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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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deshalb hast du beschlossen, mich fallen zu lassen?«, fragte ich, erstaunt, dass ich überhaupt sprechen konnte, weil sich meine Kehle so heiß und zugeschnürt anfühlte. »Weil der Sommer vorbei ist? Ich meine, kein langer Abschied am Hafen? Keine Postkarten und E-Mails? Du machst einfach einen sauberen Schnitt? Und beschließt, dir einen Vorsprung zu gönnen und ohne Vorwarnung schon zwei Wochen eher Schluss zu machen?« Ich versuchte, zu lachen und so zu klingen, als würde mich das weit weniger betreffen, als es der Fall war. Aber damit konnte ich niemanden täuschen, es klang viel zu falsch und flach.
    Doch trotz alldem, trotz meiner ganzen Tirade bekam er als Antwort nicht mehr als ein Schulterzucken hin.
    Was wirklich keine gute Wahl war.
    Ich sah ihn böse an, stemmte die Hände in die Hüften, holte tief Luft und platzte heraus: »Ich frage mich nämlich, ob es vielleicht etwas anderes ist? Ich frage mich, ob es nicht vielleicht etwas damit zu tun hat, dass ich dich mit Maria am Hafen gesehen habe«, sagte ich. Der Schweiß meiner Handflächen machte meine Shorts feucht, und ich wusste nicht wirklich, worauf ich hinauswollte, aber ich konnte (wollte?) nicht aufhören. »Ich habe euch zusammen gesehen, an dem Tag, an dem du nicht mit mir an den Strand wolltest und gesagt hast, du müsstest die ganze Siesta durcharbeiten. Und dann kommst du nicht mehr, beantwortest meine Anrufe nicht und ignorierst mich einfach.«
    Und als ich auf eine Antwort wartete, tat er etwas sehr Seltsames – er schüttelte den Kopf und lachte.
    LACHTE !
    Ich war so überrascht von seiner Reaktion, dass ich einen Moment brauchte, um zu verstehen, dass das kein Lachen war, in das ich mit einstimmen sollte. Es war eher so, dass er UNS auslachte. So, wie wir hier zusammen standen, in diesem Raum, in einem Augenblick, der so kurz war, dass er nur ein Witz sein konnte. Als ob wir beide zusammen, als ob das so wertlos und unbedeutend sei, dass es nur noch zum Lachen war.
    Als er endlich aufhörte zu lachen, fragte er: »Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr, oder?«
    Ich stand da, sah auf meine braunen Füße und betrachtete ausgiebig meinen pfirsichfarbenen Nagellack und den silbernen Zehenring und das kleine Sternentattoo, von dem meine Mum immer noch nichts weiß. Denn auch wenn ich immer gewusst hatte, dass das mit uns irgendwann zu Ende sein würde, hatte ich niemals gedacht, dass es so wehtun würde.
    Nachdem ich mir so fest auf die Lippe gebissen hatte, dass es fast blutete, und endlich so oft geblinzelt hatte, dass ich die Tränen unterdrücken konnte, strich ich mir das Haar aus dem Gesicht hinter die Ohren und sagte: »Da hast du recht, nichts spielt mehr eine Rolle. Also …«
    Ich hätte so gerne etwas Lockeres, Prägnantes, vielleicht sogar Sarkastisches gesagt. Etwas, was ihm zu verstehen gab, dass ich ihn völlig verstand und es auch lustig fand, dass es völlig in Ordnung war, allem Anschein zum Trotz.
    Aber ich sagte nichts, denn meine Kehle war wieder zugeschnürt, mein Blick verschwommen, und da ich es nicht ertragen konnte, dass er mich so sah, drehte ich mich auf dem Absatz um und rannte hinaus aus diesem schrecklichen, staubigen Raum – bis nach Hause.
    Zumindest zu meinem Zuhause für diesen Sommer.
    Tallys und Tassos’ Zuhause.
    Ich glaube, ich weiß im Moment nicht, wo mein Zuhause eigentlich ist.
    Cruel Summer
    17. August
    Ja, ich weiß, dass ich vor ein paar Tagen geschworen habe, dieser Blog sei Geschichte, aus, gestorben und vorbei. Aber da der Sommer noch zwei Wochen dauert, denke ich, dass ich ihn bis zum bitteren Ende durchziehen sollte. Teils, um etwas zu tun zu haben, aber hauptsächlich, weil ich sozusagen ein neues Kapitel aufschlage, und zwar habe ich mir neuerdings vorgenommen, die Dinge, die ich anfange, auch zu Ende zu bringen.
    Außerdem bin ich fest entschlossen, meine Position als Petros’ Kundin Nr. 1 zu behalten. Das heißt für mich, dass ich eine beträchtliche Menge Zeit (und Geld) genau hier in seinem Café verschwenden muss.
    Ich weiß zwar, dass es verrückt klingt, weil ich den ganzen ersten Monat lang fast alles hier gehasst habe (ich meine Tinos, nicht das Café), aber jetzt, wo es fast Zeit für mich ist, zu gehen, bin ich doch irgendwie ein bisschen traurig.
    In letzter Zeit hab ich also weniger Zeit in meinem Zimmer verbracht und mehr am Strand und damit, die Insel zu erkunden, manchmal mit Tally und Tassos, und manchmal allein, wobei ich einige Bilder gemacht habe. Hier sind
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