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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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Ende setzen.
    Aber sie antwortete: »Zu Hause. Er macht sich fertig.«
    Ich wollte gerade fragen Wofür? , als es mir EINFIEL , also hielt ich lieber den Mund und ließ es dabei bewenden.
    »Ich wollte nur gern herkommen und ein bisschen bei dir sein. Ist das okay für dich?«, fragte sie und sah mich vorsichtig an. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, zuckte aber nur mit den Schultern. »Du fliegst bald, und ich habe das Gefühl, wir haben nicht genug Zeit miteinander verbracht.« Sie lachte. »Verrückt, nicht wahr? Wir haben fast drei Monate zusammen gewohnt, aber irgendwie ist die Zeit wie im Flug vergangen.« Sie lächelte.
    Ich sah sie an und nickte, um mich dann wieder auf meine Zehen zu konzentrieren, ein bisschen, weil ich dem schrecklichen Gefühl in meiner Kehle misstraute, das schon wieder hochstieg, aber hauptsächlich, weil ich mich fragte, wie sie dieses Gespräch auf Petros’ Beerdigung lenken und anmerken würde, wie merkwürdig es sei, wenn niemand von uns beiden da wäre. Besonders ich.
    Stattdessen seufzte sie nur und sagte: »Ich hoffe, es war nicht gar so schlimm, Colby. Ich meine die Zeit hier. Ich weiß, dass mein Lebensstil nicht ganz dem entspricht, was du von deinen Sommerferien erwartest.«
    Ich zuckte mit den Achseln, denn obwohl ein Großteil davon unbestreitbar schlecht gelaufen war, konnte sie schließlich nichts dafür.
    »Ich muss zugeben, als deine Mutter angerufen hat und mich gefragt hat, ob ich dich für den Sommer aufnehmen könnte, war ich ziemlich überrascht.« Sie lachte. »Aber dann hat sie mir von der Scheidung erzählt, und ich dachte, dass das für dich eine ganz nette Abwechslung wäre. Denn glaube mir, ich habe das auch durchgemacht.«
    Ich sah sie an und fragte mich, worauf zum Teufel sie hinauswollte. Wie konnte sie es »durchgemacht« haben, wenn Grandma nur deshalb allein lebte, weil Grandpa gestorben war? Woher wollte sie wissen, wie schrecklich es ist, wenn die Eltern eines Tages aufwachen und gemeinsam beschließen, sich ab sofort gegenseitig total zu hassen?
    »Ich war einmal verheiratet.« Sie lächelte als Antwort auf die Frage, die ich nicht gestellt hatte. »Vor langer Zeit, kurz bevor ich hierherkam. Es hielt nur ein Jahr und du warst noch ein kleines Baby, deshalb weißt du das wahrscheinlich gar nicht.«
    »War es schrecklich?«, fragte ich und bereitete mich darauf vor, eine wirklich spannende, wenn nicht sogar tragische Geschichte erzählt zu bekommen.
    Aber sie zuckte nur mit den Schultern. »Eigentlich nicht.« Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, lachte sie und sagte: »Nicht alles endet schlimm, Colby. Genau, wie nicht immer alles glücklich endet. Manchmal ist einfach … Schluss.« Wieder zuckte sie mit den Achseln. »Aber egal, was passiert, es wird immer gut.«
    Als ich sie ansah, dachte ich:
    Jetzt kommt noch mehr Love-&-Peace-Kram!
    Doch dann hatte ich deswegen sofort Schuldgefühle, also griff ich in den Sand, nahm eine Handvoll davon auf meine Handfläche und sah zu, wie er mir zwischen den Fingern hindurchrann und wieder genau dort landete, wo er hergekommen war, als wäre nichts gewesen. Als wir so lange geschwiegen hatten, dass ich es nicht mehr ertragen konnte, meinte ich: »Na ja, für dich ist vielleicht alles gut geworden, aber nur dass du es weißt: Die Scheidung meiner Eltern ist noch nicht mal durch und mein Dad lebt schon mit einer anderen zusammen, und meine Mum hat das Haus verkauft und keine Ahnung, wo wir jetzt hin sollen, weil sie viel zu sehr mit Dads neuer Freundin beschäftigt ist, und in dem Stil machen sie fröhlich weiter und versauen mir das ganze Leben und ich kann nichts dagegen tun! Nicht ein bisschen kann ich dagegen tun! Ja klar, du hast recht, ich muss es einfach akzeptieren, weil es ist, wie es ist, aber das heißt noch lange nicht, dass es gut wird. Das kannst du nicht BEWEISEN , weil es dafür keine Garantie gibt …« Aber auch wenn ich gern noch ewig weitergeredet hätte, musste ich hier doch abbrechen, weil ich meinerseits nicht garantieren konnte, dass ich nicht etwas total Peinliches tun würde, wie direkt vor ihr loszuheulen oder noch schlimmer.
    Aber Tally schüttelte nur den Kopf und sagte: »Da hast du recht, Colby. Du hattest keine Wahl und alles, was du durchmachst, entzieht sich deiner Kontrolle. Aber was ich eigentlich sagen wollte, ist, auch wenn dir diese Dinge passiert sind, bleibt die Tatsache, dass du sie überlebt hast und es dir immer noch gut geht. Und so wird es auch bleiben. Deine Mum
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