hatten und sich gedämpft unterhielten oder leise beteten.
    Ich stand ein wenig abseits vom Eingang, halb betäubt von den kalten Schauern, die mich durchfuhren, und von der Erschöpfung, die ich von der Erde mitgebracht hatte. Um mich murmelten die Stimmen, und ich wäre fast im Stehen eingeschlafen. Ich wußte plötzlich nicht mehr, weshalb ich überhaupt gekommen war.
    Dann hörte ich plötzlich die Stimme eines Mädchens über dem allgemeinen Stimmengewirr und war wieder hellwach.
    »… er hat es abgestritten, aber ich bin sicher, daß er auf Newton mit ihm zusammen gewesen ist. Er humpelt und kann nur ein verwundeter Soldat sein.«
    Wenige Meter von mir entfernt sprach Jamethons Schwester mit den beiden älteren Leuten, die ich auf Jamethons Solidograph gesehen hatte. Ein eisiger Schrecken durchfuhr mich.
    »Nein!« brüllte ich fast. »Ich kenne ihn nicht – wirklich nicht! Ich weiß gar nicht, was Sie wollen!« Und ich fuhr herum, drängelte mich durch die Menge und rannte durch das Portal in den schützenden Regen hinaus.
    Erst nach etwa fünfzig

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