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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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total blöd ist), und in meiner zugeschnürten Kehle brannte es und mein Herz fühlte sich so schwer und traurig an, dass ich die Augen schloss und mir wünschte, er würde mich noch einmal ansehen, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte, wenn er es tat.
    Ich meine, was sagt man einem Jungen, in den man sich fast verliebt hätte, wenn man nicht so oberflächlich und so unsicher gewesen wäre und wenn man nicht so viel Angst gehabt hätte, es ihm zu zeigen? Wie erklärt man, dass die Zustimmung von Leuten, die nicht einmal wirkliche Freunde sind, wesentlich schwerer wiegt als alles, was man selbst vielleicht gefühlt hat? Und warum man genau deswegen nach Mykonos abgehauen ist, um sich mit jemandem zu treffen, der sich als total und absolut ungeeignet herausgestellt hat?
    Doch dann dachte ich, dass ich diese Worte eigentlich nicht brauchte.
    Denn davon wusste er schließlich nichts.
    Daher war es nicht an mir, etwas zu gestehen, sondern an ihm.
    Denn schließlich hatte er sich mit Maria am Hafen getroffen, lange bevor mein Schiff ging.
    Er war derjenige, der gelacht und geredet und sich bestens amüsiert hatte.
    Er war derjenige, der sich hatte am Arm fassen lassen, als sie ihn auf beide Wangen küsste.
    Mitten am helllichten Tag. Direkt vor meinen Augen.
    Wo er doch am Abend zuvor gesagt hatte, er müsse die ganze Siesta durcharbeiten und könne deshalb nicht mit mir an den Strand gehen.
    Was für mich so ziemlich den Ausschlag gegeben hatte, überhaupt diese Fähre zu besteigen.
    Wenn also jemand etwas zu erklären hatte, dann er.
    Ich öffnete die Augen, räusperte mich und sagte: »Hey, Yannis? Äh, hallo? Versuchst du mich zu ignorieren?« (Was ja wohl ziemlich offensichtlich war.) Ich blieb einfach weiter stehen und sah ihm zu, wie er wie ein Wilder auf den nächsten Nagel einhämmerte und so tat, als ob ich nicht existieren würde.
    Also räusperte ich mich noch mal und redete drauflos: »Also Yannis, ich weiß, dass du wütend bist, aber ich weiß auch, dass du mich hören kannst, also fände ich es doch ganz reizend, wenn du mal einen Augenblick mit dem Hämmern aufhören und mir zehn Minuten deiner kostbaren Zeit schenken könntest.«
    Er hämmerte weiter.
    »Fünf Minuten?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass ich in einer schlechten Verhandlungsposition war, denn ich war auf seinem Gebiet und musste mich mit dem zufriedengeben, was ich bekam.
    Mehr Gehämmer.
    »Schön, letztes Angebot: eine Minute und dreißig Sekunden«, sagte ich. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte, bis er den Hammer sinken ließ, und schnappte nach Luft.
    Und obwohl er mich immer noch nicht ansehen wollte, wusste ich, dass ich den Augenblick nutzen musste und keine Zeit verschwenden durfte, und so holte ich noch einmal tief Luft und begann. »Warum redest du nicht mit mir?« Ich sah seinen Hinterkopf an und wollte, dass er sich umdrehte und endlich aufhörte, so zu tun, als sei ich gar nicht hier. »Warum bist du nicht mehr gekommen und hast auf meine Anrufe nicht reagiert? Bist du wütend auf mich? Und wenn ja, warum? Ich meine, WAS IST EIGENTLICH LOS ? Denn ich glaube, ich habe eine Erklärung verdient. Du kannst nicht einfach jemanden zappeln lassen, ›ich liebe dich‹ flüstern und dann so tun, als ob er gar nicht existiert.« Sofort wurde ich total rot und begann zu zittern und mir klopfte heftig das Herz in der Brust, als ich mich an den Teil mit ICH LIEBE DICH erinnerte, mit dem ich mich immer und immer wieder quälte.
    Als er sich endlich zu mir umdrehte, sah ich ihm direkt in die Augen, in der Hoffnung, dass sie so weich, warm und liebevoll blickten, wie ich sie letzte Woche noch gesehen hatte. Aber jetzt waren sie anders, verändert, richtig fremd. Und in ihrer Kälte und Distanziertheit fand ich alle Antworten.
    Dann zuckte er die Achseln. Dann schüttelte er den Kopf und fragte: »Colby, wann fährst du weg? In zwei Wochen?«
    »Zweieinhalb«, antwortete ich und mein Magen verdrehte sich plötzlich ganz furchtbar.
    »Okay, wir hatten unseren Spaß, aber es ist vorbei. Du kehrst in dein Leben zurück und ich in meines.« Er zuckte die Achseln. »Wieder ein Sommer vorbei.«
    »So ist das also?«, fragte ich mit brennenden Augen, denn ich hätte nicht erwartet, einfach so ohne Weiteres abgelegt zu werden.
    Wer war dieser Typ eigentlich? Hatte ich ihn je gekannt? War ich wirklich so naiv gewesen, zu glauben, dass ich mehr war als nur ein dummer Sommerflirt?
    Er zuckte die Achseln.
    »Und
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