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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hatte recht: Sie mußten sich aussprechen. Und danach mußte sie es tun - irgendwie. Kein Weg führte an ihm und seinem Blut vorbei ...
    »Der Grund, weshalb wir uns in meinem niedergebrannten Heimatdorf aus den Augen verloren«, sagte Hidden Moon, »ist simpel: Ich habe mich um einen Ersatz für meinen Seelenvogel bemüht. Ich suchte einen jungen Adler, der den verwaisten Platz an meiner Seite einnehmen sollte ... Dir kann nicht klar sein, wie abhängig ich von einem Seelenvogel bin - wie solltest du es auch wissen? Die Zeit war zu kurz, um die Absonderlichkeiten, die unsere beider Existenzen umgeben, im Detail zu lüften. Das Einzige, was du in groben Zügen von mir erfahren hast, ist, daß es den Vampiren meines Stammes dank unseres Ur-Adlers vor langer Zeit gelungen ist, den Idealen, die der Lilienkelch uns vorgab, abzuschwören und eine eigene Ideologie zu entwickeln.
    Die Arapaho lebten vor ihrer Begegnung mit Landru in harmonischer Symbiose mit Land, Luft und Wasser ihrer Heimat. Die Kelchtaufe zerstörte diese Harmonie zunächst. Aber der Adler, der von Makootemane heimlich mit getauft wurde, erwies sich als resis-tent gegen das Gift des Kelchs. Über die spirituelle Verbindung mit ihm wurde zunächst Makootemanes Geist - und später der eines jeden Kelchkindes des Stammes gereinigt.
    Es war kein Akt, der sich von heute auf morgen durchsetzte. Es dauerte Jahre, ehe es der Unschuld unseres ersten gemeinschaftlichen Seelenvogels gelang, die verderbte Saat zu unterdrücken. Und wiederum Jahre gingen ins Land, bis wir begriffen, daß das Böse in uns nicht erloschen oder für alle Zeit besiegt war, sondern unsere Wege immer begleiten würde. Nur hielt der spirituelle Austausch zwischen dem Adler und uns es im Zaum. Wir lernten damit umzugehen und es in weniger schlimme Taten zu kanalisieren.
    Natürlich brauchten wir das Blut unserer Menschgebliebenen Stammesangehörigen - oder später das Blut der weißen Siedler -, aber wir hörten auf, deren Leben nur um des Erhalts unserer Existenz willen zu zerstören. Wo immer wir den Keim übertrugen, blieb das Opfer unter Beobachtung. Und wir spürten, wenn es eines Tages an Alter, Krankheit oder einem Unfall starb. Dann besuchten wir es und voll-zogen das Unumgängliche, das die Entstehung von Kreaturen verhinderte, wie Landru sie uns einst als Diener empfohlen hatte.«
    Hidden Moon schwieg kurz. Lilith hatte das Gefühl, daß er das, was er preisgab, im Zeitraffertempo nacherlebte.
    Mit rauchiger Stimme fuhr er fort: »Eines Tages bemerkten wir -beziehungsweise Makootemane, der den innigsten Kontakt zu unserem gefiederten Totem pflegte -, daß der Adler den Ansturm so vieler mit dunkler Energie überladener Ströme auf Dauer nicht schadlos bewältigen konnte. Der Ur-Adler begann zu verkümmern. Es ging soweit, daß er die Nahrung verweigerte, die bei ihm - es mag dich verwundern oder nicht - aus dem Blut seiner Artgenossen bestand.
    Spätestens dieser Moment öffnete uns die Augen, wie zweifelhaft unser Sieg über das Böse war. Wie leicht zu erschüttern. Aber wiederum war es Makootemane, der uns einen Ausweg wies. Vielleicht inspirierte ihn auch der Ur-Adler; niemand weiß es mehr so genau. Jedenfalls begannen wir unverzüglich damit, sterbliche Adler aus der Umgebung des Dorfes einzufangen und für unsere Bedürfnisse heranzuziehen ... Was für Bedürfnisse das waren, kannst du dir denken.
    Zunächst überwogen die Zweifel, ob >normale< Adler uns geben konnten, was der Ur-Adler uns gab. Aber es bedurfte nur eines innigen Umgangs und der wirklichen Bereitschaft, um auch mit deren Seelen zu verschmelzen. Die Katharsis, in der wir von da an das Dunkle in uns auf unsere Seelenvögel abluden, unterschied sich nur unwesentlich von der Art und Weise, wie wir es zuvor in Verbindung mit dem Ur-Adler getan hatten. Aber während der Übergangszeit gab es Vorfälle, die uns die Augen öffneten, wie abhängig wir von dieser intakten Verbindung sind .«
    »Vorfälle?« fragte Lilith. Sie hatte das Gefühl, daß Hidden Moon nach einer langen Einführung erst jetzt auf das Eigentliche zu sprechen kam, was ihn bedrückte.
    »Ja«, sagte er. »Einige von uns fielen in alte Denk- und Jagd muster zurück. Viele unschuldige Menschen starben grausame Tode, ehe wir uns selbst wieder genügend im Griff hatten.«
    »Du auch?« fragte Lilith.
    »Ich auch«, sagte Hidden Moon.
    »Ich verstehe - verstehe, was ich dir wirklich angetan habe. Hätte ich geahnt, welche Bedeutung der Adler

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