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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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meinem Kopf.
    Was war da bloß los?
    Ich rannte. Durch einen Flur. Jemand schrie mir hinterher. Ich stürzte ins Bad, riss die Verkleidung vom Spülkasten und steckte meine Hand in das kalte Wasser. Als ich sie wieder herauszog, umschloss sie einen verschließbaren Plastikbeutel, in dem sich eine Pistole befand.
    Meine Knie gaben nach. Ich fiel, suchte verzweifelt irgendwo Halt und stieß dabei ein Körbchen mit irgendwelchem Badekram um. Fläschchen aus Plastik und Aluminium regneten scheppernd mit mir zu Boden.
    Blut an meinen Händen. Lief mir die Arme entlang. Blut unter meinen Fingernägeln.
    Etwas splitterte und schlug gegen die Wand. Hände schüttelten mich.
    »Bringt Anna hier weg«, sagte Dani.
    »Anna!«, schrie Nick. »Kannst du mich hören?«
    Es tat höllisch weh, die Augen zu öffnen, das Deckenlicht blendete mich. Flashback und Wirklichkeit vermischten sich und ich war mir nicht sicher, was wohin gehörte.
    Nick hockte neben mir, seine Finger bohrten sich in meinen Schädel, während er ihn absuchte. »Was ist passiert?«
    »Ein Flashback.«
    Er warf einen Blick über die Schulter zu der nun aufgebrochenen Badezimmertür. »Neue Regel: Du schließt künftig nicht mehr ab.«
    Mit seiner Hilfe kam ich auf die Füße. Kurz wurde mir schwindelig, ich fing mich aber schnell genug, um Nick vormachen zu können, dass alles in Ordnung war.
    Aber war es das?
    Als wir das Farmhaus gerade verlassen hatten, war Sam von einer ganzen Reihe heftigster Flashbacks überwältigt worden, während die Wirkung der gedächtnisunterdrückenden Mittel nachließ. Mein Vater hatte mir erklärt, dass Sams Flashbacks ihn mit solcher Vehemenz überfielen, weil an seinem Gedächtnis so extrem oft herumgepfuscht worden war.
    Soweit ich wusste, hatte die Sektion meine Erinnerungen nur einmal gelöscht, und zwar ziemlich genau bevor ich im Farmhaus untergebracht worden war.
    Weshalb machte ich denn dann das Gleiche durch wie Sam?
    * * *
    Wir blieben noch ein paar Stunden in dem Sommerhaus und Nick versuchte, die Badezimmertür einigermaßen zu reparieren. Ihm gelang es zwar, sie wieder in die Angeln zu heben, aber der Bruch in der Mitte, wo Nick sie mit der Schulter gerammt hatte, ließ sich einfach nicht verbergen.
    Es war kurz nach sieben, als Nick die Heizung wieder abstellte und das Haus hinter uns wieder verschloss. Dann brachte er mich bis zum Beifahrersitz, als hätte er Angst, ich könnte plötzlich wieder von einem Flashback überwältigt werden.
    Nachdem ich mich hingesetzt hatte, folgte ich ihm mit Blicken, wie er um die Front des Wagens lief, sein Gesicht finster. Ich war mir nicht ganz sicher, wer dieser Nick war, der sich so rührend um mich kümmerte, mir ins Auto half und sich sogar die Zeit nahm, noch einmal zu überprüfen, ob mit mir wirklich alles in Ordnung war.
    Vielleicht entsprach dieser Nick ja seinem wirklichen Selbst, einer Kombination aus seinem früheren und dem heutigen Ich, dem genetisch veränderten harten Kerl.
    Aber ganz gleich, wer er war, ich mochte ihn. Und ich wünschte mir, dass er bei mir blieb.
    Die Fahrt bis zum Molly’s dauerte eine halbe Stunde. Die Uhr im Armaturenbrett zeigte 19.45   Uhr, als wir auf den Parkplatz einbogen.
    Das Molly’s befand sich in einem zweistöckigen Haus am Rande der Stadt. Musik drang durch die dünnen Rotholzwände, davor drängelte sich eine kleine Menschentraube zum Rauchen. Ein orangefarbenes Neonlicht im Fenster versprach Bier vom Fass.
    »Ich geh vor«, sagte Nick, nachdem er den Wagen geparkt hatte. »Meinst du, du erkennst deinen Onkel?«
    »Ja, da waren Fotos von ihm auf dem Speicherstick.«
    »Wenn du ihn siehst, sagst du mir bitte sofort Bescheid, ja?«
    »Ja.«
    Wir stiegen aus. Auf dem Weg zum Eingang schlang ich die Jacke enger um mich.
    Nick öffnete die Tür und schon kam uns der Geruch von abgestandenem Bier und Schweiß entgegen. Die Bässe ließen den Boden beben. Die Bar war proppenvoll.
    Nick steuerte einen runden Tisch in der Ecke an, der zum Teil hinter einer Säule verborgen lag.
    Ich ließ den Blick durch den Raum gleiten. Eine große Gruppe stand in der gegenüberliegenden Ecke. Ein korpulenter Mann in einer Jeanslatzhose hielt eine Zigarette in der Hand, als könne er das Nikotin über Osmose aufnehmen, denn angezündet war sie nicht. Eine kleine dunkelhaarige Frau lachte schallend über etwas, das ihre Freundin sagte.
    Weiter hinten saß ein Pärchen in einer Nische und knutschte. Ein paar junge Frauen kippten gerade eine Runde

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