Heyne Galaxy 13
ist eigentlich los, Lowris? Gestern ist hier ein Mädchen aufgekreuzt, das dich unbedingt sehen wollte. Sie sagte, es wäre deine Schuld, daß sie ihre Arbeit verloren hat, und sie wollte wissen, was du dagegen zu unternehmen gedenkst.«
»Die verdammte Närrin!«
»Du kennst sie also?«
»Ich kann mir denken, wer sie ist. Es scheint sich um eines der Mädchen zu handeln, die bei Kandle arbeiten. Ich habe dort kürzlich ein Paar Hände installiert, und es sieht so aus, als hätte Kandle seiner gesamten Verzinnungsabteilung den Laufpaß gegeben.«
»Ist das alles?«
»Alles was?«
»Alles, was du über das Mädchen zu sagen hast.«
»Das ist alles, was ich von ihr weiß.«
»Dann erkläre mir bitte, wieso sie hier an deiner Privatadresse auftaucht und dich einfach Lowris nennt?«
»Tu mir bitte einen Gefallen und laß mich in Ruhe!« sagte Lowris. »Du kannst mich doch nicht für Kandles Fehler verantwortlich machen.«
»Ich wünschte, ich könnte sicher sein, daß Kandle der Übeltäter ist. Es sieht mir mehr nach einem deiner Fehler aus.«
»Halt den Mund!« sagte Lowris. »Für heute reicht es mir! Ich kenne das Mädchen kaum, und die Tatsache, daß Kandle Arbeitnehmer entläßt, anstatt sie an anderer Stelle einzusetzen, geht mich nichts an. Wenn du der Sache noch eine weitere Bedeutung beimißt, ist das deine eigene Schuld.«
»Hältst du mich denn für eine Närrin, Lowris? Denkst du wirklich, ich weiß nicht, daß du mit dem Mädchen ausgegangen bist? Du bist nicht nur leicht zu durchschauen, du hast auch noch einen verdammt schlechten Geschmack – und wenn du dich mit einer dummen kleinen Göre einläßt, bist du noch verrückter, als ich angenommen hatte. Hast du eine Liebschaft mit ihr?«
»Nein«, sagte Lowris, »aber der Gedanke daran beginnt mir zu gefallen, wenn ich so behandelt werde, obwohl ich mich nicht mit ihr eingelassen habe. Wieso bist du nur so entsetzlich bösartig, Madelain? Ist das ein Naturtalent, oder hast du darauf studiert?«
»Weder – noch«, erwiderte Madelain, die sich nur noch mühsam beherrschte. »Das ist das unvermeidliche Ergebnis einer Heirat mit einem verdammten Schwein wie dir.«
Lowris brach die Auseinandersetzung ab, ehe es zum vernichtenden Ausbruch kam, und ging ins Büro. Er fühlte sich schmutzig und erschöpft, und war noch niedergeschlagener als vorher. Seine Sekretärin Jean trat ihm im Vorzimmer entgegen.
»Lowris – da ist eine flotte Biene in Ihrem Büro.«
»Eine was?«
»Ein Vögelchen namens Nancy. Sie hat uns schon den ganzen Morgen belagert und will unbedingt zu Ihnen. Schließlich habe ich Jimmy angerufen, und er hat gesagt, daß ich sie in Ihr Büro stecken und ihr ein Anstellungsformular geben soll.«
»Was hat er gesagt?«
»Er sagte noch, er hätte das Gefühl, Sie könnten das Mädchen irgendwie gebrauchen. Aber einen Grund hat er nicht genannt.«
»Jimmy kann seine Weihnachtsgratifikation wegen Ungehörigkeit in den Schornstein schreiben!«
»Oh-oh – so steht die Sache also!« Jean blickte ihn scharf an. »Offen gesagt sieht sie nicht wie Ihr Typ aus.«
»Wie ich mich im Augenblick fühlte, ist nichts und niemand mein Typ. Ich bin die ganze menschliche Rasse bis obenhin satt!«
»Haben Sie etwa auch Schwierigkeiten mit Harting?«
»Die Reise war ein Reinfall erster Güte. Daß ich hinterher zu Hause vorbeigeschaut habe, war ein schwerwiegender Fehler, und hier nun Nancy vorzufinden, hat mir gerade noch gefehlt, um mich zu überzeugen, daß ich an Verfolgungswahn leide.«
»Was wollen Sie mit ihr anstellen?«
»Mit Nancy? Nichts. Bitte schieben Sie sie ab, Jean. Ich habe im Augenblick genug Schwierigkeiten.«
Jean schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Lowris. Aber aus der Sache müssen Sie sich selbst wieder herauswinden – die kleine Dame macht einen sehr entschlossenen Eindruck.«
»Schon gut! Dann werde ich mich eben selbst darum kümmern, wenn mir keiner helfen will. Ist denn die ganze Welt heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?«
Er betrat sein Büro und erblickte Nancy, die es sich in dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch bequem gemacht hatte und in einigen Magazinen blätterte. Sie schaute überrascht auf.
»Hallo!«
»Ich habe ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen!« sagte Lowris entschlossen.
In ihrer unnachahmlichen Art runzelte sie die Stirn und lachte gleichzeitig. »Ja … und ich habe zwei Hühnchen mit Ihnen zu rupfen! Was wollen Sie wegen meiner Arbeit unternehmen?«
Lowris ignorierte die Frage.
Weitere Kostenlose Bücher