Heyne Galaxy 13
multiplizieren Sie den Effekt mit zehn – und Sie haben einen Eindruck von dem, was sich acht Tage lang hier abspielte.
Am ersten Tag war es noch gar nicht so schlimm. Die Termiten schnitzten alle möglichen unanständigen Zeichnungen in die Wände der hölzernen Gebäude und machten einen Großteil unseres Materials unbrauchbar. Am zweiten Tag gerieten sie an die Unterlagen und ließen kein Krümelchen übrig. Normalerweise machen sie sich nicht viel aus Papier, aber offensichtlich waren sie zu betrunken. Am dritten Tag machten sie sich an die Leute heran, wobei sie nicht unbedingt bösartig, sondern eher verspielt vorgingen. Beispielsweise fraßen sie sich gern von unten durch den Sitz eines hölzernen Stuhls, der gerade besetzt war, und dann …
Aber das alles hätte sich vielleicht noch ertragen lassen. Am vierten Tag entdeckten wir, daß sie sich auch mit den Innenseiten der Flaschen beschäftigt hatten.
Ich weiß nicht, was sie mit den Flaschen angestellt haben, aber ich kann Ihnen die Wirkung beschreiben. Wenn man guten Whisky in eine dieser Flaschen tut, ergeben sich innerhalb eines Tages die folgenden Veränderungen:
Der Alkoholgehalt fällt auf Null.
Das Getränk nimmt eine eklige grüne Farbe an.
Der Geschmack verändert sich. Ich kann nur sagen, daß
der Whisky dann wie Essig schmeckt, in dem man verfaulte
Salzheringe gelaugt hat.
Es gab noch andere Zwischenfälle, auf die ich aus Zeitgründen nicht mehr eingehen kann. Alles in allem können wir uns glücklich schätzen, daß wir die Sache überlebt haben.
Was mich persönlich angeht, so muß ich mich vor der Termitenregierung verstecken. Man hat sogar einen Preis auf meinen Kopf ausgesetzt. Ich gehe auch meinen bisherigen Angestellten von der Erde aus dem Weg, die mich offenbar für die ganze Sache verantwortlich machen. Eine Gruppe wollte mich sogar aufknüpfen, aber glücklicherweise fand man kein Seil mehr. Die Termiten hatten alles aufgefressen.
Ich ziehe mich in die Hügel zurück, sobald ich diesen Bericht abgeschickt habe. Ich habe zwei Laib Brot bei mir, die ich aus der Kantine gestohlen habe, außerdem zehn der ersten Musterflaschen, die noch mit ausgezeichnetem Whisky gefüllt sind. Außerdem habe ich in meinem Rucksack einige tausend echte, schmackhafte Zedernbleistifte, die mir nach einiger Zeit hoffentlich zu einem friedlichen Arrangement mit der Regierung verhelfen. Wenn sich die Gemüter nicht beruhigen sollten, kann ich mich damit vielleicht auch zum Raumhafen durchschmuggeln. Ich werde mich dann wohl in Richtung auf die Magellanische Wolke absetzen.
Sie können mein letztes Monatsgehalt gegen den Whisky aufrechnen.
Auf Wiedersehen und viel Glück
Otto Stehdenbed
Datum: 1. Juni 2017
Abs.: Präsident
An: Vizepräsident, Regionaldirektoren
Betr.: Innerbetriebliche Information
Manchmal kommt die Dummheit einiger unserer Angestellten einem schandbaren Verrat gleich. Ich beziehe mich auf den katastrophalen und absolut unverzeihlichen Mangel an Koordination zwischen unseren Abteilungen im Zusammenhang mit der Belieferung unserer früheren Produktionsstätte auf Arkturus V.
Wie können wir Fortschritte machen – wie können wir uns überhaupt am Markt halten, wenn unsere rechte Hand nicht weiß, was die linke tut?
Natürlich wollen wir die Geheimhaltung wichtiger Formeln oder Produktionsprozesse unserer Gesellschaft nicht gefährden, auch liegt es uns fern, den leichtsinnigen Umgang mit Kosten, Entschädigungen und Vorhaben zu fördern, aber ich bitte jeden von Ihnen, sich eingehend …
Die Nachbarin
(THE RICHES OF EMBARRASSMENT)
HORACE L. GOLD
Die Costellos, die trotz ihrer geringen Körpergröße großartige Nachbarn gewesen waren, zogen aus, so daß die Zweizimmerwohnung links von mir einige Tage leer stand. Natürlich fragte sich die ganze Etage, wer wohl dort einziehen würde. Es mag stimmen, daß man Jahrzehnte in einem Wohnhaus in Manhattan leben kann, ohne seine Nachbarn überhaupt zu kennen, doch das zehnte Stockwerk unseres Gebäudes war ein Beispiel dafür, daß es auch anders sein kann.
Dick und Charlotte Fort, die eine Dreizimmerwohnung auf der rechten Seite des Flurs bewohnten, waren sicher, daß wir uns auf den Neuankömmling schon einstellen würden. In ihrer Vierzimmerwohnung auf der anderen Flurseite brauchten die Masons dringend einen widerstandsfähigen Babysitter für ihre lebhaften Kinder. Die Costellos hatten sich immer gern
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