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Hide (German Edition)

Hide (German Edition)

Titel: Hide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Dad, schätze ich.«
    »Dann ruf ihn an.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte ich.
    Sie zog den Speicherstick aus dem Laptop und steckte ihn in meine Hosentasche. »Wenn du meinen Rat willst: Trau niemandem. Vielleicht nicht einmal mir.«
    »Du bist meine Schwester«, sagte ich. Und zum ersten Mal fühlte es sich wahr an.
    »Und als deine Schwester rate ich dir, bring dich in Sicherheit. Mich jedenfalls würde das enorm erleichtern. Hier.« Sie gab mir einen Autoschlüssel. »Der gehört zu dem blauen SUV auf dem Parkplatz.«
    »Woher hast du …«
    »Schsch.« Sie warf einen Blick in den Flur. »Komm.« Ich schnappte mir meinen Rucksack und sie zog mich mit bis zur Wohnungstür, vergewisserte sich auch dort, dass die Luft rein war, bevor sie mich hinausschob.
    Im Hausflur umarmte sie mich kurz und küsste mich auf die Wange. »Pass auf dich auf«, sagte sie, drehte mich Richtung Treppe und hatte schon die Wohnungstür hinter sich geschlossen, bevor ich überhaupt etwas erwidern konnte.
    Mein Herz schlug so laut, dass es mir in den Ohren hämmerte. Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal und verließ den Komplex durch den Hinterausgang in der Nähe des Parkplatzes. Unmittelbar vor der Tür blieb ich stehen, warf einen Blick zurück in die Eingangshalle und fragte mich, ob ich Nick, Cas oder sogar Sam von dem erzählen sollte, was Dani und ich dort gelesen hatten.
    Ich wollte nicht allein sein.
    Ich wollte nicht fort.
    Ich muss das Risiko eingehen , dachte ich. Es musste doch eine Erklärung geben oder etwa nicht?
    Doch dann meldete sich der rationale Teil meines Gehirns und sagte mir, dass ich jetzt stark sein solle, dass ich gehen müsse.
    Schon saß ich im SUV und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Es fing an zu schneien, dicke, träge Flocken fielen auf die Windschutzscheibe, auf der sie schmolzen.
    Ich stellte den Schalthebel auf D und fuhr vom Parkplatz.

24
    Weil ich das Handy in der Wohnung vergessen hatte, hielt ich nach einer Telefonzelle Ausschau. Es dauerte fast eine Stunde, bis ich eine fand. Und dann durchsuchte ich sicher zehn Minuten lang den Wagen, um genug Münzen für ein Telefonat zusammenzukriegen.
    Dad ging nach dem zweiten Klingeln dran.
    »Hallo?«, sagte er in skeptischem Ton.
    »Ich bin’s, Dad. Ich kann nicht lange sprechen, ich rufe aus einer Telefonzelle an.«
    Er atmete hörbar ein. »Wenn du aus einer Telefonzelle anrufst«, sagte er, »kann das nur heißen, dass du in Schwierigkeiten steckst.«
    Ich umklammerte den Telefonhörer fester und starrte dabei durch das Seitenfenster auf die Parkplätze der Tankstelle. Die Sonne ging gerade auf, die Berufspendler hielten, um zu tanken und sich dabei gleich mit Kaffee und Donuts einzudecken. An die Tankstelle schloss eine Bäckerei an und ich konnte den frittierten Teig bis hier draußen riechen.
    Mir knurrte der Magen.
    »Ich muss für ein paar Tage bei dir unterkommen«, sagte ich.
    »Anna«, sagte er und atmete dabei aus, »du weißt doch, dass das nicht sicher ist. Und …«
    Ich konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.
    Sie strömten einfach aus mir heraus. Ich presste die Lider aufeinander, in dem verzweifelten Versuch, mich wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber vergebens. Meine stockende Atmung verriet mich, und Dad schaltete sofort.
    »Wo bist du? Noch in Michigan?«
    »Ja.«
    »Zu welchem Treffpunkt kannst du am schnellsten kommen?«
    Eine Woche nachdem wir dem Hauptquartier der Sektion entkommen waren, hatten Dad und ich mehrere Treffpunkte ausgemacht, die über ganz Michigan verteilt lagen, ein paar sogar landesweit, damit wir uns ganz unkompliziert per Code irgendwo verabreden konnten.
    Wir konnten einfach nicht vorsichtig genug sein, schließlich gab es so etwas wie sichere Telefonleitungen nicht in unserer Welt. So etwas wie Sicherheit im Allgemeinen auch nicht. Der Mann im schwarzen Anzug mit knallroter Krawatte, der sich in unmittelbarer Nähe an einem Zeitungsstand aufhielt, konnte genauso gut ein Sektionsmitarbeiter sein.
    Ich musste auf der Hut sein. Immer.
    »Vier.«
    Vier stand für Millerton, einen Ort in Michigan, der gar nicht so weit von Grand Rapids entfernt lag. Dad und ich hatten verabredet, uns im Millerton Park zu treffen, ziemlich genau in der Mitte der Stadt, sofern wir je auf Treffpunkt vier zurückgreifen mussten.
    Ich war dort noch nie gewesen, aber als wir uns damals auf die Treffpunkte einigten, hatte ich mir gleich eine Karte geschnappt und mir genauestens angeschaut, wie ich an die

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