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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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wird eine Wohnung für euch finden und es wird dir gut gehen. Und wenn du auf eine neue Schule gehen musst, dann wird es nicht lange dauern, bis du dich dort auskennst, neue Freunde findest und es wird auch gut werden. Vielleicht triffst du die neue Freundin deines Vaters, und es ist egal, ob du sie magst oder nicht, denn egal wie, es ist trotzdem gut. Das ganze Leben ist Veränderung, Colby. Unsere Aufgabe ist es, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen, damit es uns weiterhin gut geht.«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als ich den Kopf schüttelte und sagte: »Entschuldige mal, aber woher willst du das denn wissen? Ich meine, in deinem Leben gibt es schließlich keine Veränderungen.« Ich dachte daran, dass sie an einen Ort gezogen war, der so unglaublich veränderungsresistent und langsam war, dass es den Anschein hatte, als hätte sich seit einem Jahrhundert nichts mehr verändert. »Du kaufst deine Eier von einer alten Frau auf einem Esel, du kaufst deinen Fisch von einem Boot im Hafen, du hast nicht mal einen Computer, noch weniger einen Fernseher, ganz zu schweigen davon, dass ihr beide fast immer das Gleiche tut, tagein, tagaus, bei Regen, Sonne oder Meltemi-Wind. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber wie kommst du darauf, dass angesichts all dessen ausgerechnet du eine Expertin in Sachen Veränderung sein könntest? Du lebst doch praktisch in einer Zeitschleife!«
    Obwohl ich auf Streit aus war, lachte Tally nur. »Richtig«, gab sie zu, im Schneidersitz, die Hände im Schoß und mit einem Gesicht, so gelassen wie das der Buddhastatue in ihrem Garten. »Genau deswegen bin ich hierhergezogen. Ich wollte einen Ort mit Stabilität, ruhig und sicher. Und was habe ich bekommen? Noch mehr Veränderungen. Vielleicht nicht so starke wie zuvor, aber dennoch gibt es in meinem Leben hier genauso Höhen und Tiefen wie in jedem anderen. Manchmal ist die Veränderung nur klein, manchmal nicht, aber am Ende ist man immer besser, weiser oder einfach nur okay. Und wenn du Glück hast, alles drei gleichzeitig.«
    Da musste ich die Augen verdrehen.
    Ich weiß, dass ich es nicht hätte tun sollen, aber ich konnte nicht anders, denn so sehr ich sie mittlerweile auch mochte, so sehr ich auch gelernt hatte, unsere immensen Unterschiede zu tolerieren, war es mir manchmal einfach zu viel.
    Sie stand ruhig auf, nahm ihre Autoschlüssel, sah mich an und sagte dann: »Der Trick an der Sache ist, zu lernen, mit dem Herzen zu sehen, nicht mit den Augen.«
    Als ich ihr nachrief, um zu fragen, wohin sie ging, lächelte sie nur und sagte: »Ich muss zu einer Beerdigung.«
    21. August
    Liebe Tally, lieber Tassos,
    der Briefträger hat gerade Euren neuen COMPUTER gebracht!
    Ich habe die Kiste in die Küche neben den Tisch gestellt.
    Ist das echt wahr?
    Wenn ich Euch zeigen soll, wie man ihn benutzt, sagt mir Bescheid!
    Colby

 
    Colbys Tagebuch
    22. August
    Sobald ich Tallys Jeep davonfahren hörte, sprang ich auf und rannte ihr nach, winkte und schrie in die Staubwolke, die sie hinterlassen hatte, aber es war zu spät, sie war schon weg. Also lief ich zurück zum Strand, packte meine Sachen in die Tasche und rannte wieder zur Straße und nach Hause. Ich ignorierte das heftige Seitenstechen, während ich nach Luft ringend weiterlief und mich auf nichts anderes konzentrierte als darauf, zu Hause sofort meinen nassen Badeanzug aus- und etwas anzuziehen, was Petros’ Beerdigung angemessen war.
    Denn sobald Tally fort war, erkannte ich, dass sie recht hatte. Es war Zeit, dass ich aufhörte, mich darum zu kümmern, wie etwas AUSSAH ; mich darum zu kümmern, wie es ENDEN würde. Und zu lernen, das zu genießen, was ich hatte – solange ich es hatte.
    Als ich gerade ins Haus gehen wollte, kam ein Lieferwagen die Auffahrt hinauf und jemand stieg mit einem riesigen Paket aus, für das ich unterschreiben sollte, und ich kippte fast um, als ich sah, dass es ein Computer war.
    Aber ich hatte keine Zeit, mich darüber zu wundern, denn wahrscheinlich hatte die Beerdigung schon angefangen und ich wollte nicht noch später kommen, da die Griechen es mit ihren Traditionen sehr ernst nehmen und ich ohnehin schon viel zu spät dran war.
    Nach einer ganz kurzen Dusche drehte ich mir das saubere, nasse Haar zu einem Knoten zusammen, schlüpfte in ein schwarzes Kleid und Sandalen, rannte aus der Tür und lief hinunter in die Kirche, in der die Beerdigung hoffentlich tatsächlich stattfand, denn falls ich falsch lag, würde ich aus weiteren 699 wählen
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