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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gezeugt. Ohne Lilienkelch.
    Creanna war eine verbotene Verbindung mit dem sterblichen Menschen Sean Lancaster eingegangen - und hatte das Unmögliche wahrgemacht: ein lebendes Kind geboren. Lilith .
    »O Gott ...«, rann es über ihre Lippen.
    Früher wäre bereits dies ein Unding gewesen. Früher hätte sie nicht im Traum daran gedacht, Gott anzurufen!
    Und heute?
    Langsam wanderte sie über den Platz zwischen den verbrannten Holzgerüsten, um die sich ein paar Stunden zuvor noch Büffelhäute gespannt und in denen Vampire gehaust hatten. Seit drei Jahrhunderten.
    Indianer vom Stamm der Arapaho, die Ende des 17. Jahrhunderts vom damaligen Kelchhüter Landru besucht und dazu auserkoren wurden, die Kelchtaufe zu erhalten, Vierzehn von ihnen.
    Makootemane, damals noch ein neunjähriger Knabe, hatte den Stamm in Sterbliche und Unsterbliche geteilt.
    Die erwachsenen Arapaho waren ungetauft geblieben, und die Stärksten von ihnen durften am Leben bleiben, um die heranwachsenden, anfangs noch kindlichen Vampire mit ihrem Blut zu nähren. Später hatten diese Menschgebliebenen Arapaho die Stadt New Jericho innerhalb der Grenzen ihrer traditionellen Jagdgründe erbaut.
    Und die Kelchkinder .
    . hatten den ungewöhnlichsten Weg überhaupt beschriften, von dem Lilith bis zu diesem Tage gehört hatte. Sie hatten sich - nicht von heute auf morgen, aber doch beständig - dem Zwang, böse zu sein und Böses zu tun, entsagt! Sie hatten der »Programmierung«, die der Lilienkelch als etwas Absolutes in sie gepflanzt hatte, widersprochen.
    Geholfen hatten ihnen dabei ihre Adler. Die Totemtiere der Hitani-vo'iv, der »Wolkenmänner«, wie die Arapaho von den befreundeten Cheyenne seit jeher genannt wurden. Über die reinen Tierseelen der gefiederten Partner hatten die Arapaho wieder zu sich selbst zurückgefunden .
    So jedenfalls hatte Wyando es ihr damals im Beisein Nonas erklärt. Beide waren Lilith nach Bangor, Maine, gefolgt, um sie für das Sterben der Vampir-Sippen zur Verantwortung zu ziehen. Doch bei dieser Konfrontation hatte Wyando sich als schlechter Verbündeter der Werwölfin erwiesen 1 - zu Liliths Glück ...
    Sie wußte nicht, wie es gekommen war, daß Wyando und sie zueinander gefunden hatten. Aber vor einer Stunde, kurz bevor er und seine überlebenden Geschwister selbst ihre Tipis in Brand gesetzt hatten, waren ihre Lippen miteinander verschmolzen und hatten sich einander zugehörig gefühlt.
    Sie beide - Lilith war überzeugt gewesen, daß dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Aber Wyando war ohne ein erklärendes Wort verschwunden. Sie hatte gesehen, wie er sich an die Fersen seiner Brüder und Schwestern geheftet hatte, die dem brennenden Dorf den Rücken kehrten. Wie schon einmal, beim ersten Auftauchen des Drachen, wollten sie sich in alle Winde zerstreuen. Wollten versuchen, Frieden mit sich selbst und der Welt zu machen, die nur Legenden von ihnen und ihresgleichen kannte .
    Aber bisher war Wyando nicht zurückgekehrt.
    Hidden Moon.
    Im Moment einer totalen Mond-Eklipse mit Makootemanes Blut getauft, schien er schon immer eine Außenseiterstellung innerhalb des Stammes innegehabt zu haben. Makootemane, der Häuptling, war sein Freund und Förderer gewesen.
    Gewesen.
    Makootemane war tot. Nicht als einziger. Unsterbliche waren gestorben .
    Lilith wußte, daß es die Unsterblichkeit des Körpers nicht gab, höchstens die menschlicher Seelen.
    Und vampirischer Seelen?
    Hatten Vampire überhaupt noch eine Seele? War sie bei ihrer unheiligen Taufe nicht im Bodensatz des Lilienkelchs zurückgeblieben? So hatte es immer ausgesehen. Und so hätte es auch bei den »unsterblichen« Arapaho sein müssen.
    Besaß Wyando demnach keine Seele mehr? War er des wertvollsten Guts beraubt, das man sich überhaupt vorstellen konnte?
    Lilith schüttelte den Kopf. Sie wollte es nicht glauben, nicht wahrhaben. Ein entseeltes Wesen konnte nicht . küssen, wie Hidden Moon es getan hatte. Er konnte sie nicht mit diesem Ausdruck in den nachtschwarzen Augen ansehen .
    Fröstelnd befahl sie ihrem Mimikrykleid, mehr Fläche ihrer Haut zu bedecken. Der Symbiont gehorchte, aber als Lohn seines Gehorsams nahm er sich ein wenig von ihrem Blut.
    Lilith wehrte sich nicht dagegen, denn es war rechtens. Sie hatten einen Pakt geschlossen. So wie das Blut, das sie nährte, die Farbe gewechselt hatte, verhielt es sich auch bei dem Fragment des Symbion-ten, den sie einst von Creanna erhalten hatte. Dieses lebendige und beliebig wandelbare

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