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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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etwas Harmloseres als eine öffentliche Bibliothek? Also während sich jede meiner Zellen entspannen wollte, blieb ich trotzdem in Alarmbereitschaft.
    Die Wohnung war klein, ein nach hinten gelegenes Schlafzimmer und eine Kochnische, die quasi zum Wohnzimmerbereich gehörte. Dort stand eine Couch, die auf der linken Seite auffällig verschlissen wirkte, so als würde Onkel Will die meiste Zeit in seiner Wohnung genau dort verbringen und in den alten Fernseher starren, der auf einem wackeligen Tisch stand.
    Auf dem Abtropfgitter stand sauberes Geschirr, im Abfluss jedoch kein schmutziges. Der kleine Esstisch für zwei Personen war leer und gerade frisch poliert. Die Möbelpolitur lag noch in der Luft. Genauso Zigarrenrauch.
    »Setzt euch«, sagte Will.
    Ich nahm auf der rechten Couchhälfte Platz, Nick auf der Lehne direkt neben mir. Ich musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er angespannt war. Bereit, jederzeit einzugreifen.
    Will zog sich einen der Küchenstühle heran. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Er lachte, doch das fröhliche Geräusch endete in einem lang gezogenen Seufzer. »Du sieht so erwachsen aus.« Er rieb die Handflächen aneinander. »Also, worüber wolltest du mit mir sprechen?«
    »Über ein paar sehr unterschiedliche Dinge. Dani hat mir erzählt, dass du noch Kontaktpersonen bei der Sektion hast.«
    »Das stimmt.«
    Ich faltete die Hände und legte sie mir in den Schoß. »Vor zwei Tagen haben wir Dani in einem Labor der Sektion gefunden. Zusammen mit drei Jungs.«
    »Jungs wie Sam?«, fragte Will, sein Ton zurückhaltend.
    »Ja, aber … irgendwas war anders.« Ich fasste kurz zusammen, was passiert war, als wir uns von Greg und den anderen verabschiedet hatten.
    Will hörte gebannt zu und legte dann ein Bein über das andere. »Höchstinteressant. Ich habe davon gehört, dass die Sektion neue Wege der Programmierung testet. Meint ihr, sie wurden irgendwie aktiviert?«
    »Ja, aber wir sind uns nicht sicher, was der Auslöser war.«
    »Könnte so etwas wie ein Codewort gewesen sein.«
    Nick ließ einen seiner Fingerknöchel knacken. »Wie hoch stehen denn die Chancen, dass einer von uns genau das richtige Wort zum genau richtigen Zeitpunkt gesagt hat?«
    Will zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war es ja ein ziemlich alltägliches Wort …«
    »Meinst du, die Programmierung lässt sich auch wieder rückgängig machen?«, fragte ich.
    »Natürlich, da gibt es immer einen Weg. Aber ich habe leider überhaupt keine Ahnung, wo man dazu ansetzen müsste.«
    Ich seufzte. Das hatte ich befürchtet.
    »Und da gibt es noch etwas«, sagte ich.
    »Na, immer raus damit.«
    »Dani hat mir gesagt, du warst bei uns zu Hause, als meine Eltern gestorben sind.«
    Will senkte den Kopf, seine dichten Wimpern trafen auf die Sommersprossen seiner Wangen, als er die Augen fest schloss. »Ja, war ich«, sagte er leise.
    Ich spürte, dass Nick mich beobachtete.
    »Was ist in der Nacht passiert?«
    Will schaute auf. Plötzlich wieder kerzengrade. Die Hände zu Fäusten geballt. »Sam ist passiert. Er hat deine Eltern getötet. Dich mitgenommen.«
    Alle Luft entwich mir in einem langen Keuchen.
    »Das kann nicht stimmen«, sagte ich.
    Will beugte sich vor. »Ich war dort, Anna. Ich habe es gesehen.«
    In meinem Kopf drehte sich alles.
    Sam hatte meine Eltern getötet?
    »Aber … warum?«, hauchte ich.
    Will hob eine Schulter. »Soweit ich das verstanden habe, wollten deine Eltern Dani von ihm fernhalten. Sie wussten, dass er sich in Schwierigkeiten mit der Sektion verstrickt hatte, und wenn er Dani mitnahm, brachte er auch sie in Lebensgefahr. Ich kam erst dazu, als Sam schon fast die Waffe gezogen hatte. Ich versuchte noch, ihn aufzuhalten, aber er war einfach zu stark.« Tränen zeigten sich in Wills Augen, als er zu mir sah. »Es tut mir so leid, dass ich ihn nicht aufhalten konnte.«
    Ich hätte mich am liebsten übergeben.
    Sam hatte meine Eltern getötet.
    Und er war gerade mit Dani unterwegs.
    Noch ein Gedanke kam mir. »Waren die anderen auch da? Nick oder Cas?«
    Will warf Nick einen flüchtigen Blick zu. »Nein.«
    Erleichterung, wenngleich nur minimale und überhaupt nicht tröstliche, durchströmte mich. »Und ich? Wo war ich?«
    »Du hast dich in deinem Zimmer versteckt.«
    »Gibt es Beweise dafür? Dass Sam sie erschossen hat?«, fragte Nick.
    Will streckte seine Arme aus. »Gibt es, aber ich habe keine hier. Von einem meiner alten Kontakte weiß ich, dass der Abend sehr detailliert

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