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Hide (German Edition)

Hide (German Edition)

Titel: Hide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Begründung nannte.
    Die Haustür ging auf.
    »Warst du erfolgreich?«, hörte ich Nick fragen.
    Sam brummelte seine Antwort.
    »Arrangier das mit Onkel Will«, flüsterte ich Dani zu.
    Sie nickte mit einem Grinsen.
    Irgendwie würde ich schon nach Port Cadia kommen. Mit oder ohne Nick.

16
    Ich verabschiedete mich von Cas und Dani und dann begleitete Sam uns zu dem Wagen, den er für uns geklaut hatte. Es war ein unscheinbares Fahrzeug, die Farbe erinnerte an nasse Kohle. Die Scheiben waren leicht getönt, was mir immer ein Gefühl von Sicherheit gab.
    Während Nick eine Vorratstasche in den Kofferraum verfrachtete, brachte Sam mich zur Beifahrerseite. »Zeig mir deine Waffe«, sagte er.
    Ich gab sie ihm.
    Die Straße war zu dieser Tageszeit wie ausgestorben und ich fragte mich, ob jeder der hiesigen Anwohner gerade irgendeiner total alltäglichen Beschäftigung nachging, wie einem Bürojob, oder vielleicht mit Freunden Kaffeetrinken war. Was würde ich nicht alles geben, um ein solches Leben zu führen.
    Sam löste das Magazin aus dem Griff und prüfte, ob es vollständig geladen war, bevor er es wieder an seinen Platz schob.
    »Wann sehen wir uns wieder?«, fragte ich.
    Er öffnete meine Jacke und steckte die Waffe wieder in mein Schulterholster. »Ich weiß es nicht. Ich werde deinen Dad anrufen und fragen, ob er irgendwas über neue Projekte weiß. Dann schauen wir weiter. Melde dich nur im äußersten Notfall bei mir. Ich möchte es nicht riskieren, dass einer von uns das Falsche sagt.«
    Es fing an, behäbige, kleine Flocken zu schneien, die auf Sams Schultern liegen blieben. Ich wedelte sie weg. »Und was soll ich solange machen? Ich möchte auch was tun.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ruh dich aus.«
    Wir verfielen in Schweigen. Es gab noch ein Thema, über das wir reden mussten, aber keiner von uns beiden war mutig genug, es anzusprechen.
    Dani.
    »Schau mich nicht so an«, sagte Sam und legte dabei den Kopf schief.
    »Wie denn?«
    »Als würdest du dir Sorgen darüber machen, dass ich wieder mit deiner Schwester zusammenkomme.«
    »Oh, wow. Das liegt alles in meinem Blick?«
    Er legte mir einen Arm um die Schultern und zog mich an sich. »Ich weiß nicht, wie oft ich dir das noch sagen muss, aber: Du musst dir keine Gedanken machen.«
    »Mach ich doch gar nicht.«
    »Oh, wohl.«
    Ich zupfte am Ärmel meiner Jacke herum. »Hast du immer noch Flashbacks von früher? Aus der Zeit mit ihr?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete. »Ja.«
    »Worum drehen sie sich?«
    Er seufzte. »Um nichts Wichtiges.«
    »Du lügst.«
    »Das willst du gar nicht wissen.«
    »Sam.«
    Er faltete seine Hand in meine. Seine Finger waren lang und stark, neben ihnen sahen meine winzig aus. Die Venen bildeten Muster auf dem Handrücken und verloren sich zwischen den Fingerknöcheln. Ich fand ihn ja rundum perfekt, aber seine Hände liebte ich am meisten.
    Und dann wurde mir plötzlich mit einem Gefühl ungeheurer Verzweiflung bewusst, dass ich seine Hände bisher nicht gezeichnet hatte.
    Die Bilder, die ich im Kopf hatte, waren nicht verlässlich. Ich brauchte etwas Konkreteres, Handfesteres. Fotos. Zeichnungen. Worte auf Papier.
    Und ich hatte es versäumt, Sam aufzuzeichnen.
    Geh nicht , dachte ich. Ich wollte es am liebsten laut schreien, ihn anflehen, mich nicht zurückzulassen. Aber darauf würde er niemals hören.
    Er beugte sich zu mir, eine Hand an meine Wange gelegt. Er küsste mich sanft, langsam, auf eine Art, die mehr war als nur Lippen auf Lippen. Ein Kuss, der nicht nur körperlich war, sondern tiefer ging. Ein Kuss, den ich in meiner Seele spürte.
    Ein Kuss, der sich wie ein Abschied anfühlte.
    Ein Kuss, der nicht enden sollte.
    Ich hatte nie genug von Sam. Nie.
    Als er sich von mir löste, hielt ich die Augen noch einen Moment lang geschlossen, um ihn mir ganz genau einzuprägen. Wie er sich anfühlte, wie er roch. Nichts sollte mir dazwischenfunken, während ich diese Erinnerung an einem Ort in meinem Gedächtnis verankerte, der hoffentlich selbst vor den Zugriffen der Sektion sicher war.
    »Pass auf dich auf«, sagte ich.
    »Du auch auf dich.«
    Und dann war er fort.

17
    Wir verließen die Stadt und Nick steuerte die Schnellstraße an. Ich hatte keine Ahnung, wohin er wollte. Aber vielleicht wusste er das ja selbst nicht.
    Ich lehnte mich mit der Stirn ans Seitenfenster und schloss die Augen. Ein Brennen meldete sich kurz hinter der Nase, das mir nur allzu bekannt war. Aber ich wollte nicht weinen. Nicht

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