Hide (German Edition)
gelogen. Ich hatte noch ein paar Monate vor mir.
»Cool«, sagte Brad und klemmte das Funkgerät wieder an den Gürtel. Dann schob er die Hände in die Hosentaschen, was zu einer leicht gekrümmten Haltung führte. Er war ein gutes Stück größer als ich, vielleicht sogar 1,80. Ungefähr Sams Größe.
»Wohnen Sie hier in der Nähe?«
Die Frage traf mich völlig unvorbereitet, schon war ich in höchster Alarmbereitschaft. Wollte er das wissen, weil er freundlich und neugierig war, oder gehörte er zur Sektion?
Glücklicherweise tauchte in diesem Moment Nick auf und antwortete für mich. »Nein, sie wohnt nicht hier in der Nähe. Komm, Frannie, wir müssen weiter.«
Frannie? Ich schaute ihn schräg an. Was Besseres war ihm nicht eingefallen?
»Schon gut, Gabriel , ich komm ja schon«, sagte ich.
Nicks Augen wurden schmal. Gabriel war einer seiner Decknamen gewesen, bevor er im Labor des Farmhauses gelandet war. Wir hatten diesen Vermerk in seinen Akten gefunden. Und Nick verabscheute diesen Namen. » Klingt nach einem dieser Typen, die ich nicht ausstehen kann« , hatte er gesagt.
Brad sah von Nick zu mir und zurück.
Cas hatte Nick einmal als Hai im Pantherkostüm beschrieben, was so ziemlich den Nagel auf den Kopf traf. Selbst völlig Fremde brauchten nie lange, um zu spüren, was für einen Typen sie da vor sich hatten. Außer natürlich er gab sich Mühe, einen guten Eindruck zu machen.
Was er momentan nicht mal ansatzweise versuchte.
Brad richtete sich auf und nahm die Schultern zurück. Ob bewusst oder unbewusst, er ging in Abwehrhaltung.
Offensichtlich ging Brad davon aus, dass es sich bei Nick um meinen Freund handelte, was ich am liebsten schnell und lautstark bestritten hätte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte Nick mir einen Arm um die Schultern gelegt und mich an sich gezogen. Die Worte blieben mir im Hals stecken.
»Ähm … Danke für Ihre Hilfe«, sagte ich noch, während ich mich von Nick wegleiten ließ.
»Kein Problem«, erwiderte Brad leise, ohne sich einen Millimeter zu bewegen.
Als wir in den nächsten Gang eingebogen waren, schubste ich Nicks Arm von meiner Schulter und ging auf Abstand. »War das wirklich nötig?«
Er nahm eine Packung Müsli aus dem Regal und warf sie in den Wagen. »War was wirklich nötig?«
Ich stöhnte. »Manchmal hasse ich dich.«
»Na, das beruht immerhin auf Gegenseitigkeit.« Nun griff er nach einer Tüte Haferflocken. »Was sollte das überhaupt? Stehst du neuerdings auf Regalauffüller? So was geht nicht, Frannie, so viel solltest du mittlerweile wissen.«
»Ich bin kein kleines Kind, Gabriel. « Genervt seufzte ich. »Ich wollte nur Erdnussbutter, mehr nicht.« Dann strich ich Müsli und Haferflocken von der Liste. »Und bevor du aufgetaucht bist, hatte ich die Sache auch ziemlich gut unter Kontrolle. Ich bin nicht ganz so dumm, wie du offenbar denkst.«
»Das mag ja sein, trotzdem bist du in keinerlei Hinsicht so gut ausgebildet wie wir anderen.«
Das stimmte. Aber ich lernte dazu. Und ich war bereit, alles zu geben, um vorbereitet zu sein.
Schweigend suchten wir die letzten Dinge zusammen und steuerten dann die einzige geöffnete Kasse an. Dort saß eine junge Frau, ein paar Jahre älter als ich, die Haare komplett schwarz gefärbt, abgesehen von einer kirschroten Strähne, die ihren Pony zierte. In ihrer Unterlippe befand sich ein Piercingring, ebenso in ihrer linken Augenbraue.
Als sie Nick erkannte, lächelte sie und stellte damit gleich noch ihr Zungenpiercing zur Schau. »Wie geht es dir heute?«, fragte sie und ignorierte mich ganz demonstrativ.
Mir gegenüber war Nick immer mürrisch und abweisend, aber er konnte auch äußerst charmant sein, wenn er wollte. Und ganz offensichtlich war dies einer dieser Momente.
Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Kassenverkleidung und verschränkte die Arme vor der Brust, damit seine Oberarme noch muskulöser aussahen. Er grinste. »Gut. Und selbst?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Heute ist nix los. Dieser Job ist so stinklangweilig.«
Nick lachte, heiser und tief. »Dieser ganze Ort ist stinklangweilig.«
»Wem sagst du das?« Sie verdrehte zustimmend die Augen. »Meine Freunde und ich fahren fast jedes Wochenende in die Stadt, nur um hier wegzukommen.«
Nick lehnte sich näher zu ihr. »Und wohin geht ihr dann so?«
»Meistens ins DuVo. Das ist echt Bombe.«
Bombe? Wer sagt denn so was?
Ich las die Endsumme vom Display ab und reichte der Kassiererin das nötige
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