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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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»Sind Sie gestern bei mir zu Hause gewesen?«
    »Ja, natürlich. Ich mußte doch mit Ihnen sprechen, nicht? Der alte Kandle hat mich 'rausgefeuert wegen Ihrer Hände, und ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich wußte, daß Sie mir Arbeit geben würden, weil wir doch Freunde sind und Sie mir helfen können.«
    »Aber was haben Sie meiner Frau gesagt?«
    Nancy lächelte. »Das alte Mädchen kam an die Tür, und ich hab' ihr gesagt, was ich wollte – wirklich freundlich. Aber sie war gleich ziemlich verquer und sagte, daß sie Frau Lowris wäre und daß ich hier ins Büro kommen sollte, wenn ich Arbeit suche. Dann fragte sie mich, wieso ich nicht gleich dorthin gegangen wäre, doch ich hab' ihr gesagt, daß sie das nichts angeht. Da ist sie richtig böse geworden und hat gesagt, sie glaubt, ich hätte eine Affäre mit Ihnen, und sie nannte mich eine dumme kleine Hure, und ich hab' sie eine frustrierte alte Henne geschimpft und gesagt, daß ich es Ihnen nicht übelnehmen könnte, wenn Sie auf Abwege kämen, weil er jemanden wie sie zu Hause hat.«
    »Ich verstehe«, sagte Lowris, tastete sich zum Besuchersessel auf der anderen Seite des Schreibtisches vor und ließ sich schwach hineinfallen. Dann legte er den Kopf in die Hände. Doch als er sich vorzustellen versuchte, wie Madelain auf die Anschuldigung, eine »frustrierte alte Henne« zu sein, reagiert hatte, konnte er nicht länger an sich halten. Er lachte laut auf.
    Nancy betrachtete ihn von der anderen Seite des Tisches. »Bin ich froh, daß Sie die Sache so lustig nehmen.«
    »Es bleibt mir gar nichts anderes übrig«, sagte Lowris, »wenn ich an solchen Tagen nicht völlig durchdrehen will.«
    »Na, dann haben wir das ja geklärt. Aber was ist jetzt mit meiner Arbeit?«
    »Welcher Arbeit?«
    »Hier.« Und sie hielt ihm das Anmeldeformular entgegen. Automatisch griff Lowris zu und studierte die Kritzelschrift.
    »Wenn ich nun keine Arbeit für Sie finde?«
    »Sie müssen!« sagte sie und runzelte lächelnd die Stirn. »Immerhin sind Ihre Hände dran schuld, daß ich meine Stellung verloren habe – und ich hab' Ihnen noch beim Vorbereiten geholfen. Also hab' ich gedacht, daß Sie vielleicht jemanden brauchen, der sich um Ihre Hände kümmert, wo Sie doch so ungeschickt sind …«
    »Ich glaube nicht…«, sagte er zweifelnd.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Können Sie kochen?«
    »Vielleicht. Wieso – haben Sie Hunger?«
    »Nein«, sagte Lowris. »Mir ist nur eben ein Gedanke gekommen. Vielleicht habe ich Arbeit für Sie, wenn Sie bereit sind, eine kleine Reise zu machen?«
    »Eine Reise? Mit Ihnen?«
    »Ich werde mitkommen.«
    »Und werde ich auch bezahlt?«
    »Hundert Dollar in der Woche – zuerst probeweise für einen Monat. Danach werden wir sehen, was Sie wert sind.«
    »Und was muß ich für das Geld tun?«
    »Hände programmieren.«
    »Und?« Sie blickte ihn herausfordernd an.
    »Das ist alles, soweit es Ihre Stellung betrifft. Was Sie in Ihrer Freizeit tun, ist Ihre Sache.«
    Sie war verblüfft. »Hundert die Woche für praktisch nichts – meine Güte! Sie machen sich über mich lustig!«
    »Entweder ja oder nein«, sagte Lowris.
    »Mister, wenn Sie verrückt genug sind, mir für eine leichte Arbeit soviel Geld zu zahlen, werde ich doch nicht nein sagen!«
    »Gut! Packen Sie heute abend Ihre Sachen und kommen Sie morgen früh um neun zum Bahnhof.«
    Er drückte auf den Knopf und wartete auf seine Sekretärin. »Jean, bitte bearbeiten Sie das Formular weiter. Ich werde die Details später nachliefern. Und rufen Sie Harting an und sagen Sie ihm, daß er seinen Koch zurückrufen soll. Ich werde morgen wieder aufkreuzen und einige neue Ideen mitbringen. O ja – sorgen Sie bitte auch für Zugreservierung und Hotelbuchung – für zwei. Ich nehme Nancy mit.«
    Jean nahm das Formular und studierte es ausdruckslos.
    »Ein Doppelzimmer oder zwei Einzelzimmer?« fragte sie schließlich, ins Leere starrend.
    »Lassen Sie Ihre Intuition walten«, sagte Lowris.
    Das Telefon surrte leise. Jean ging in ihr Büro, um den Hörer abzunehmen, und kehrte in wenigen Sekunden zurück.
    »Madelain«, sagte sie. »Sie will wissen, wann Sie voraussichtlich nach Hause kommen.«
    Lowris warf einen Blick auf die Papiere auf seinem Tisch und schürzte die Lippen. »Wenn ich morgen früh losfahren will, wird mich das die ganze Nacht kosten. Sagen Sie ihr, daß ich losgefahren bin, um Harting ein Vögelchen zu bringen. Das liegt so nahe bei der Wahrheit, daß sie es niemals glauben

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