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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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Jung gespielt wurde, zogen die Jungen Schienbeinschoner an, bei Bundesligaspielen brauchten sie die Dinger nicht – was damals im Gegensatz zu heute jedem selbst überlassen war. Was dann ab Sommer 1978 geschah, ist einzigartig im deutschen Fußball. »Wir haben alles auf eine Karte gesetzt«, erinnert sich Breitner, »wir wollten den Verein übernehmen.« Es war eine Revolution von der Basis aus.
    Für die Revoluzzer musste Trainer Gyula Lorant weg. Schon Wochen vor dem Start in die Liga suchte Breitner daher die offene Konfrontation. »Ich habe nachdrücklich gesagt, dass unter der Leitung von Lorant keine Chance besteht, sich zu entfalten.« Was sich damals, öffentlich in Blöcke und Mikrofone gesprochen, so anhörte: »Ich habe ihn durchschaut. Lorant fehlen die fachlichen Voraussetzungen, um den FC Bayern in der Bundesliga zu führen.« Breitner sah nur einen einzigen Ausweg: »Daher habe ich so lange Stunk gemacht, bis der Trainer gehen musste.«
    Vorher aber ging Hoeneß, wegen Lorant. Der Ungar hatte Hoeneß ausgemustert und setzte ihn nur noch auf die Bank. Lorant argumentierte, dass der einstige Star nach zwei Operationen wegen seiner anhaltenden Kniebeschwerden infolge eines Kreuzbandrisses nicht mehr gut genug für den FC Bayern war. Die Verletzung war schon alt, stammte aus dem Champions-League-Finale von 1975 gegen Leeds United, und die Kniebeschwerden waren langwierig. Von regelmäßigem Training konnte daher keine Rede sein. »Wir hatten mit Gyula Lorant einen Trainer, der wenig Rücksicht genommen hat auf Spieler, die verletzt waren und die man an die Mannschaft hätte heranführen müssen«, erzählt Hoeneß. »Er hat nach der Methode gearbeitet: Vogel friss oder stirb! Das war für meine damalige Situation schwierig. Diskutieren konntest du mit ihm nicht, das gab es für ihn nicht. Es gab legendäre Streitszenen zwischen dem Trainer und Paul, der eine gänzlich andere Auffassung vom Fußball hatte, die waren so legendär, dass man sie gar nicht beschreiben kann.« Breitner kämpfte für seinen Freund, aber vergeblich.
    Hoeneß hatte da schon resigniert und sah sich nach anderen Vereinen um. Der damalige HSV-Manager Günter Netzer überredete ihn dann, nach Hamburg zu gehen. Und obwohl Hoeneß sogar schon das Training vor Ort aufgenommen hatte, scheiterte der endgültige Wechsel zum HSV für eine Ablösesumme von 250 000 DM doch noch im letzten Moment. Um sicherzugehen, keinen baldigen Sportinvaliden zu verpflichten, wollte der Hamburger Mannschaftsarzt Ulrich Mann Hoeneß per Arthroskopie – einer Kniegelenksspiegelung unter Vollnarkose – untersuchen lassen. »Das war damals ein sehr seltener Eingriff«, so Hoeneß, »noch dazu mit diesem riesigen, zehn Zentimeter langen Rohr. Die Technik war in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten. Und ich sah keinen Anlass, auf diese Weise aus Jux und Tollerei in mein reizfreies Knie hineinzuschauen.« Hoeneß weigerte sich also und ließ den Deal in letzter Sekunde platzen. Bei einem Besuch im ZDF-»Sportstudio« schimpfte er: »Solch eine Arthroskopie kann Infektionen verursachen, oder es kann das Kniegelenk geschädigt werden. So etwas machen zu wollen ist unverantwortlich. Ein Arzt in München spricht sogar von einem Kunstfehler. Wenn solche Zustände einreißen sollten, dann möchte ich kein Profi mehr sein. Dann höre ich auf mit Fußballspielen.« Machte er aber nicht.
    In den nächsten Wochen und Monaten wurde Hoeneß jedoch nur noch sporadisch eingesetzt wie ein lausiger Einwechselspieler, der eben ab und an einmal ranmuss, aber im Grunde gar nicht mehr dazugehört. Wenig später kam es dann zum Eklat. Sein letzter Auftritt im Bayern-Trikot dauerte nur elf Minuten. Obwohl Lorant wusste, dass beim Auswärtsspiel in Stuttgart wegen der Nähe zu Ulm viele Verwandte und Freunde von Uli Hoeneß zusehen würden, wechselte er ihn nicht ein, sondern brachte stattdessen bei einem 0:2-Rückstand zehn Minuten vor Schluss den Verteidiger Klaus Augenthaler. Paul Breitner hatte schon während der letzten halben Stunde vehement und lautstark die Einwechslung des Stürmers Hoeneß gefordert – vergeblich. Erst gegen Ende, als das Spiel verloren war, durfte Hoeneß endlich mitmachen. »Es war der Höhepunkt eines Rachegefühls, einer Antipathie Lorants«, findet Breitner. Auf diese Weise endete am 21. Oktober 1978 Hoeneß’ aktive Zeit im Bayern-Trikot – als nahezu überflüssiger Ersatzmann. Das war’s.
    Nicht ganz. Denn der 1. FC Nürnberg nutzte

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