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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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gehen.
    Ich meine, in zweieinhalb Wochen muss ich sowieso nach Hause und werde wahrscheinlich nie wiederkommen, also macht es doch nichts, wenn ich mich komplett zum Narren mache, etwas Dummes sage und/oder am Ende wie der größte Depp dastehe. Da das zu Hause doch nie jemand erfahren wird, habe ich schließlich nichts zu verlieren.
    Außerdem konnte ich den Gedanken nicht ertragen, nach Kalifornien zurückzukehren und die Sache hier einfach so auf sich beruhen zu lassen – unordentlich, unbeendet, in der Schwebe. Ich meine, wenn Yannis mich wegen Maria fallen lassen hat, dann wollte ich das gerne von ihm hören. Und wenn er mich aus einem anderen Grund fallen lassen hat, dann wollte ich das auch gerne wissen.
    Es war alles so plötzlich gekommen und so unerwartet, dass ich wohl irgendwie einen Sinn darin sehen musste. Denn Tally und Tassos hatten gesagt, dass er an jenem Abend nicht einmal bei uns gewesen ist.
    Was bedeutet, dass sie ihn nie hatten anlügen müssen.
    Und das bedeutete auch, dass er nichts von mir, Levi und Mykonos wissen konnte.
    Was wiederum heißt, dass was auch immer passiert ist, SEINETWEGEN geschehen ist.
    Und dass ich nüchtern betrachtet fallen gelassen wurde, noch bevor ich auf das Boot gestiegen bin.
    Das war mir da nur noch nicht klar.
    Sobald ich mir das alles so schön zurechtgelegt hatte, erteilte ich mir die Erlaubnis, damit aufzuhören, mich selbst zu quälen und mich wegen allem so schuldig zu fühlen, weil es letztendlich doch keine Rolle spielte. Scheinbar war ich frei und Single, ich wusste es nur noch nicht.
    Es ging mir zwar etwas besser, nachdem ich alle Schuld von mir abgewälzt hatte, aber das dauerte nicht lange an. Wahrscheinlich, weil mir damit nur noch die einzige, hässliche, unbestreitbare Wahrheit blieb …
    Ich war für diese griechische Hexe, auch Maria genannt, verlassen worden.
    Der Gedanke machte mich zwar ganz krank, aber trotzdem wollte ich es bestätigt haben. Ich musste mich der Wahrheit stellen, damit ich die Sache abhaken und weitermachen konnte. Es wurde langsam Zeit für das Ende meines Sommers.
    Aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich auch die ein wenig peinliche Tatsache zugeben, dass ein Teil von mir ihn einfach noch einmal sehen musste – nur noch ein letztes Mal, bevor ich wegging und unsere Geschichte für immer vorbei war. Ich wollte wohl sicher sein, dass es mit uns ein für alle Mal aus war. Und für mich selbst einen Schlussstrich ziehen, falls sich wirklich herausstellen sollte, dass es so war.
    Anstatt also nach Hause zu gehen, rief ich ein Taxi und fuhr direkt zu seinem Hotel, da es meiner Meinung nach noch früh genug war, dass ich ihn noch auf der Baustelle antreffen würde, und hoffentlich noch nicht so spät, dass er schon bei so etwas Entsetzlichem und Herzzerreißenden wäre, wie für Maria eine Show am Pool zu veranstalten, ganz genau wie er es für mich getan hatte.
    Also bezahlte ich den Fahrer, stieg aus dem Auto, stand einfach da und betrachtete blinzelnd die große, staubige, chaotische Baustelle, die einfach riesig war, da das Hotel im Bungalow-Stil errichtet werden sollte und nicht als Hochhaus.
    Weil ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte, ging ich einfach auf eine Gruppe von Bauarbeitern zu, räusperte mich und fragte: »Pou ine Yannis?« , was meiner Meinung nach hieß: »Wo ist Yannis?« Doch ich erntete nur eine Reihe von Schulterzucken, und dann stießen sie sich gegenseitig mit den Ellbogen an und lachten, sodass ich mir ein bisschen Sorgen machte, ich könnte das vielleicht mit einem ganz anderen griechischen Satz verwechselt haben.
    Aber dann kam ein älterer Mann, nahm mich am Ellbogen und führte mich auf die andere Seite des Hotels, wo er in ein Zimmer ging und »Ela! Yannis!« rief. Dann schüttelte er lachend den Kopf und ging zurück zu seinen Kollegen.
    Hier würde ich gerne schreiben, dass Yannis sich umdrehte, mich ansah und mich in seine Arme zog, so fest, als würde er mich nie wieder loslassen wollen. Aber so etwas gibt es nur in Romanen und schmalzigen Liebesfilmen, nicht im wirklichen Leben. Denn die Wahrheit ist, er warf mir nur einen langen Blick zu und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
    Ich stand da und starrte ihn an, seinen sonnengebräunten, muskulösen Rücken, von dem der Schweiß rann, seine starken, wohlgeformten Arme, deren Muskeln hervortraten, als er einen Nagel einschlug, die abgeschnittenen Jeans, über die sich Amanda ohne Ende lustig gemacht hätte (aber nur, weil sie
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