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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zurechtgerückt hatten, lagen wieder in ihren Halterungen im Inneren des Torsos, zusammen mit anderen Spezialarmen und -händen über den Innenräumen zum Transport von Speisen. Wie die anderen Roboter war er mit einem abstrakten rot-silbernen Ornament bemalt, das zu den Wandgemälden passen sollte. Die unteren dreißig Zentimeter bestanden aus einem kurzen, flatternden Rock. Wie Lucas' Reisestuhl bewegte sich der Robotkellner auf einem Luftkissen.
    »Was ist los?« fragte Masney.
    »Nichts«, erwiderte Lucas und griff zur Speisekarte.
    Der Roboter wartete auf die Bestellung. Er hatte die Arme eingezogen und wirkte auf den ersten Blick wie ein buntbemalter Zaunpfahl.
    »Das nehme ich dir nicht ab, Luke. Warum hast du den Ober so angestarrt?«
    »Ich mag Robotkellner nicht.«
    »Wie? Warum nicht?«
    »Du bist mit ihnen groß geworden – ich aber nicht. Ich habe mich noch immer nicht an sie gewöhnt.«
    »An was soll man sich gewöhnen? Sie sind die Kellner und bringen das Essen.«
    »Schon gut«, sagte Luke und schlug die Karte auf.
    Er war alt. Es lag nicht an einer Verletzung der Wirbelsäule, daß er seine Beine seit etwa zehn Jahren nicht mehr benutzen konnte, sondern an einer langsamen Überalterung seiner spinalen Nerven. Sein Gesicht, das mit zunehmendem Alter fast satanische Züge angenommen hatte, schien in seiner Mimik jedem noch so flüchtigen Gedanken übersteigerten Ausdruck zu geben. Die schlaffe Haut seiner Arme und Schultern verbarg die harten Muskeln eines Ringers.
    »Und ich hatte geglaubt, dich zu kennen«, sagte Masney. »Du überraschst mich. Du bist jetzt hundertundvierundsiebzig, nicht wahr?«
    »Du hast mir eine Geburtstagskarte geschickt.«
    »Oh, zählen kann ich. Aber ich begreife es irgendwie nicht. Du bist fast doppelt so alt wie ich. Wann sind die Robotkellner erfunden worden?«
    »Sie sind nicht erfunden worden. Sie haben sich entwickelt, wie Computer.«
    »Wann?«
    »Du hast wohl gerade sprechen gelernt, als in New York das erste vollautomatische Restaurant eröffnet wurde.«
    Masney lächelte und schüttelte langsam den Kopf. »So lange her – und du hast dich noch immer nicht daran gewöhnt. Naja, du bist eben konservativ.«
    Lucas senkte die Speisekarte. »Wenn du es unbedingt wissen mußt – mir ist mit Robotkellnern einmal etwas sehr Unangenehmes passiert. Damals hatte ich noch deinen Posten.«
    »O wirklich?« Lloyd Masney war Polizeichef für den Los-Angeles-Bezirk und hatte diese Aufgabe von Lucas übernommen, nachdem sich dieser vor vierzig Jahren für eine Position im Dienste der Vereinten Nationen entschieden hatte.
    »Damals hatte ich mich gerade mit dem Pflaster hier vertraut gemacht; ich war kaum zwei Jahre im Amt. Wann mag das gewesen sein – ich glaube gegen 2025. Damals kamen neben vielen anderen Dingen auch die automatischen Restaurants auf. Es gab ja immer etwas Neues.«
    »Naja, daran hat sich auch heute noch nichts geändert.«
    »Natürlich nicht. Unterbrich mich bitte nicht andauernd. Um zehn Uhr an jenem Morgen machte ich gerade eine kleine Zigarettenpause, was bei mir damals etwa alle zehn Minuten vorkam, und dachte eben daran, mich wieder an die Arbeit zu machen, als mich Dreamer Glass besuchte. Dreamer war ein alter Bekannter. Ich hatte ihm wegen falscher Werbung zehn Jahre verschafft, die er abgesessen hatte. Jetzt machte er die Runde bei seinen Freunden.«
    »Mit einer Pistole in der Tasche?«
    Luke lächelte und enthüllte eine Reihe leuchtend weißer Zähne. »O nein. Dreamer war ein netter Kerl. Er hatte nur ein wenig zuviel Phantasie. Wir mußten ihn einsperren, weil er im Fernsehen behauptet hatte, sein Spülmittel wäre unschädlich für die Hände. Wie ein Test ergab, traf dieser Slogan nicht zu. Ich hielt das Urteil damals für ein wenig zu hart, aber die Betrugsgesetze waren gerade neu in Kraft getreten, und wir mußten bei den Testfällen konsequent durchgreifen, um die Leute ein für allemal abzuschrecken.«
    »Heute würde man ihn in die Organbänke schicken.«
    »Damals gab es das nicht. Ich wünschte, wir hätten niemals damit angefangen.
    Dreamer wurde also aufgrund der von mir beschafften Beweise verurteilt. Fünf Jahre später machte man mich zum Polizeichef, und zwei Jahre darauf wurde er auf Bewährung entlassen. An dem Tag, an dem er mich besuchte, war ich nicht gerade überlastet, und so holte ich die Besuchsflasche aus dem Schreibtisch und veredelte damit unseren Kaffee. Und wir unterhielten uns. Dreamer bat mich, ihn ein wenig

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